Ein Mädchen fällt von einem Kreuzfahrtschiff, sein Vater springt hinterher – beide werden gerettet. Ein Kapitän erklärt, warum der Fall einem Wunder gleichkommt und welche Maßnahmen bei "Person über Bord"-Situationen greifen.

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Am Mittwoch machte die Meldung die Runde: In der Karibik fiel eine Fünfjährige während einer Kreuzfahrt über Bord, ihr Vater sprang sofort hinterher, um sie zu retten. Durch die hohe Geschwindigkeit des Schiffes sollen beide schnell nur noch als winzige Punkte im Meer zu erkennen gewesen sein. Dennoch gelang es Kapitän und Crew, rechtzeitig zu wenden und beide zu retten.

"Der Vater und seine Tochter hatten wirklich großes Glück", sagt Kapitän Henning Blome in einem Interview mit "Spiegel.de". Der Unfall sei bei "bestmöglichen Bedingungen" passiert: gutes Wetter, gute Sicht, warmes Wasser – und viele Augenzeugen an Deck.

Präzise Abläufe bei "Person über Bord"-Situationen

Was passiert eigentlich auf einem Kreuzfahrtschiff, wenn jemand über Bord geht? "Es gibt einen speziellen Alarm, den der Kapitän auslöst", erläutert Blome. Entweder gehe ein Pieper los oder es gebe zwei, drei Töne über die Lautsprecher. "Dann weiß eigentlich die ganze Besatzung Bescheid.

Teile der Crew begeben sich dann zu vorab festgelegten Positionen und warten auf den verantwortlichen Offizier. Dieser leitet das Rettungsmanöver ein, sobald der Kapitän sein Einverständnis gegeben hat. "So ein Rettungsmanöver wird x-Mal geübt", betont Blome.

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An Bord des Rettungsbootes, das zu Wasser gelassen wird, befinden sich dem Experten zufolge in der Regel ein nautischer Offizier oder jemand vom technischen Personal, zwei bis drei Matrosen und gegebenenfalls medizinisches Personal.

Die Besatzung des Bootes bleibt per Funk mit dem Schiff verbunden. Von dort aus wird das Rettungsboot an die richtige Stelle dirigiert.

Überlebenschancen hängen von vielen Faktoren ab

Die Chancen, einen über Bord gegangenen Passagier lebend zu retten, variieren stark je nach den aktuellen Umständen. "In der Nacht können Sie es komplett vergessen, wenn kein Rettungsring geworfen wurde", sagt Blome dem "Spiegel".

Über die Person

  • Henning Blome war in den 1990er-Jahren stellvertretender Kapitän der MS "Berlin" und der MS "Deutschland", die beide für die ZDF-Serie "Das Traumschiff" genutzt wurden. Später wurde er Kapitän eines anderen Schiffs. Heute arbeitet er als Lotse.

Entscheidend sei zudem, wie schnell der Vorfall bemerkt wird. "Wenn ein Schiff eine halbe Stunde fährt, dann sehen Sie keinen mehr – wahrscheinlich sogar schon nach einer Viertelstunde", erklärt der Kapitän. Bei dem Vorfall in der Karibik waren vermutlich sogar Hunderte Personen an Deck, die den Sturz der Fünfjährigen und den Sprung ihres Vaters sofort bemerkten.

Wassertemperatur und Wetter können über Leben und Tod entscheiden

Auch die Wassertemperatur spielt Blome zufolge eine entscheidende Rolle. Während man in der Karibik bei etwa 25 Grad Wassertemperatur relativ lange überleben könne, bleibe in kälteren Gewässern nur wenig Zeit. "Bei drei oder vier Grad Wassertemperatur haben Sie nur ein winziges Zeitfenster, um Menschen lebend aus dem Wasser zu holen."

Als letzter Faktor nennt der Kapitän das Wetter. "Wenn Orkan herrscht, dann bekommt die Crew das Rettungsboot gar nicht zu Wasser, ohne noch weitere Menschenleben zu gefährden. Außerdem ist bei hohem Wellengang jemand, der über Bord gegangen ist, sehr schlecht zu sehen."

Dass jemand über Bord geht, kommt laut Blome nur selten vor. "Ich habe es in meiner Karriere zum Beispiel gar nicht erlebt."Trotzdem werden die Rettungsmaßnahmen regelmäßig trainiert, um im Ernstfall schnell und effizient handeln zu können. (bearbeitet von ank)

Dieser Text wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt. Hier finden Sie Informationen dazu, wie unsere Redaktion mit KI umgeht.

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