Außenminister Wadephul wirbt in Indonesien um Fachkräfte – und mahnt, Deutschland müsse mehr als schnelle Visa bieten: Es brauche eine echte Willkommenskultur.

Außenminister Johann Wadephul fordert angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland eine Willkommenskultur für ausländische Arbeitskräfte in der Gesellschaft. Er wolle die Deutschen "daran erinnern, dass wir nicht nur einen technischen Weg brauchen, um Menschen nach Deutschland zu bringen, sondern wir müssen auch eine Willkommenskultur zeigen für ausländische Fachkräfte, die wir bei uns erwarten", sagte der CDU-Politiker nach dem Besuch einer staatlichen Fachhochschule für Gesundheitsberufe in der indonesischen Hauptstadt Jakarta.

Für eine so junge Gesellschaft wie Indonesien, in der die Hälfte der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sei, seien Arbeitsmöglichkeiten im Ausland eine echte Chance, sagte der Bundesaußenminister. Gerade in stark nachgefragten Bereichen konkurriere Deutschland aber als Zielland mit anderen Ländern. "Und viele entscheiden sich dann nicht für uns, auch weil Deutsch nun mal nicht die einfachste Sprache ist", ergänzte er. "Es ist deshalb an uns, die Bedingungen für künftige Fachkräfte attraktiv zu machen."

"Konkurrieren mit anderen Ländern"

"Nur der Deutschunterricht und nur eine schnelle und zügige Ausstellung eines Visums wird Menschen nicht bewegen, dauerhaft bei uns zu bleiben", begründete Wadephul seine Forderung nach einer neuen Willkommenskultur. Für einen schnellen digitalen Visumsprozess werde die Bundesregierung Sorge tragen müssen. "Wir kennen unsere Hausaufgaben, wir wollen sie machen. Wir sind aber auch schon in der Umsetzung", versprach er.

Deutschland brauche "händeringend Fachkräfte aus dem Ausland, gerade im Gesundheitsbereich, aber auch sonst, von IT- bis zum Hotel- und Gaststättengewerbe", sagte Wadephul. Dazu gehöre, die Sprachausbildung frühzeitig in die Fachausbildung zu integrieren. Die Zusammenarbeit des Goethe-Instituts mit dem indonesischen Gesundheitsministerium nannte er hier ein Leuchtturmprojekt. Am Rande des Besuchs des Ministers wurde eine Absichtserklärung zum weiteren Ausbau der deutsch-indonesischen Zusammenarbeit für Fachkräfte im Gesundheitsbereich unterzeichnet.

Wadephul besucht Fachhochschule für Gesundheitsberufe

Wadephul hatte sich über die mit Deutschkursen gekoppelte Fachkräfteausbildung gemeinsam mit dem indonesischen Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin informiert. Er besuchte unter anderem einen Deutschkurs, der gemeinsam mit dem Goethe-Institut organisiert wird. Der Minister tauschte sich auch über Berufspläne der Schülerinnen und Schüler aus und ließ sich eine in deutscher Sprache vorgeführte Pflegeübung zeigen.

Mit mehr als 284 Millionen Einwohnern ist Indonesien das viertbevölkerungsreichste Land der Welt nach Indien, China und den USA und zugleich das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Der indonesische Außenminister Sugiono hatte beim Treffen mit Wadephul am Mittwoch gesagt, bislang seien 329 indonesische Pflegekräfte nach Deutschland gegangen. Jakarta hoffe, dieses Programm auf den Gastgewerbesektor auszuweiten, unterstützt durch von Deutschland finanzierte Sprachkurse.

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Fachkräftemigration bislang auf niedrigem Niveau

Bisher bewegt sich die Fachkräftemigration nach Deutschland mit insgesamt rund 1.000 Visa pro Jahr auf niedrigem Niveau. Als Gründe werden von der Bundesregierung unter anderem ein geringes Ausbildungsniveau, Sprachanforderungen und Probleme bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen genannt. Neben deutsch-indonesischen Initiativen zur Fachkräftegewinnung vor allem im Pflegebereich gibt es ähnliche Anstrengungen auch im Hotel- und Gaststättengewerbe.

Wadephul besucht Moschee und Kathedrale

Wadephul besuchte in Jakarta auch die Istiqlal-Moschee, die rund 120.000 Gläubigen Platz bietet und als größte Moschee in Südostasien gilt. Anschließend ging er durch den sogenannten "Tunnel der Freundschaft", der die Moschee mit der Kathedrale von Jakarta verbindet und als Symbol für Toleranz und interreligösen Dialog gilt. (dpa/bearbeitet von skr)