Ein umfassender Einsatzplan liegt auf dem Tisch: Israels Armee will mit zehntausenden Soldaten die Stadt Gaza einkreisen und einnehmen. Doch die Risiken sind enorm: für die Truppen und für die Zivilbevölkerung.
Ein Einsatzplan der israelischen Armee zur Einnahme der Stadt Gaza soll laut Medienberichten am Dienstag dem Verteidigungsminister Israel Katz zur Billigung vorgelegt werden. Die israelische Nachrichtenseite "Walla" berichtete, laut dem Plan des Generalstabschefs Ejal Zamir sollten mindestens 80.000 Soldaten eingesetzt werden.
"Sie werden die Stadt Gaza einkreisen und einnehmen, mit dem Ziel, den Kern der Terrorinfrastruktur der Hamas sowie die wichtigsten verbliebenen Symbole ihrer Herrschaft zu zerstören", hieß es in dem Bericht.
Plan birgt wohl große Risiken
Die Nachrichtenseite zitierte einen namentlich nicht genannten Militärvertreter, der mit den Vorbereitungen für den großangelegten Bodeneinsatz vertraut sei: "Dies ist ein sehr umfassender Plan, der Hamas einen sehr hohen Preis abverlangen wird, der aber auch große Risiken für die israelischen Truppen birgt."
Militärchef Zamir hat nach Medienberichten selbst vor großen Risiken des Plans für Soldaten und verbliebene Geiseln gewarnt, am Ende aber Planungen zur Erfüllung der Vorgaben der politischen Führung des Landes eingeleitet. Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch vergrößern wird.
Amnesty spricht von "absichtlicher Hungerkampagne"
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der israelischen Regierung in diesem Zusammenhang eine "absichtliche Hungerkampagne" vor. "Israel setzt eine absichtliche Hungerkampagne im besetzten Gazastreifen ein und zerstört systematisch die Gesundheit, das Wohlergehen und das gesellschaftliche Gefüge" der Palästinenser, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Organisation. Die israelische Regierung antwortete auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht auf die Vorwürfe.
Amnesty hat für den Bericht laut eigenen Angaben mit 19 Palästinensern gesprochen, die in Vertriebenenlagern im Gazastreifen leben sowie mit zwei Gesundheitsvertretern, die unterernährte Kinder behandeln.
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Die Zeugenaussagen belegen der Organisation zufolge, dass "die tödliche Kombination aus Hunger und Krankheit keine unglückliche Folge der israelischen Militäroperation" im Gazastreifen ist. Vielmehr sei sie das "beabsichtigte Ergebnis" von Plänen und Maßnahmen, die Israel in den vergangenen 22 Monaten umgesetzt habe, "um den Palästinensern im Gazastreifen bewusst Lebensbedingungen aufzuerlegen, die auf ihre physische Vernichtung abzielen." Dies sei Teil des anhaltenden "Völkermords" gegen die palästinensische Bevölkerung des Gazastreifens, hieß es in dem Bericht weiter. (dpa/afp/bearbeitet von amb)