Hamburg - "Bin ich froh, wenn's vorbei ist": Manchmal fiebert man dem letzten Tag im Job nur so entgegen. Andere Male ist auch ein weinendes Auge dabei, wenn man sich von liebgewonnenen Kollegen verabschieden muss oder an große Meilensteine denkt, die man bei einem Arbeitgeber erreicht hat. Was hilft im einen wie im anderen Fall in der letzten Phase eines Arbeitsverhältnisses?

Stefanie Bickert, Karriere-Expertin bei Indeed, gibt Tipps, wie ein professioneller Abschied gelingt.

1. Für einen reibungslosen Übergang sorgen

"Auch wenn Sie gedanklich schon beim neuen Job sind – bleiben Sie bis zum Schluss präsent", rät Stefanie Bickert. Die letzten Tage seien eine Gelegenheit, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen zurückzublicken und den Übergang für alle möglichst reibungslos zu gestalten.

Dazu sollten Beschäftigte frühzeitig mit ihrer Führungskraft klären, welche Aufgaben übergeben werden müssen. Hilfreich ist auch, wenn man das Team dabei unterstützt, Strukturen für die Nachfolge zu schaffen.

Die letzten Tage im Job sollten Beschäftigte außerdem für ihre persönliche digitale Ordnung nutzen, empfiehlt Bickert. Also: Dateiablage und Mailpostfach aufräumen, persönliche Daten löschen, Zugänge und Technik gegebenenfalls an die IT-Abteilung zurückgeben.

Und was, wenn man den Arbeitgeber verlässt, weil es Probleme und Konflikte gab? In einem schwierigen Umfeld sei die Versuchung groß, sich schnell zu verabschieden, so Bickert. Sie rät, eine gute Übergabe dennoch als letzten Beweis der eigenen Professionalität zu sehen. "Wer jetzt nicht impulsiv handelt, sondern sauber abschließt, geht souveräner – und wird das später zu schätzen wissen."

Ein Mann bei einer Präsentation im Büro
Wer einen guten letzten Eindruck hinterlassen will, sollte sich bei der Übergabe Mühe geben. © dpa / Zacharie Scheurer/dpa-tmn

2. Zwischenmenschlich Abschied nehmen

Neben dem Organisatorischen sollte man sich in der letzten Phase eines Arbeitsverhältnisses auch dem Zwischenmenschlichen widmen. Von Kolleginnen und Kollegen, mit denen man persönlich oder beruflich in Kontakt bleiben möchten, verabschiedet man sich gezielt - etwa bei einer letzten gemeinsamen Kaffeepause oder einem Rundgang durch die Abteilung.

Alle anderen Teammitglieder erreicht man etwa mit einer Abschiedsmail, in der man auf die neuen Kontaktdaten verweist. Bickert rät dabei von Standardfloskeln ab. Besser: Konkret darauf eingehen, was man an der Zusammenarbeit und der Zeit im Unternehmen geschätzt hat.

Und auch an dieser Stelle gilt: "Ob der Job geliebt wurde, innerlich längst gekündigt war oder der Abschied nicht freiwillig erfolgte: Ein respektvoller Umgang sollte immer möglich sein", findet die Karriere-Expertin.

Das heißt ihr zufolge zwar nicht, dass Konflikte in der letzten Phase des Arbeitsverhältnisses einfach ignoriert werden müssen. Sie sollten "aber auch nicht das Letzte sein", was in Erinnerung bleibt. Stefanie Bickert rät, im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen oder im Austrittsgespräch mit der Führungskraft ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn es zuvor Unstimmigkeiten gab. Fragen wie "Was hätten Sie sich anders gewünscht?" sind Gelegenheiten, um Hinweise zu geben. Negative Allgemeinplätze sollte man sich aber besser verkneifen. Wer die Entscheidung, zu gehen, von der Emotion trennt, wahre die Beziehung.

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3. Bereit für Neues: Emotional abschließen

"Ein Jobwechsel ist nicht nur ein organisatorischer, sondern auch ein emotionaler Schritt", sagt Stefanie Bickert. Wer seine Arbeit mochte, sollte sich der Karriere-Expertin zufolge darauf einstellen, dass sich Wehmut oder sogar ein Hauch von Trauer in die eigenen Gefühle mischen kann. "Ein Zeichen dafür, dass die Zeit im Unternehmen bedeutsam war", so Bickert - abschließen dürfe man aber trotzdem.

Zwei Frauen trinken im Büro Kaffee
Eine letzte Kaffeepause mit liebgewonnenen Kolleginnen und Kollegen kann beim Abschied im Job helfen. © dpa / Amelie Breitenhuber/dpa-tmn

Sie rät, sich dafür in den letzten Tagen Zeit zu nehmen, um innezuhalten. Ganz praktisch kann man sich zum Beispiel drei Dinge notieren, die einen an diesem Arbeitsplatz menschlich und fachlich weitergebracht haben sowie eine Sache, die man über sich selbst gelernt hat. "Das macht den Neustart klarer, besonders, wenn der alte Job fordernd und unübersichtlich war", so Bickert. Ihr zufolge gilt für alle Abschiede und Anfänge im Job: "Wer bewusst geht, kommt besser an."  © Deutsche Presse-Agentur