Diesen Herbst sollten Autobesitzer ganz genau auf die Beitragsrechnung ihrer Kfz-Versicherung schauen. Viele Versicherer erhöhen die Preise – aber unterschiedlich stark. Je nach Autotyp und Region kann ein Wechsel der Autoversicherung mehrere hundert Euro sparen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Inflation hat uns nicht nur höhere Preise beschert, sondern auch neue Wörter. "Shrinkflation" ist so eines: Es bezeichnet den Trend, dass eine Verpackung zum gleichen Preis weniger Ware enthält. Jetzt im Herbst kommt noch ein Wort dazu: "Schadeninflation". Dieses Fundstück habe ich im Vokabular der Autoversicherer entdeckt - und kann so richtig mitfühlen. Damit ist gemeint, dass die Reparatur des gleichen Schadens dieses Jahr deutlich teurer ist als voriges Jahr. Nachdem ich kürzlich erst mit dem Auto in die Werkstatt musste, weiß ich leider allzu genau, was gemeint ist.

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Kfz-Versicherungen werden immer teurer

Für alle, die ein Auto besitzen, bedeutet das nicht nur, in der Werkstatt noch penibler auf den Kostenvoranschlag zu achten. Sondern vor allem: dieses Jahr genau auf die Beitragsrechnung der Kfz-Versicherung zu schauen. Der Kfz-Versicherungsvergleich von "Finanztest" zeigt, dass bei einigen Tarifen – auch bei solchen, die bisher günstig waren - regelrechte Preissprünge anstehen.

Ein Beispiel ist der junge "Finanztest"-Modellkunde vom vergangenen Jahr: Ein 20 Jahre alter Fahranfänger mit Schadenfreiheitsklasse 1, der in Heidelberg wohnt und einen acht Jahre alten Opel Adam fährt. Die günstigste Haftpflicht plus Teilkasko, die alle von "Finanztest" empfohlenen Leistungen abdeckt, kostete ihn im laufenden Jahr 483 Euro. Würde er bei dieser Versicherung bleiben, müsste er 2024 mehr als doppelt so viel bezahlen – knapp 1.000 Euro. Wechselt er dagegen recht­zeitig seinen Versicherer, zahlt er für den güns­tigsten empfehlenswerten Tarif lediglich 588 Euro, also 105 Euro mehr als bisher.

Der wichtigste Tipp lautet also: Sofort nach Erhalt der Beitragsrechnung nachsehen, ob der Beitrag gestiegen ist. In diesem Fall haben Sie einen Monat lang ein Sonderkündigungsrecht. Achtung: Selbst wenn die Summe auf der Beitragsrechnung gesunken sein sollte, kann sich dahinter eine Preissteigerung verbergen. Dann nämlich, wenn sie gleichzeitig in eine bessere Schadenfreiheitsklasse aufgerückt sind.

Ohne Beitragsanhebung gilt die normale Kündigungsfrist von einem Monat zum Vertragsende. Da die meisten Verträge dem Kalenderjahr entsprechen, muss die Kündigung meist zum 30. November beim Versicherer sein. Dann können Sie zum 1. Januar wechseln.

Tipps zum Sparen bei der Beitragsrechnung

Um Geld zu sparen, muss es aber nicht immer ein Wechsel sein. Mit diesen sieben Tipps können sie vielleicht sogar Ihre Beitragsrechnung im bestehenden Tarif senken:

  1. Gefahrene Kilometer überprüfen: Ob durch Homeoffice oder Umstieg auf andere Verkehrsmittel – falls Sie weniger Auto fahren als früher, sollten Sie das der Versicherung mitteilen. Wenigfahrer zahlen geringere Beiträge als Vielfahrer.
  2. Kaskoversicherung: Je älter das Auto, umso weniger lohnt sich eine Kaskoversicherung. Prüfen Sie, ob Sie mit Teil- statt Vollkasko weiterfahren wollen – oder ob Ihnen womöglich die Kfz-Haftpflicht ausreicht.
  3. Alterszuschlag umgehen: Manche Versicherer berechnen höhere Tarife für ältere Menschen. Daher kann es sich lohnen, ein gemeinsam genutztes Auto auf den jüngeren Partner zuzulassen – allerdings nur dann, wenn dieser in einer ähnlichen oder besseren Schadenfreiheitsklasse eingestuft ist.
  4. Werkstattbindung: Viele Versicherer bieten bei ihren Kaskotarifen Rabatte, falls Sie bereit sind, im Schadenfall nur deren Vertragswerkstätten anzufahren.
  5. Telematik: Einen Tarifrabatt kann es auch geben, wenn Kunden bereit sind, ihre Fahrtdaten per Smartphone oder Sensor an den Versicherer zu übermitteln. Ermittelt das Gerät eine defensive Fahrweise, gibt es Geld zurück.
  6. Fahranfänger: Viele Versicherer bieten eine etwas bessere Schadenfreiheitsklasse für Fahranfänger, wenn bereits der Wagen der Eltern bei ihnen versichert ist. Ansonsten lohnt es sich, nach Tarifen Ausschau zu halten, die begleitetes Fahren oder Moped-Erfahrung anrechnen.
  7. Fahrerkreis: Wenn nur wenige Personen ein Auto nutzen, sollte man das bei der Versicherung eintragen lassen und damit einen kleinen Nachlass erreichen.

Na, wie viele dieser Punkte können Sie checken? Ich habe immerhin drei Stellschrauben gefunden, an denen ich noch drehen kann. Und einen guten Vorsatz habe ich auch gefasst: Vorsichtig fahren, damit ich wenigstens meine Schadenfreiheitsklasse behalte. Das schont gleichzeitig die Nerven – was will ich mehr.

Über die Autorin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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