• Der frühere US-Präsident Barack Obama hat bei der Weltklimakonferenz in Glasgow die deutsche Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und ihre Organisation Fridays for Future gelobt.
  • Die junge Frau fühlt sich damit in ihrem Engagement bestätigt - dennoch äußert sie an dem ehemaligen Präsidenten deutliche Kritik.

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Die deutsche Klima-Aktivistin Luisa Neubauer sieht das Engagement ihrer Organisation Fridays for Future durch den Auftritt von Ex-US-Präsident Barack Obama bei der Weltklimakonferenz in Glasgow bestätigt. Obama habe auf eine "sehr respektvolle" Art und Weise anerkannt, wie erfolgreich die Klimabewegung im Kampf gegen die globale Erderwärmung gewesen sei, sagte Neubauer nach einem Gespräch mit Obama der Deutschen Presse-Agentur. Obama sei zwar "in einer bequemen Rolle", da er nun keine politische Verantwortung mehr trage, sagte Neubauer. Aber er mache "sehr viel daraus, und das weiß ich zu schätzen".

Barack Obama in Glasgow: "Ich will, dass ihr wütend bleibt"

Der ehemalige US-Präsident hatte sich am Montagabend nach seiner offiziellen Rede bei der Klimakonferenz in Glasgow in einem Universitätsgebäude mit Klimaaktivistinnen und -aktivisten zum Gespräch getroffen. Neubauer war unter ihnen. Obama hatte insbesondere sie und die Klimaschutzbewegung Fridays for Future, die 2019 erfolgreich 270.000 Menschen in Berlin auf die Straße gebracht hätten, gelobt. Neubauer habe bewiesen, wie man Angst in praktisches Handeln übersetzen könne.

Zudem hatte Obama an die Jugend appelliert, die Politik beim Klimaschutz unter Druck zu setzen. "Ich will, dass ihr wütend bleibt. Ich will, dass ihr frustriert bleibt." Er rief junge Leute auch auf, bei Wahlen für den Klimaschutz abzustimmen. "Wählt, als ob euer Leben davon abhängt - denn das tut es", sagte er. Er wisse aus eigener Erfahrung: Regierungen brauchten den Druck der Bürger. Nur auf Proteste zu setzen, reiche nicht. "Denkt nicht, dass ihr die Politik ignorieren könnt", warnte der Ex-Präsident.

Auch als Verbraucher habe die Jugend riesige Macht, sagte Obama. Firmen könnten über Kaufentscheidungen dazu gebracht werden, klimafreundlich zu wirtschaften. "Nebenbei" komme als Aufgabe hinzu, Eltern, Großeltern und andere Vertreter der älteren Generation von der Bedeutung des Klimaschutzes zu überzeugen. "Sie hören euch mehr zu, als ihr denkt", sagte er.

Klima-Aktivistin Neubauer kritisiert Obama

Luisa Neubauer fand aber auch kritische Worte, zum Beispiel mit Blick auf die Zusagen der reicheren Staaten für den Klimaschutz und die Anpassung an Klimawandel-Folgen in ärmeren Staaten: "Es wäre schon mal ein Anfang getan, wenn zum Beispiel Länder wie die USA anfangen würden, ihre Versprechen einzuhalten." Obama habe bereits im Jahr 2009 versprochen, dass die Industrieländer 100 Milliarden Dollar jährlich dafür bereitstellen würden. "Bis 2023 wird das nicht passieren."

Ähnlich sah das Vanessa Nakate, eine Fridays-for-Future-Aktivistin aus Uganda. Sie ging Obama auf Twitter frontal an: "Ich war 13, als Sie 100 Milliarden Dollar Klimafinanzierung versprochen haben. Die USA haben dieses Versprechen gebrochen, und das kostet Menschenleben in Afrika." Dazu schrieb sie den Slogan "Zeig' uns das Geld."

Auch beim Klimaschutz an sich klaffe noch immer eine große Lücke zwischen dem, was versprochen werde, und dem, was gemacht werde, sagte Neubauer. In 89 Ländern würden beispielsweise neue Öl- und Gaspipelines gebaut.

Dennoch wolle sie jetzt kein "Schwarz-Weiß-Fazit" der Klimakonferenz ziehen. Das zivile Engagement sei "sehr mächtig" und werde immer mächtiger, erklärte Neubauer. Es komme nun darauf an, dass auch über die Klimakonferenz hinaus der gesellschaftliche Druck weitergehe, damit die versprochenen Maßnahmen auch umgesetzt würden. (dpa/ari)

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