Ein fünf Meter langer Weißer Hai wurde verstümmelt an einem Strand in Australien angespült. Dem Tier wurde offenbar der Kiefer entfernt und der Magen aufgeschnitten. Experten sprechen von einem "bizarren und beunruhigenden" Fund. Sie haben eine Vermutung zum Motiv.
Ein grausiger Tierfund beschäftigt derzeit die Behörden im australischen Bundesstaat South Australia: An einem Strand nahe Port Lincoln wurde der Kadaver eines fünf Meter langen Weißen Hais angespült – in einem erschreckenden Zustand. Dem Raubfisch wurden, dem äußeren Anschein nach, der Kiefer herausgeschnitten und der Magen aufgeschlitzt.
"Das Tier wurde in einem ziemlich grausigen Zustand gefunden", beschreibt Matt Read, Direktor für Fischerei und Aquakultur beim Department of Primary Industries and Regions South Australia (PIRSA), den Fund gegenüber "ABC News". "Es wurde zerschnitten oder zumindest verstümmelt, indem der Kiefer vom Kadaver entfernt wurde. Außerdem wurde der Magen aufgeschnitten, vermutlich um das Tier zu versenken."
Hinweise auf gezielte Hai-Jagd
Die Meereswissenschaftlerin Kirsten Rough, die den Hai am Strand von Louth Bay entdeckte, berichtet von weiteren beunruhigenden Funden in unmittelbarer Nähe. "Es gab eine Spur von angespülten Innereien, möglicherweise die Leber des Hais", sagt Rough zu "ABC News".
Auch die Überreste zweier Robben und der Kopf eines Thunfischs wurden in der Nähe gefunden. Die Experten vermuten, dass diese Tiere als Köder gedient haben könnten, um den Hai gezielt anzulocken. "Ich denke, dass jemand den Hai gefangen hat", sagte Rough weiter.
"Die Kiefer von Weißen Haien sind aufgrund des geschützten Status dieser Tiere begehrte Schwarzmarkt-Objekte."
Die Experten sind sich einig: Bei diesem Fund handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Fall von illegalem Handel. "Haie werden nicht oft für den Wildtierhandel genutzt – außer Flossen oder andere Körperteile, die als Trophäen auf dem Schwarzmarkt verkauft werden könnten", erklärt Adrian Linacre, Experte für illegalen Wildtierhandel, gegenüber "ABC News".
Matt Read bestätigt diese Einschätzung: "Die Kiefer von Weißen Haien sind aufgrund des geschützten Status dieser Tiere begehrte Schwarzmarkt-Objekte. Aufgrund der enormen Größe dieses Hais wären seine Kiefer besonders wertvoll."
"Es ist seltsam, dass in diesem Fall der Kadaver gefunden wurde. Jemand hat den Hai getötet und entweder nicht daran gedacht, den gesamten Kadaver zu beseitigen, oder er wurde möglicherweise bei der Tat gestört", fügt Dr. Linacre hinzu.
Hohe Strafen für Wilderei drohen
Die Strafen für den illegalen Fang eines Weißen Hais sind erheblich. Für eine Privatperson, die erstmalig in Erscheinung tritt, kann eine Strafe in Höhe von bis zu 20.000 US-Dollar (etwa 17.000 Euro) anfallen, berichtet "Focus Online". Je nach Schwere des Verbrechens könne die Straftat sogar bis zu 100.000 Dollar und zwei Jahre Gefängnis bedeuten.
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Der Weiße Hai ist von der Weltnaturschutzunion IUCN als "gefährdet" eingestuft. Mit bis zu sieben Metern Körperlänge und bis zu 3,5 Tonnen Gewicht gehört er zu den größten Haiarten der Welt. Die Bestände leiden neben der Trophäenjagd auch unter Überfischung und den verschmutzten Meeren. (bearbeitet von phs)