Eigentlich sollte es ein ganz normaler Nachmittag im Herzen von East L.A. werden. Doch am 12. Juni wurde der Foodtruck "Jason's Tacos" zum Schauplatz eines ICE-Einsatzes. Jetzt spricht der Betreiber über die neue Realität für viele Kleinunternehmer und darüber, warum er trotz allem nicht aufgeben will.

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Ein Taco-Truck in East Los Angeles wurde plötzlich zum Schauplatz eines dramatischen Einsatzes: Mitten im laufenden Betrieb nahmen Beamte der US-Einwanderungsbehörde ICE zwei Mitarbeiter und mehrere Kunden fest. Der Besitzer von Jason's Tacos ist noch immer fassungslos und kämpft nun für die Existenz seines kleinen Familienunternehmens. Es sind Szenen, die an einen Film erinnern aber für Jason Devora waren sie bitterer Ernst.

"Sie haben einfach alle mitgenommen. Meine Mitarbeiter, meine Kunden", schildert der Betreiber von "Jason's Tacos" im Gespräch mit unserer Redaktion. Innerhalb von zwei Minuten sei der Truck leer gewesen, das Fleisch noch auf dem Grill, die Soßen bereitgestellt, die Bestellungen offen. Ein Video auf dem Instagram-Account des Trucks zeigt die düstere Szenerie, in der Devora hörbar erschüttert sagt: "Das ist kein Witz. Die Straßen sind nicht mehr sicher."

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Am 12. Juni hatten Beamte der Einwanderungsbehörde ICE den Taco-Truck auf dem örtlichen Whittier Boulevard ins Visier genommen. Die Behörden selbst veröffentlichten bislang kaum Details zum Einsatz.

Angst, Anpassung und Solidarität

Der Vorfall bei "Jasons Tacos" ist längst kein Einzelfall. Laut dem Online-Magazin "Boyle Heights Beat" reagieren viele kleinere Betriebe im Osten der Stadt auf die zunehmenden Razzien mit teils heftigen Maßnahmen: Sitzgelegenheiten werden entfernt, Türen bleiben verschlossen, nur bekannte Stammkunden dürfen eintreten. Auch Jason Devora hat mittlerweile Konsequenzen gezogen.

Statt spontanem Straßenverkauf setzt er inzwischen auf Vorbestellung und Abholung. "Wir machen nur noch To-Go, damit niemand lange draußen warten muss", so der Unternehmer. Seit die US-Regierung unter Präsident Donald Trump Anfang Juni ihre Einwanderungspolitik verschärft hat, wächst die Unsicherheit in Vierteln wie Boyle Heights oder East L.A. Besonders betroffen: mobile Essensstände, Bäckereien und kleine Familienbetriebe.

Ein Klima der Angst

"Sie kommen mit 10 bis 15 Autos, blockieren jede Ecke, sagen nichts und nehmen dich einfach mit", so Jason Devora mit ernstem Blick. Auch andere bekannte Taco-Stände wie "Angel's Tijuana Tacos" oder "Tacos El Venado" haben ihren Betrieb vorsorglich eingestellt. Die Situation ist so angespannt, dass einige Anwohner nun rund um die Trucks "Wachposten" aufstellen wollen, um ICE-Razzien frühzeitig zu erkennen.

Doch inmitten der Angst formiert sich auch Widerstand unter den Anwohnern. Ein Widerstand, der Jason Devora den nötigen Mut gibt, weiterzumachen. Die Angst ist dabei aber sein ständiger Begleiter. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen", so Devora. "Aber so habe ich meine Stadt noch nie erlebt." Dennoch bleibt für ihn die Hoffnung, dass eines Tages wieder das zählt, wofür sein Truck eigentlich steht: Gutes Essen, Gemeinschaft und ein Stück Freiheit in einer Stadt, die für viele Einwanderer eigentlich als sichere Heimat dienen sollte.

Verwendete Quellen