Matteo Salvini muss sich erneut wegen seines umstrittenen Vorgehens gegen Mittelmeer-Flüchtlinge vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung gegen seinen Freispruch ein – der Fall geht nun vor Italiens Obersten Gerichtshof.
Der italienische Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini muss wegen seines harten Vorgehens gegen Mittelmeer-Flüchtlinge noch einmal vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft legte gegen einen Freispruch für den früheren Innenminister in erster Instanz Berufung ein, wie die Behörde mitteilte. Das Verfahren geht nun direkt zu Italiens Oberstem Gerichtshof nach Rom. Einen Termin für den neuen Prozess gibt es noch nicht.
Als Verkehrsminister und Stellvertreter von Ministerpräsidentin
Staatsanwaltschaft forderte bislang sechs Jahre Haft
Weil der Vorsitzende der rechten Regierungspartei Lega als Innenminister 2019 ein Schiff mit Flüchtlingen wochenlang am Einlaufen in einen Hafen hinderte, musste er sich bis Dezember vergangenen Jahres auf Sizilien vor Gericht verantworten. Das Gericht in Palermo sprach Salvini schließlich vom Vorwurf der Freiheitsberaubung und des Amtsmissbrauchs frei. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Haftstrafe gefordert.
Das Schiff der spanischen Organisation "Open Arms" lag damals mit über 160 Migranten vor der Insel Lampedusa, durfte aber nicht in den Hafen. Menschen sprangen ins Wasser und versuchten, an Land zu schwimmen. Es durfte erst anlegen, nachdem ein Staatsanwalt das verfügt hatte - gegen den erklärten Willen des Ministers. Italien gehört zu den Ländern, die von der Migration übers Mittelmeer besonders betroffen sind.
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Angriffe auf Justiz
Salvini selbst hatte sich vor dem Urteil als Opfer einer politisierten Justiz bezeichnet und warf dieser vor, ihn aus politischen Gründen zu verfolgen. Zeitweise kam seine Partei in Wahlen auf mehr als 30 Prozent. Inzwischen liegt die Lega in den Umfragen jedoch deutlich hinter dem größeren Koalitionspartner, Melonis Fratelli d'Italia (Brüder Italiens). Zudem sitzt noch die konservative Partei Forza Italia in der Regierung. (dpa/bearbeitet von skr)