Golden Retriever und Labradore gelten als besonders verfressen – doch warum ist das so? Das sind die wichtigsten Faktoren für ihren schier unstillbaren Appetit.
Golden Retriever und Labradore gehören zu den weltweit beliebtesten Hunderassen. Ihr freundliches Wesen, ihre hohe Intelligenz und ihre Eignung als Familien- und Begleithunde haben ihnen einen festen Platz in zahlreichen Haushalten verschafft. Doch neben ihren vielen positiven Eigenschaften fällt bei diesen beiden Rassen ein weiteres Merkmal auf, das Halter und Fachleute gleichermaßen beschäftigt: ihr scheinbar unstillbarer Appetit. Woher kommt dieses Fressverhalten?
Genetische Faktoren als Hauptursache bei Labradoren
Ein wesentlicher Grund für das gesteigerte Fressverhalten von Labradoren liegt in ihrer Genetik. Eine im Jahr 2016 von der University of Cambridge veröffentlichte Studie belegte, dass bei vielen Labradoren eine Mutation im sogenannten POMC-Gen (Proopiomelanocortin) vorliegt. Dieses Gen ist für die Regulierung des Sättigungsgefühls verantwortlich. Hunde, die diese Mutation tragen, entwickeln offenbar kein normales Sättigungsgefühl, was zu ständigem Hunger führt.
Die betroffenen Tiere sind besonders futterfixiert, lernen schneller in Verbindung mit Futterbelohnungen und entwickeln eine starke Motivation, um an Nahrung zu gelangen. Laut Studien betrifft diese genetische Besonderheit bis zu 60 Prozent der Labradore und ist ein entscheidender biologischer Erklärungsansatz für ihr auffälliges Fressverhalten.
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Golden Retriever: Ähnlichkeiten und Unterschiede im Fressverhalten
Auch Golden Retriever wirken häufig unersättlich, obwohl eine eindeutige genetische Veranlagung wie beim Labrador bisher nicht belegt ist. Es wird jedoch vermutet, dass die enge Verwandtschaft beider Rassen – sie stammen ursprünglich von Jagdhunden ab – eine Rolle spielt. Golden Retriever wurden über Generationen hinweg darauf gezüchtet, ausdauernd und motiviert zu arbeiten – häufig in Kombination mit Belohnungssystemen, die auf Futter basieren. Dieses gezielte Belohnen mit Nahrung kann zu einem Verhalten führen, das auf stetige Futtersuche ausgerichtet ist. Verhaltensexperten vermuten daher, dass die Zuchtgeschichte, die hohe Lernfähigkeit und die Futtermotivation zu dem heute beobachtbaren Fressverhalten beitragen.
Verhalten und Umwelt als Verstärker
Neben genetischen und züchterischen Faktoren beeinflussen auch Umweltbedingungen das Fressverhalten dieser Rassen. Labradore und Golden Retriever sind sehr menschenbezogene Hunde, die eine enge Bindung zu ihren Haltern aufbauen. Futter wird dabei häufig als Mittel zur Belohnung, Beschäftigung oder Beruhigung eingesetzt. Wenn Halter ihre Hunde ständig füttern oder Leckerli bereitstellen, kann dies dazu führen, dass die Tiere ein dauerhaft gesteigertes Interesse an Futter entwickeln. Dies kann auch dann auftreten, wenn kein genetischer Auslöser vorliegt. Gerade bei intelligenten Rassen wie dem Labrador oder dem Golden Retriever kommt hinzu, dass sie sehr schnell lernen, wie sie durch bestimmtes Verhalten an Nahrung gelangen. Dieses erlernte Verhalten wird dann beibehalten und im Laufe der Zeit verstärkt.
Gesundheitliche Folgen und Umgang mit der Fresslust
Die Neigung zur Verfressenheit ist keineswegs nur eine kuriose Eigenart. Sie birgt auch erhebliche gesundheitliche Risiken. Übergewicht, Gelenkprobleme, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten bei überfütterten Hunden deutlich häufiger auf. Eine tierärztlich begleitete Gewichtskontrolle, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind deshalb bei diesen Rassen besonders wichtig. Zudem kann gezielte Beschäftigung, etwa durch Intelligenzspiele oder Suchaufgaben, helfen, den Fokus vom Futter abzulenken und den Hund geistig auszulasten.
Fazit: Ein Zusammenspiel aus Genetik, Geschichte und Verhalten
Die ausgeprägte Fresslust von Golden Retrievern und Labradoren ist ein komplexes Phänomen, das sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen lässt. Während bei Labradoren genetische Veränderungen im POMC-Gen eine zentrale Rolle spielen, scheinen bei Golden Retrievern züchterische Faktoren und erlerntes Verhalten wichtiger zu sein. In beiden Fällen kann das Umfeld das Verhalten verstärken. Für Hundebesitzer bedeutet dies, dass sie einen bewussten Umgang mit Fütterung und Beschäftigung pflegen müssen, um das Wohlbefinden ihrer Tiere langfristig zu sichern.
Verwendete Quellen:
- familie.de: Diese 5 Hunderassen sind besonders verfressen
- tierwelt.ch: Warum Labradore so verfressen sind
- Universität Cambridge: Genetic variant may help explain why Labradors are prone to obesity
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