Chaos am Flughafen München: Zum zweiten Mal binnen 24 Stunden wurde der Flugbetrieb wegen eines Drohnenalarms unterbrochen. Tausende Reisende mussten über Nacht am Airport bleiben. Der Betrieb startete am Morgen mit Verzögerungen.

Den zweiten Abend infolge hat der Flughafen München am Freitag wegen Drohnenalarms seinen Betrieb eingestellt. Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn. Bundespolizisten hätten sie am Freitag kurz vor 23.00 Uhr gesehen. "Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten", teilte ein Sprecher mit.

Dem Flughafenbetreiber zufolge wurden am Abend 23 ankommende Maschinen umgeleitet, 12 weitere annulliert. 46 geplante Starts hätten nicht stattfinden können, sagte der Sprecher. Davon seien 6.500 Passagiere betroffen.

Drohnensichtung am Flughafen München
Vielen Reisenden blieb nichts anderes übrig, als die Nacht auf Luftmatratzen in den Gängen des Flughafens zu verbringen. © dpa / Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Vor der Abfluganzeige standen in der Nacht mehrere Gruppen gestrandeter Reisenden mit ihrem Gepäck und berieten sich, wie ein dpa-Reporter berichtete. Andere legten sich auf die Sitzbänke. Hunderte Menschen mussten im Airport übernachten. "Es wurden Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Getränke und Snacks ausgereicht", heißt es auf der Internetseite.

Flughafen München: Verzögerungen zum Betriebsstart am Samstag

Am frühen Morgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, wie die Bundespolizei informierte. Reisende müssen jedoch mit Verzögerungen rechnen – der Betrieb wird sich wohl erst im Lauf des Tages normalisieren. Passagiere werden aufgefordert, sich vor der Anreise über den Status ihres Fluges zu informieren. Einige Flüge, etwa der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die am späten Abend ausgefallen waren, werden tagsüber nachgeholt.

Drohnensichtung am Flughafen München
Mitarbeiter des Flughafens verteilten Essen und Getränke an gestrandete Reisende. © dpa / Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Im Laufe des Freitags hatte es dann keine größeren Behinderungen mehr gegeben.

Reul: "Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede spielt Putin in die Karten"

Unklar ist, wer hinter den Drohnenflügen steckt und welche Motive vorliegen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte am Donnerstag den Vorfall in München in eine Reihe mit weiteren Drohnensichtungen in Europa. "Das war jetzt kein Einzelfall", sagte Söder bei Welt TV. "Es ist die Sicherheitslage, in der wir stehen", sagte er.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schloss auch Trittbrettfahrer nicht aus. "Ich bin sicher: Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede einzelne spielt (Präsident Wladimir) Putin in die Karten", sagte Reul. "Wer leichtfertig eine Drohne steigen lässt, sollte sich darüber im Klaren sein." Er rief aber zur Besonnenheit auf: "Verunsicherung zu verbreiten, ist genau das Ziel, das etwa Russland mit solchen Aktionen verfolgt."

Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Allein in München hatte es bis August 6 Sichtungen gegeben, am Frankfurter Flughafen 35. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99.

Dobrindt will Bundeswehr im Kampf gegen Drohnen einsetzen

Erst vergangene Woche waren über Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet worden. Die Behörden prüfen den Verdacht, wonach die Drohnen über kritische Infrastruktur geflogen sind.

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Nach den Vorfällen diskutiert die Politik, wie Flughäfen und andere wichtige Infrastruktur besser geschützt werden können. Drohnen sollen auch Thema eines Treffens von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit mehreren Kollegen aus europäischen Ländern heute in München sein. Am Freitag kündigte er an, die Bundeswehr solle im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligt werden. Bisher ist das Sache der Polizei von Bund und Ländern.

Dobrindt will bald einen Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz vorlegen. "Wir befinden uns in einem Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr", sagte der CSU-Politiker. Diesen gelte es zu gewinnen. (dpa/bearbeitet von mcf)

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