Es wird kühl, so mancher bringt gerade seine Heizkörper auf Trab. Wann Sie entlüften sollten, wie das funktioniert - und weitere wichtige Fragen zum Start der Heizsaison.

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Es hilft nichts: Draußen wird es kühler, der Herbst ist da. Nachts hat der eine oder andere die Heizung vielleicht schon aufgedreht. Eine gesetzliche Regelung für den Start der Heizperiode gibt es nicht. "In der Regel beginnt sie am 1. Oktober und endet am 30. April", sagt Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund (DMB). "Von diesem Zeitpunkt an muss der Vermieter dann das Heizen ermöglichen." Oft sei das in Mietverträgen festgelegt.

Woran erkenne ich, ob der Heizkörper entlüftet werden sollte?

Häufig muss man die Heizkörper erst einmal auf Trab bringen, etwa durch Entlüften. Ob dies notwendig ist, kann man hören und fühlen - wenn der Heizkörper trotz voll aufgedrehten Thermostatventils vor allem im oberen Bereich nicht richtig warm wird oder wenn Wasser darin gluckernde Geräusche von sich gibt, erklärt die DIY Academy. Dann befindet sich Luft in den Leitungen, die man ablassen muss.

Wie entlüfte ich den Heizkörper sachgemäß?

Den Heizkörper zu entlüften, ist nicht schwierig. Hier eine Anleitung:

  • Drehen Sie mit einem Vierkantschlüssel das Ventil an der Seite des Heizkörpers auf und lassen Sie es so lange offen, bis nur noch Wasser nachkommt. Das Ventil aber nicht ganz herausdrehen.
  • Das Wasser fängt man mit einer Schüssel auf. Kommt viel davon heraus, bevor man das Ventil schnell wieder verschließen kann, muss man das Heizungswasser wieder auffüllen. Erkennbar ist ein Druckabfall am Manometer an der Anlage im Keller.
Luft raus: Gluckernde, lauwarme Heizkörper entlüften
Mit einem Vierkantschlüssel lässt sich das Ventil am Heizkörper öffnen. © dpa/Andrea Warnecke

Die DIY Academy rät sogar, vorher schon den Wasserdruck an der Heizungsanlage zu überprüfen und gegebenenfalls direkt Wasser nachzufüllen. Außerdem sollte man vor dem Entlüften, falls möglich, die Umwälzpumpe der Heizung ausschalten.

Wie fülle ich Wasser nach?

Das geht direkt an der Anlage - und am besten so, dass nicht wieder neue Luftblasen eingeschlossen werden. Daher rät die DIY Academy, den Schlauch für das Einlassventil der Heizanlage zunächst erst mal mit Wasser zu füllen. Ein untergestellter Eimer fängt das Wasser auf.

Die Thermostatventile sollten auf Maximum gestellt werden und die Umwälzpumpe abgeschaltet sein. Nun erst kommt der Schlauch an den KFE-Hahn (Kessel-Füll-Entleer-Hahn). Dann werden nacheinander der Wasser-Hahn und der KFE-Hahn geöffnet. Am Manometer kontrolliert man den Druckanstieg. Ist alles wieder im grünen Bereich, kann man das Wasser abdrehen und den Schlauch entfernen.

Wann muss Wasser nachgefüllt werden?

Hier sollten Sie auf ein paar Dinge achten. Der Wasserdruck sollte im vorgesehenen optimalen Bereich liegen. Das ist von Anlage zu Anlage unterschiedlich. Die Angaben dazu ermittelt ein Installateur.

Grundsätzlich kann man sich aber an Richtwerten orientieren. In einem Einfamilienhaus liegt der Wasserdruck idealerweise zwischen einem und zwei Bar. Unter 1,0 sollte er nie rutschen. Wenn das der Fall ist, müssen Sie Wasser nachfüllen.

Auch auf die Wasserhärte sollte man achten. Das falsche Heizungswasser kann zu Schäden an der Heizungsanlage führen. Ein Installateur sollte daher fürs Erste die Arbeit übernehmen.

Was muss ich bei neueren Heizkörpern beachten?

Die Experten weisen darauf hin, dass es sich bei den Anleitungen um das Vorgehen bei älteren Anlagen handelt. Bei modernen Anlagen kann das anders aussehen - es kann etwa sein, dass man statt Leitungswasser spezielles Heizungswasser nutzen muss. Steht dazu nichts in der Bedienungsanleitung, sollte man seinen Heizungsinstallateur um eine Anleitung speziell dafür bitten.

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Wann muss überhaupt geheizt werden?

Grundsätzlich gilt: "Vermieter müssen dafür sorgen, dass eine Wohnung nicht zu stark auskühlt", erklärt Jutta Hartmann. Das heißt: Sinken die Temperaturen, muss die Heizungsanlage aktiviert werden. Allerdings kann der Zeitraum - Anfang Oktober bis Ende April - auch variieren. Wird es zum Beispiel im Juni zwischendurch mal ungewöhnlich kalt, muss die Heizung angestellt werden. Umgekehrt gilt, wenn es im Oktober draußen zeitweise sehr warm ist, kann die Heizung gedrosselt werden.

Welche Gründe kann es noch geben, dass der Raum nicht warm wird?

Abgesehen von einer falschen Einstellung der Heizung oder Schäden an dieser - hier sollte der Profi ran - kann das natürlich auch an Faktoren im Raum liegen.

Bedecken vielleicht Vorhänge die Heizkörper? Stehen Möbel direkt daran? Beides verhindert, dass sich die erwärmte Luft im Raum verteilt, erläutert das Umweltbundesamt.

Sind Eigentümer zum Heizen verpflichtet?

Im Prinzip ja. Denn eine kalte Wohnung ist ein Mietmangel und berechtigt damit zur Mietminderung. Um wie viel die Miete gemindert werden kann, ist aber immer von den Umständen des Einzelfalls abhängig. "Die Bandbreite ist groß", sagt Jutta Hartmann. Laut Amtsgericht Köln ist eine Minderung von 20 Prozent angemessen, wenn die Zimmertemperatur nur 16 Grad Celsius bis 18 Grad Celsius beträgt (Urteil vom 6. Dezember 1976, Az.: 152 C 1249/74).

Heizung fällt im Winter aus: Mietminderung?

Fällt die Heizung in den Wintermonaten komplett aus, ist nach Ansicht des Landgerichts Hamburg eine Mietminderung von 100 Prozent möglich (Urteil vom 15. Mai 1975, Az.: 7 O 80/74). Ein vollständiger Heizungsausfall im Januar war dem Berliner Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg hingegen nur eine Mietminderung von 50 Prozent wert (Urteil vom 5. Oktober 1984, Az.: 12 C 409/84).

Wer mindern will, sollte also immer gut abwägen, wie viel er zurückbehält. "Andernfalls kann es zu einem Zahlungsrückstand kommen, der eine Kündigung rechtfertigt", sagt Jutta Hartmann. Um das zu vermeiden, könnten Mieter die Miete auch erst einmal unter Vorbehalt zahlen und das zu viel gezahlte Geld später zurückfordern.

Habe ich in meiner Wohnung Anspruch auf eine bestimmte Temperatur?

Eine gesetzlich festgelegte Grenze gibt es nicht. "Eine Temperatur von 20 Grad Celsius bis 22 Grad Celsius sollte tagsüber in Wohnräumen schon erreicht werden können", sagt Hartmann. Von 23 bis 6 Uhr morgens können Eigentümer die Heizungsanlage so auslegen, dass die Zimmertemperatur um bis zu drei Grad niedriger ausfällt als am Tag. Die sogenannte Nachtabsenkung soll helfen, Energie zu sparen.

Und wenn ich selber gar nicht heizen will? Ist das erlaubt?

Mieter müssen ihre Mietsache pfleglich behandeln. Das heißt im Winter: Die Wohnung sollte stets so temperiert werden, dass keine Schäden auftreten, erklärt der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Dies gilt auch dann, wenn Mieter beispielsweise während eines Urlaubs länger abwesend sind.

Sollte die Wohnung im Winter komplett auskühlen, können Wasserleitungen einfrieren und zu einem Rohrbruch führen. Wenn dies auf eine unzureichende Beheizung durch Mieter zurückzuführen ist, müssen sie für die entstandenen Schäden aufkommen.

Vermieter können allerdings nicht verlangen, dass die Wohnung während der kompletten Abwesenheit vollständig beheizt wird. Wer verreist, kann etwa Bekannte bitten, die Wohnung gelegentlich zu beheizen.

Die Anlage ist kaputt - was können Mieter tun?

"Bei Fehlern oder Mängeln muss der Vermieter informiert werden", sagt Jutta Hartmann. Vermieter seien in der Pflicht, den Mangel zu beheben. "Man muss dem Vermieter eine angemessene Frist geben, zu reagieren", sagt Hartmann. Je nach Außentemperatur kann diese Frist kürzer oder länger sein. Reagiert der Vermieter nicht, können Mieter im Zweifel selber einen Notdienst anrufen.

Wie lüfte ich am besten während der Heizsaison?

Auch wenn es draußen noch so kalt ist, muss man weiterhin lüften - sonst steigt die Luftfeuchtigkeit zu sehr an und unterstützt Schimmelbildung. Der falsche Weg ist jedoch auch, das Fenster lange oder gar dauerhaft in Kippstellung zu öffnen.

Das würde die Wände auskühlen, was die Heizkosten fürs Wiederaufheizen des Raumes sowie angrenzender Zimmer in die Höhe treibt, erläutert das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO).

Die Experten raten daher dazu, mehrmals täglich kurz die Fenster komplett aufzumachen. Am besten ist sogar das Querlüften - also Durchzug -, was die Luft besonders schnell austauscht. (dpa/af/mahe/mak)

Dieser zuletzt im September 2021 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und aktualisiert.

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