Bei JOMO ("the joy of missing out") geht es darum, nicht immer etwas Neues erleben zu müssen. Dabei spielt auch das Smartphone eine Rolle. Erfahre hier, wie du den Moment besser genießen kannst.
Es ist eine moderne Angst des Menschen, Dinge zu verpassen und nicht dabei zu sein. Durch unsere gesteigerte Mediennutzung verstärkt sich diese Angst. Im Gegensatz dazu steht der Trend "JOMO". Er soll helfen, vom Smartphone und dem Internet loszukommen.
FOMO – Woher kommt die "fear of missing out"?
Wir scrollen durch die Feeds unserer sozialen Medien und beobachten das Leben und die Abenteuer der anderen. Dort springen uns die Bilder von Urlauben, Partys und extravagantem Essen entgegen. Die Folge: Das eigene Leben erscheint im Vergleich langweilig und das Gefühl, das eigene Leben und tolle Erlebnisse zu verpassen, kommt auf. Es entsteht die sogenannte "fear of missing out" – kurz FOMO. Seit den 2010er-Jahren haben die Nutzung von Social Media und dadurch auch die FOMO zugenommen.
Gibst du dich diesem Gefühl zu sehr hin, kann das auch negative Folgen für deine Gesundheit haben. Es kann zu Konzentrations- und Produktivitätsproblemen kommen. Auch Schlafstörungen sind keine Seltenheit. Wie eine Studie der Universität Cardiff 2017 herausfand, erleiden eine:r von fünf Jugendlichen ein Schlafdefizit durch einen (zu) hohen Social-Media-Konsum. Es gibt Studien, die aufzeigen, dass zu viel Zeit am Smartphone zu Depressionen und Ängsten führen kann und dass das Nutzen von Smartphones süchtig machen kann.
Mehr Leben im Analogen durch JOMO
Doch verpassen wir wirklich etwas? Und müssen wir die vielen Bilder wirklich sehen? Was macht es mit uns, wenn wir stundenlang durch Instagram scrollen?

Diese Fragen stellt der Trend JOMO ("joy of missing out") – also: "die Freude, etwas zu verpassen". 2018 machte die New York Times JOMO zum neuen Sommertrend. JOMO plädiert dafür, abzuschalten, das Hier und Jetzt zu genießen und sich dem Internet zu entziehen. Es geht nicht nur darum, Abstand von den sozialen Medien zu gewinnen, sondern auch um das Genießen des Offline-Lebens, das nicht immer spektakulär sein muss. Ein Abend zu Hause auf der Couch mit einem guten Buch oder vor der Lieblingsserie entsprechen der "joy of missing out", also der Freude, etwas anderes zu verpassen.
So kannst du JOMO umsetzen
Um Freude beim Verpassen zu empfinden und zufrieden mit der eigenen Situation zu sein, gibt es verschiedene Wege:
- Setze Prioritäten. Was möchtest du wirklich tun und was tust du aufgrund von sozialem Druck oder Gewohnheit? Finde heraus, wann du eine Auszeit nehmen solltest.
- Nimm dir Zeit zur Selbstreflexion. Dich selbst besser zu verstehen, ist der Schlüssel. Versuche Zeit alleine zu verbringen – auch ohne Smartphone, Internet und Fernseher. Denke über deine Erlebnisse nach und reflektiere deine Ängste.
- Die Kraft, "Nein" zu sagen. Wenn du dir über deine Prioritäten im Klaren bist und dich selber besser verstehst, bist du auch in der Lage, einfach mal "Nein" zu sagen. Lehne Einladungen und Angebote ruhig ab, wenn du eigentlich nicht willst.
- Versuche, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. JOMO – also die Freude, etwas zu verpassen– entsteht, wenn du mit dem gegenwärtigen Moment zufrieden bist. Meditation zu lernen oder zu praktizieren, kann dir dabei helfen.
- Auch der Gedanke, dass du nicht etwas verpasst, sondern etwas anderes Schönes erlebst, kann helfen.
JOMO: Bewusster Umgang mit deinem Smartphone
Bei JOMO geht es auch darum, den täglichen Konsum zumindest etwas zu verringern. Ziel ist nicht unbedingt vollkommener Medien-Entzug, sondern ein selbstbestimmter Umgang damit:
- Stelle deine Push-Benachrichtigungen aus. Sie vermitteln uns, dass wir sofort reagieren müssen. Gewinne die Kontrolle und entscheide selbst, wann du deine Apps checkst.
- Stelle dein Handy auf Schwarz-Weiß. Die Farben auf dem leuchtenden Display animieren dazu, immer mehr zu wollen. Wenn du dein Handy in den Einstellungen auf Schwarz-Weiß stellst, wirst du merken, dass der Reiz beispielsweise von Instagram abnimmt.
- Eigene Nutzung tracken. Weißt du, wie viele Stunden du pro Tag auf deinen Bildschirm schaust, wie oft du dein Handy entsperrst und welche Apps du wie lange nutzt? Oft ist die Selbsterkenntnis erschreckend, aber der erste Schritt zur Besserung. Wenn du dein Nutzungsverhalten eine Weile beobachtest, hilft dir das dabei, das Smartphone in Zukunft bewusster zu nutzen. Apps wie Forest und Digital Detox können dir dabei helfen – du solltest sie aber nur in der Anfangszeit der Umstellung verwenden. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist die Verringerung der Bildschirmzeit wichtig.
- Löse dich von Zeitfresser-Apps. Wenn du deine Nutzung analysierst, kannst du die Apps, die du am intensivsten nutzt, identifizieren. Probiere es einfach mal ohne und lösche sie.
- Schalte dein Handy vor dem Schlafen aus oder stelle es auf Flugmodus. Versuche, deinen Schlafbereich frei von Geräten wie Smartphone oder Laptop zu halten.
Radikal: Digital Detox
Eine ganz besondere Erfahrung kann es trotzdem sein, eine Weile vollkommen auf die digitale Welt zu verzichten. Dafür gibt es verschiedene Wege:
- Lege einen Offline-Tag ein. Suche dir einen Tag in der Woche aus, an dem du dich nicht mit dem Internet verbindest – zum Beispiel den Sonntag.
- Nutze deinen Urlaub für Digital Detox! Muss wirklich die ganze Welt von deiner Zeit am Strand wissen oder möchtest du diese kostbare Zeit nicht lieber für dich allein haben? Ein Urlaub kann eine tolle Möglichkeit sein, für einen Zeitraum offline zu gehen und die "Freude des Verpassens" auszuprobieren.
- Lass dein Handy zu Hause. Wir alle tragen unsere Smartphones fast immer bei uns. Ein Spaziergang ohne Smartphone ist zwar nur ein kurzes Detox, doch du wirst merken, dass du deine Umwelt viel bewusster wahrnimmst.
- Tu dich mit Freund:innen zusammen. Ein bewusster Umgang mit Smartphones lässt sich gut zusammen lernen. Sprich mit deinen Freund:innen über euren Konsum – vielleicht startet ihr ja gemeinsam ein Detox-Experiment.
In einer Welt, in der wir scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten haben und stetig unter dem Druck stehen, etwas Neues und Besonderes zu erleben, kann JOMO wie eine Entspannungstechnik entschleunigen. Ein Abend allein mit einem Buch ist eben auch schön. Sich bewusst gegen die Angst des Verpassens zu stellen, kann zu mehr Zufriedenheit führen.
Jammerfasten: Mehr Zufriedenheit ohne zu nörgeln
Überarbeitet von Lena Kirchner
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