Erst kam der Vorschlag, dann die Zustimmung: Die Hamas hat sich allem Anschein nach auf eine 60-tägige Waffenruhe eingelassen. Auch die Freilassung von Geiseln ist Teil des Plans.
Die Hamas hat nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP dem jüngsten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt. Die islamistische Palästinenserorganisation habe den Vermittlern bestätigt, dass sie und weitere Gruppen dem neuen Vorschlag "ohne Änderungen zugestimmt haben", hieß es am Montag aus Hamas-Kreisen. Wenige Stunden zuvor hatten Hamas-Unterhändler nach palästinensischen Angaben einen Waffenruhe-Vorschlag erhalten, der demnach eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln in zwei Phasen vorsieht.
In Ägypten laufen derzeit erneut Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen, bei denen die Regierung in Kairo und das Golfemirat Katar vermitteln. Aufseiten der israelischen Regierung hat sich bislang kein Vertreter zu den Gesprächen geäußert.
Aus palästinensischen Kreisen hieß es zum Inhalt des Vorschlags, dieser baue auf einem Entwurf des US-Sondergesandten Steve Witkoff auf. Aus Kreisen der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad hieß es weiter, freigelassen werden sollten demnach zunächst zehn noch lebende israelische Geiseln, die restlichen sollten dann während einer "zweiten Phase" folgen, in der Verhandlungen über ein "größer angelegtes Abkommen" stattfinden sollten.
Israel bereitete Großangriff auf Gaza-Stadt vor
Vor dem augenscheinlichen Einlenken der Hamas hatte die israelische Armee einen umfassenden Einsatzplan vorbereitet, um Gaza-Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Er sollte laut israelischen Medienberichten am Dienstag dem Verteidigungsminister Israel Katz zur Billigung vorgelegt werden. Die israelische Nachrichtenseite "Walla" berichtete, laut dem Plan des Generalstabschefs Ejal Zamir sollten mindestens 80.000 Soldaten eingesetzt werden.
"Sie werden die Stadt Gaza einkreisen und einnehmen, mit dem Ziel, den Kern der Terrorinfrastruktur der Hamas sowie die wichtigsten verbliebenen Symbole ihrer Herrschaft zu zerstören", hieß es in dem Bericht.
Die Nachrichtensite zitierte einen namentlich nicht genannten Militärvertreter, der mit den Vorbereitungen für den großangelegten Bodeneinsatz vertraut sei: "Dies ist ein sehr umfassender Plan, der Hamas einen sehr hohen Preis abverlangen wird, der aber auch große Risiken für die israelischen Truppen birgt."
Militärchef Zamir hat nach Medienberichten selbst vor großen Risiken des Plans für Soldaten und verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes eingeleitet. Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch vergrößern wird.
Amnesty spricht von "absichtlicher Hungerkampagne" Israels im Gazastreifen
Unterdessen wirft die Menschenrechtsorganisation Amnesty International der israelischen Regierung eine "absichtliche Hungerkampagne" in Gaza vor. "Israel setzt eine absichtliche Hungerkampagne im besetzten Gazastreifen ein und zerstört systematisch die Gesundheit, das Wohlergehen und das gesellschaftliche Gefüge" der Palästinenser, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Organisation. Die israelische Regierung antwortete auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht auf die Vorwürfe.
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Amnesty hatte für den Bericht laut eigenen Angaben mit 19 Palästinensern gesprochen, die in Vertriebenenlagern im Gazastreifen leben, sowie mit zwei Gesundheitsvertretern, die unterernährte Kinder behandeln. (dpa/afp/bearbeitet von amb)