12-Stunden-Schichten, kaum Lohn, totale Kontrolle: In Russland schuften nordkoreanische Arbeiter offenbar unter Bedingungen, die an moderne Sklaverei erinnern. Die BBC hat mit Betroffenen gesprochen.
Unter falschen Versprechungen werden nordkoreanische Arbeiter nach Russland gelockt und dort unter sklavenähnlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Das geht aus Recherchen der "BBC" hervor, die mit mehreren Betroffenen sprechen konnte. Die Arbeiter berichten von extremen Arbeitszeiten und einbehaltenen Löhnen.
"Wir sind wie Sklaven", sagte einer der Männer den BBC-Reportern. Die Arbeiter, deren Identität zu ihrem Schutz nicht preisgegeben wurde, erklärten, wie sie mit dem Versprechen auf gute Löhne nach Russland gelockt wurden. Die Realität habe jedoch ganz anders ausgesehen.
Zwölf-Stunden-Tage ohne Lohn
Demnach müssen die nordkoreanischen Arbeiter bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten, oft sieben Tage die Woche. Das Geld, das sie dabei verdienen, sehen sie jedoch kaum."Wir bekommen fast nichts", berichtete ein Arbeiter. Der Großteil ihrer Löhne fließe direkt an den nordkoreanischen Staat, der die Arbeitskräfte sozusagen als"Loyalitätsgebühr" nutzt. Der verbleibende Restbetrag – in der Regel zwischen 100 und 200 Dollar pro Monat – wird in einem Hauptbuch vermerkt. Die Arbeiter erhalten dieses Geld erst bei ihrer Rückkehr nach Hause – eine Taktik, um sie davon abzuhalten, zu fliehen.
Die Arbeiter sind größtenteils auf Baustellen tätig, wo sie unter gefährlichen Bedingungen und ohne angemessene Sicherheitsausrüstung arbeiten müssen. Viele von ihnen leben in provisorischen Unterkünften direkt auf den Baustellen, oft in einfachen Containern mit minimaler Ausstattung, wie die BBC berichtet.
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Zudem sind sie ständiger Überwachung ausgesetzt. Sie dürfen sich nur in Gruppen bewegen und werden angehalten, sich gegenseitig zu beobachten. Wer gegen die Regeln verstößt oder Kritik äußert, muss mit harten Strafen rechnen.
UN-Sanktionen werden ignoriert
Die Beschäftigung nordkoreanischer Arbeiter im Ausland verstößt gegen UN-Sanktionen, die 2019 verhängt wurden, um Nordkorea daran zu hindern, Gelder für sein Nuklear- und Raketenprogramm zu beschaffen. Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges hat Russland seine Zusammenarbeit mit Nordkorea deutlich verstärkt, wie Experten gegenüber der BBC erklärten.
Schätzungen zufolge sind 2024 mehr als 13.000 Nordkoreaner in das Land eingereist, was einer Verzwölffachung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, da viele mit Touristen- oder Studentenvisa einreisen und dann illegal beschäftigt werden. (bearbeitet von lla)