Eine Woche lang rätselte die Öffentlichkeit über die Pläne des US-Präsidenten. Würde Trump in den Krieg zwischen Iran und Israel eingreifen? Ein Medienbericht legt nahe, dass Trump seine Entscheidung bereits früh traf und danach bewusst die Öffentlichkeit im Unklaren ließ.

Ein Protokoll

Als Israel am 13. Juni Militärschlägen gegen den Iran ausführte, lautete die Frage: Was machen die USA unter Donald Trump? Es folgten eine Reihe von Statements des US-Präsidenten. Manche versetzten sein Militär in Unruhe, manche waren dazu gedacht, die Öffentlichkeit und den Iran zu täuschen. Denn im Hintergrund liefen die Planungen schon länger.

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Freitag, 13. Juni: Israel greift an

Obwohl er Netanjahu zuvor öffentlich von einem Angriff abgeraten hatte, zeigt sich Trump begeistert von Israels Attacke, bei der führende iranische Offizielle getötet wurden.

Laut "New York Times" beobachtet Trumps Team, wie der Angriff in der Öffentlichkeit ankommt. Im Gespräch mit Beratern wird bereits zu diesem Zeitpunkt der Einsatz der GBU-57-Bomben diskutiert, mit denen das US-Militär in der Nacht zum 22. Juni die Atomanlagen angreifen wird.

Samstag, 14. Juni: Militärparade

Der Blick der Öffentlichkeit wendet sich in den USA auf die Innenpolitik. Während US-Präsident Donald Trump tausende Soldaten zum 250. Jahrestag der Gründung der US-Armee aufmarschieren lässt, organisieren seine Gegner die größten Demonstrationen seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus.

Die US-Nachrichtenseite "Axios" berichtet währenddessen unter Berufung auf israelische Beamte, dass Israel die Trump-Regierung in den vergangenen 48 Stunden gebeten hatte, sich dem Krieg gegen den Iran anzuschließen. Laut "New York Times" schwärmt Trump im Gespräch mit einem Berater von den GBU-57-Bomben. Der Berater ist demnach nach dem Gespräch überzeugt, dass Trump die Bomben einsetzen will.

Montag, 16. Juni: "Teheran evakuieren"

Donald Trump droht zum ersten Mal öffentlich mit einem direkten Eingreifen der USA in den Krieg. Auf Truth Social schreibt er: "Jeder sollte Teheran unverzüglich verlassen."

Dienstag, 17. Juni: Trump deutet "viel Größeres" an

Trump verlässt den G7-Gipfel in Kanada mit dem Hinweis: "Ich muss zurück, es ist sehr wichtig." Seine Drohungen werden unverblümter. Der Grund für seine Rückreise seien nicht Verhandlungen, sondern etwas "viel Größeres". Auf Truth Social schreibt er: "Wir wissen genau, wo sich der sogenannte 'Oberste Führer' versteckt. Er ist ein leichtes Ziel, aber er ist dort sicher — Wir werden ihn nicht ausschalten, zumindest nicht jetzt."

Im Hintergrund sind die Planungen für den Militärschlag fast abgeschlossen. Laut "New York Times" befürchten die US-Militärstrategen jedoch, dass Trump den Iran mit seinen Äußerungen unnötig vorwarnen könnte.

Donnerstag, 19. Juni: Die Täuschung

Trumps Sprecherin Karoline Leavitt verkündet, dass es "erhebliche Chancen auf Verhandlungen" mit dem Iran gebe. Trump werde "innerhalb der nächsten zwei Wochen" entscheiden, ob die USA in den Krieg eingreifen.

Laut "New York Times" ist dies "fast ausschließlich eine Täuschung". Die Entscheidung sei dem Bericht zufolge zu diesem Zeitpunkt bereits im Wesentlichen getroffen und Tankflugzeuge und Kampfjets seien bereits in Position gebracht worden.

Freitag, 20. Juni: Der Befehl

Trump besucht ein Spendendinner in Bedminster und verstärkt damit den Eindruck, dass nichts Großes im Gange ist.

Um 17 Uhr Ortszeit gibt Trump allerdings den Befehl, die Mission zu beginnen und in den Krieg zwischen Israel und dem Iran einzugreifen. Dabei findet ein weiteres Täuschungsmanöver statt. Wie das US-Militär im Nachhinein berichtet, seien zwei Flotten in unterschiedliche Richtungen unterwegs gewesen. US-Medien berichteten zuerst nur über die Flotte, die in Richtung Pazifik unterwegs ist. Gleichzeitig startet die Hauptangriffsflotte, bestehend aus sieben B-2-Bombern, ihren heimlichen Flug über den Atlantik.

Samstag, 21. Juni: Der Angriff

In den USA ist es Samstagabend, als die B-2-Bomber 14 GBU-57-Bomben auf mehrere Ziele im Iran abwerfen: die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie Einrichtungen in Natans und Isfahan.

Sonntag, 22. Juni: Vollständig zerstört – oder doch nicht?

Trump sagt in einer Fernsehansprache an die Nation, die Anlagen seien "vollständig zerstört". Dies sei ein "spektakulärer militärischer Erfolg". Generalstabschef Dan Caine äußerte sich vorsichtiger und spricht von "äußerst schweren Schäden und Zerstörungen" an den Atomanlagen in Fordo, Isfahan und Natans.

Zugleich droht Trump der Führung in Teheran im Fall einer Vergeltung mit einer Ausweitung der Luftangriffe: "Es wird entweder Frieden geben oder eine Tragödie für den Iran, die weitaus größer ist als das, was wir in den vergangenen acht Tagen erlebt haben."

Verwendete Quellen:

Teaserbild: © AFP/SAUL LOEB