Wieder trifft es die ukrainische Hauptstadt schwer: Russland greift einmal mehr nachts mit Drohnen und Raketen an. Es soll zahlreiche Opfer geben.
Bei massiven russischen Luftangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Unter den Toten sei ein sechsjähriger Junge, erklärte der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Tymur Tkatschenko. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte. 26 der Verletzten wurden demnach in Krankenhäuser eingeliefert. Unter den Verletzten seien auch drei Polizisten.
Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte am frühen Morgen auf Telegram ein Video, das ein zerstörtes Gebäude, Feuer und Rauchschwaden zeigte. Aufnahmen der Nachrichtenagentur Reuters vom Donnerstagmorgen zeigen, dass Kiew innerhalb von nur 23 Sekunden von mehreren Explosionen heimgesucht wurde.
Nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko wurden die Stadtteile Swjatoschynskyj und Solomjanskyj am schlimmsten von den Drohnen- und Raketenangriffen getroffen. In weiteren Stadtteilen wurden die Fenster einer Kinderstation in einem Krankenhaus durch eine Druckwelle herausgesprengt sowie eine Schule und ein Kindergarten beschädigt, wie Klitschko weiter erklärte. Zudem sei eine weitere Lehreinrichtung getroffen worden, teilte der Katastrophenschutz mit.
Attacken sollen zahlreiche Feuer ausgelöst haben
"The Kyiv Independent" zufolge brachen infolge der Angriffe zahlreiche Feuer aus, beschädigt wurden demnach unter anderem ein Krankenhaus, eine Bildungseinrichtung und Wohngebäude. Reporter berichteten von zahlreichen Explosionen in der Stadt.

Die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine meldete unter Verweis auf Behördenangaben ein Feuer an einer Gasleitung durch herabgefallene Trümmerteile. Mehrere Menschen seien in einer Garage eingeschlossen, hieß es.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha forderte eine Erhöhung des Drucks auf Moskau, um die Angriffe zu beenden. Der russische Präsident Wladimir Putin habe kein Interesse daran, "das Töten zu beenden", erklärte Sybiha im Onlinedienst X. "Es ist Zeit für maximalen Druck auf Moskau." US-Präsident Donald Trump "war bisher sehr großzügig und geduldig mit Putin dabei, eine Lösung zu finden", schrieb Sybiha weiter.
Russland vermeldet Eroberung von Tschassiw Jar in Donezk
Russland hat derweil die Eroberung der wichtigen Stadt Tschassiw Jar im ostukrainischen Donezk verkündet. Die für die ukrainische Verteidigung in der Region zentrale Stadt sei "befreit" worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag.
Eine ukrainische Bestätigung für die vollständige Eroberung gibt es bislang nicht. Beim Generalstab in Kiew tauchte die Kleinstadt in Berichten zuletzt vor knapp zwei Wochen auf. Ukrainische Militärbeobachter kennzeichnen in ihren Karten größere westliche Teile der Stadt als weiter unter ukrainischer Kontrolle stehend.
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Russland bemühte sich seit Monaten, die Kontrolle über Tschassiw Jar zu erlangen.Donezk ist eine von vier ukrainischen Regionen, die Moskau im September 2022 annektierte. Bei den bisher gescheiterten Bemühungen um eine Lösung des Konflikts hatte Moskau gefordert, dass die Ukraine Donezk und die drei weiteren teilweise besetzten Regionen vollständig an Russland abtritt. Die Ukraine hatte dies als vollkommen inakzeptabel abgelehnt.
US-Präsident Donald Trump hatte Russland am Montag nach seinen Worten "zehn bis zwölf Tage" Zeit gegeben, um den Konflikt in der Ukraine zu beenden. Zuvor hatte er Mitte Juli eine 50-Tage-Frist ausgegeben. (dpa/afp/bearbeitet von mbo)