Wenn der Hund einen Giftköder gefressen hat, entscheidet der Umgang mit der Vergiftung über Leben und Tod. Mit dem richtigen Wissen können Hundehalter im Ernstfall schnell und richtig reagieren.
Mit Gift, Rasierklingen oder gefährlichen Substanzen versetzte Köder in Parks, im Wald, auf Wiesen oder an Wegrändern stellen für Hunde eine potenziell tödliche Gefahr dar.
Die Zahlen sind alarmierend: Allein in Nordrhein-Westfalen wurden 2022 über 1.300 Giftköder gemeldet, wie die Warn-App Dogorama dokumentiert. Wenn Ihr Hund einen solchen Giftköder gefressen hat, zählt jede Minute.
Anzeichen für Vergiftung bei Hunden
Eine Vergiftung kann unterschiedliche Symptome hervorrufen, höchstwahrscheinlich besteht aber Lebensgefahr. Zu den typischen Anzeichen gehören laut der Tierschutzorganisation Peta:
- Erbrechen und Durchfall
- starker Speichelfluss und übermäßiges Hecheln
- Unruhe oder auffällige Teilnahmslosigkeit
- schwankender Gang oder Taumeln
- Krämpfe bis hin zum Koma
- blasses Zahnfleisch oder verfärbte Schleimhäute
- vergrößerte Pupillen und gerötete Augen
- Atembeschwerden oder Atemnot
- schneller Herzschlag, Herzstillstand und Lähmungserscheinungen
Sofortmaßnahmen im Notfall
Im Vergiftungsfall ist schnelles Handeln entscheidend. Die Organisation Vier Pfoten empfiehlt: "Entfernen Sie den Hund vom Giftköder und bringen Sie ihn nicht zum Erbrechen, wenn Sie nicht wissen, was er zu sich genommen hat." Ätzende Gifte könnten beim Erbrechen den Rachen verätzen und scharfe Gegenstände könnten zusätzliche Verletzungen verursachen.
Stattdessen sollten Sie festhalten, "was, wie viel und wann gefressen wurde" und umgehend einen Tierarzt anrufen. Bei diesem Telefonat ist es wichtig, die beobachteten Symptome genau zu schildern, damit der Arzt gegebenenfalls schon ein Gegengift bereitstellen kann.
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Laut der Webseite "Erste Hilfe beim Hund" sind Kohletabletten aus medizinischer Kohle "bei Vergiftungen das einzige Mittel, das der Hundebesitzer selbst noch gegen die einsetzende Giftwirkung anwenden kann." Die hochporöse Aktivkohle kann Giftstoffe im Magen-Darm-Trakt binden und so die Aufnahme in den Körper verhindern: "Umso schneller die Aktivkohle mit dem Gift im Magen und Darmbereich in Kontakt kommt, umso höher ist die Wirksamkeit der Gegenmaßnahme."
Als Faustregel gilt: 1 Gramm Kohle pro 1 Kilogramm Körpergewicht.
Bei einem großen Hund kann das bis zu 50 Tabletten bedeuten, weshalb eine vorbereitete Notfallration sinnvoll ist. Wichtig: Die Kohletabletten ersetzen nicht den Tierarzt! Nach der Kohlegabe sollte der Hund unverzüglich in eine tierärztliche Praxis gebracht werden. Die Mitnahme von Köderresten oder Erbrochenem kann die Bestimmung des Giftes und damit eine schnellere, zielgerichtete Behandlung ermöglichen.
Vorbeugung und Schutz
Um Ihren Hund schon im Vorfeld vor Giftködern zu schützen, sollten Sie ihn aufmerksam beobachten, besonders, wenn er etwas wittert. In Gebieten, in denen Giftköder aufgetaucht sind, sollten Hunde an kurzer Leine geführt oder die Gegenden direkt gemieden werden.
Zudem sollten die Tiere grundsätzlich darauf trainiert werden, auf Spaziergängen nichts Fremdes zu fressen. Es kann zudem helfen, den Hund unterwegs mit eigenem Futter abzulenken, um ihn von der Futtersuche abzuhalten.
Jeder Hundehalter sollte über grundlegendes Wissen zur Ersten Hilfe verfügen und für den Notfall vorbereitet sein. Eine vorbereitete Notfallration Aktivkohle und die stets griffbereiten Telefonnummern des eigenen Tierarztes, einer mobilen Tierarztpraxis und der nächstgelegenen Tierklinik mit 24-Stunden-Notdienst können im Ernstfall über Leben und Tod des Hundes entscheiden.
Verdächtige Vorfälle und Funde sollten zudem unbedingt der Polizei gemeldet werden. Nur so können Fälle registriert und andere Hundehalter gewarnt werden. (eyn)
Verwendete Quellen
- Dogorama: Die Gefahr lauert auf dem Boden: Dogorama enthüllt Deutschlands gefährlichste Städte für Hunde und wie Sie Ihren Vierbeiner schützen können
- Peta: Giftköder beim Hund: Vergiftung erkennen und behandeln
- Vier Pfoten: Verdacht auf Giftköder – was tun?
- Erste Hilfe beim Hund: Kohletabletten bei Vergiftungen
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