Kleidung zu mieten ermöglicht es dir, Abwechslung im Kleiderschrank mit Nachhaltigkeit zu vereinen. Welche Vorteile die Kleidermiete noch mit sich bringt, worauf du achten solltest und wo du Kleidung am besten mieten kannst, erfährst du hier.
Es muss nicht immer das neueste Teil der Fast-Fashion-Ketten sein. Dass viele Menschen das ähnlich sehen, zeigt die steigende Tendenz zu Secondhand-Angeboten: Jede:r dritte Modekonsument:in kauft bereits Secondhand-Kleidung. Die Akzeptanz für alternative Konsummodelle in der Modeindustrie wächst also.
Eine zurzeit noch weniger genutzter Option ist es, Kleidung zu mieten.
Kleidung mieten: Wie geht das?
Diverse Plattformen bieten inzwischen online die Möglichkeit, Kleidung zu mieten oder sogar selbst zu vermieten. Für manche dieser Angebote ist es nötig, ein Abonnement abzuschließen: Für einen Festpreis kannst du dann eine bestimmte Anzahl an Kleidungsstücken in einem bestimmten Zeitraum mieten.
In vielen Fällen ist in den Preisen auch schon eine Versicherung gegen Schäden enthalten und die Reinigung nehmen die Unternehmen vor. Manchmal ist der Abschluss von Versicherungen optional oder gar nicht möglich. Im letzteren Fall müssen die Mieter:innen dann meist für Schäden aufkommen, die über kleinere Flecken und aufgelöste Nähte hinausgehen.
Andere Plattformen funktionieren ähnlich wie die Secondhand-Modeplattform Vinted. Doch statt von einer anderen Privatperson direkt gebrauchte Kleidung zu kaufen, kannst du in den virtuellen Kleiderschränken dieser Plattformen nach ausleihbaren Teilen stöbern. Hier bestimmen die Vermieter:innen selbst die Preise.
Kleidung mieten: Das sind die Vor- und Nachteile
Kleidung zu mieten dürfte zumindest in den Karnevalshochburgen gang und gäbe sein, wenn ein Faschingskostüm hermuss. Doch eine Standardoption beim alltäglichen Shoppen ist die Kleidermiete noch nicht. Dabei würde viel dafür sprechen:
Vorteil 1: Die Kleidermiete sorgt für Abwechslung
Trends kommen und gehen. Ein nachhaltiger Kleiderschrank, beispielsweise aufgebaut nach dem Capsule-Wardrobe-Prinzip, sollte dagegen möglichst zeitlos sein, damit du die Stücke jahrelang gerne trägst. Capsule Wardrobes wie auch minimalistische Kleiderschränke sind auf das Wesentliche reduziert.
Wer dann Lust auf Abwechslung bekommt, kann außergewöhnliche Trend-Teile mieten. Als das gewisse Extra können sie die eigenen Basics aufwerten und so in einem neuen Licht erstrahlen lassen. Das beugt Langeweile beim Zusammenstellen der Outfits und damit frustriertem Shoppen nach neuen Teilen vor.
Vorteil 2: Kleidung zu mieten hilft, den eigenen Stil zu finden
In den meisten Kleiderschränken dürfte sich der eine oder andere Fehlkauf finden lassen. Du entdeckst online oder im Geschäft ein Kleidungsstück, das dir irgendwie gefällt, stellst später aber fest, dass es doch nicht das Wahre ist.
Solche Fehlkäufe können passieren – besonders, wenn du dich stilistisch noch ausprobierst. Doch sie kosten auch Geld und nehmen im Kleiderschrank unnötig Platz weg. Wenn du Kleidung mietest, kannst du unverfänglicher mit verschiedenen Stilen experimentieren. Du hast so die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Kleidungsstücke für einen längeren Zeitraum im Alltag zu testen und dir bleibt genug Zeit herauszufinden, ob sie deinem Stil entsprechen.
Vorteil 3: Designer:innenmode wird erschwinglich
Ein besonderes Event steht an, aber das Budget für eine exklusive Garderobe ist begrenzt? Mit der Kleidermiete kannst du dich für einen festlichen Anlass in Designer:innenmode hüllen – für einen Bruchteil dessen, was ein Neukauf kosten würde. Viele Leih-Plattformen bieten eine große Auswahl an extravaganter Mode und ausgefallenen Accessoires an, die sich für besondere Gelegenheiten eignen, aber für die du danach keine Verwendung mehr hast. Da ist es praktisch, solche Teile einfach wieder loswerden zu können, bevor sie im eigenen Kleiderschrank verstauben.
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Vorteil 4: Mit Mietkleidung auf Veränderungen reagieren
Manchmal ändert sich das Leben, sodass sich auch die Kleidung anpassen muss. Vielleicht erfordert ein besonderer Job von dir, dass du dich anders als gewohnt anziehen musst. Vielleicht bist du aufgrund einer Schwangerschaft aus deiner alten Kleidung herausgewachsen. Wenn es sich um solche temporären Veränderungen handelt, kannst du flexibel darauf reagieren, indem du Kleidung mietest. Sobald der Bedarf nach der neuen Kleidung nicht mehr da ist, kannst du ganz einfach zu deiner gewohnten Garderobe zurückkehren.
Vorteil 5: Kleidung zu mieten ist nachhaltiger
Im System der Fast Fashion ist Kleidung zu einer Wegwerfware verkommen. Viele Stücke in unseren Kleiderschränken werden entweder schnell zum Textilmüll oder nur selten getragen.
Grund dafür ist das Bedürfnis, den immer schneller wechselnden Trends zu folgen, wie sie beispielsweise das Ultra-Fast-Fashion-Unternehmen Shein vorgibt. Die Kurzlebigkeit der Modeindustrie hat jedoch zur Folge, dass Unmengen an Ressourcen, wie beispielsweise Wasser, verbraucht werden – und das für Kleidung, die ungenutzt im Kleiderschrank hängt oder nach kurzer Zeit schon wieder im Müll landet.
Wenn du Kleidung mietest, verlängerst du die Lebenszeit eines Kleidungsstücks und kannst den Konsum neuer Kleider reduzieren. Dadurch schonst du Ressourcen und kannst der Wegwerfgesellschaft etwas entgegensetzen.
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Hier kannst du Kleidung mieten
Diese Online-Plattformen sind gute Anlaufstellen, wenn du Kleidung mieten möchtest:
Räubersachen
Was: Bei Räubersachen kannst du ökologische Kleidung mieten – sowohl für dich als auch für dein Kind.
Wie: Je nach deinen Wünschen und finanziellen Möglichkeiten kannst du die Kleidung in verschiedenen Zuständen auswählen und dann entweder für einen Monat mieten oder direkt kaufen.
Preis: Der Mietpreis wird anfangs für einen Monat berechnet und richtet sich nach dem Zustand der Kleidung. Nach Ablauf des ersten Mietmonats kannst du die Sachen jederzeit zurücksenden und die Miete wird taggenau für die Zeit der Nutzung berechnet.
Dresscoded
Was: Wenn du auf der Suche nach Kleidung für besondere Anlässe bist, wirst du bei Dresscoded fündig. Hier kannst du Kleidung für verschiedene Festivitäten ausleihen – vom Cocktailkleid für die Abschlussfeier bis hin zur Tracht für das Oktoberfest. Die passenden Accessoires und Funktionswäsche sind auch erhältlich.
Wie: Du benötigst keine Mitgliedschaft, sondern kannst das gewünschte Teil einfach in den Warenkorb legen und entweder für vier oder acht Tage mieten. Wenn du eine Entscheidungshilfe brauchst, hast du die Möglichkeit, im Münchner Showroom eine kostenlose Stilberatung in Anspruch zu nehmen. Ansonsten kannst du dir die geliehene Kleidung auch einfach online bestellen und per Post zuschicken lassen.
Preis: Ein Kleid kannst du ab 120 Euro ausleihen, ein Dirndl ab 75 Euro.
Fairnica
Was: Fairnica erleichtert dir den Weg zur Capsule Wardrobe: Hier kannst du nicht nur einzelne Teile mieten, sondern gleich eine Auswahl an perfekt miteinander kombinierbaren Kleidungsstücken. Die Kapseln bestehen aus jeweils fünf Stücken, die deine vorhandenen Basics so ergänzen, dass du daraus 30 verschiedene Outfits zusammenstellen kannst. Allen Kapseln gemein ist, dass ihre Inhalte unter fairen Bedingungen produziert wurden.
Wie: Ein Abo ist nicht nötig. Du kannst auswählen, ob du eine Kapsel für einen, zwei oder drei Monate mieten möchtest. Du kannst dir die Kapsel schicken lassen oder vor Ort im Showroom in Herne abholen.
Preis: Die Preise variieren je nach Mietdauer. Die Kapseln starten bei knapp 70 Euro für einen Monat.

Würdest du Kleidung mieten?
Während inzwischen fast jede:r Zweite bereits gebrauchte Kleidung gekauft hat, ist die Kleidermiete ein noch nicht so verbreitetes Modell. Laut einer Umfrage der Fashion Changers wären nur 20 Prozent der Befragten bereit, Kleidung zu mieten. Die Erkenntnisse eines Forschungsprojekts am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI zeigen, wo es beim Modell Kleidermiete schon gut läuft und wo es noch hapert:
- Nachhaltigkeitspotenzial: Das Mieten von Kleidung kann Ressourcen sparen, da weniger neue Kleidung produziert werden muss. Besonders bei seltener genutzten Teilen (zum Beispiel Abendmode) kann das sinnvoll sein. Aber: Häufiges Waschen und aufwendiger Transport (zum Beispiel Rückversand mit dem Auto) können den ökologischen Vorteil schnell wieder zunichtemachen.
- Geringe Bekanntheit und Nutzung: Viele Menschen kennen das Konzept des Kleidermietens gar nicht oder finden es unattraktiv. Die Mehrheit der Befragten hat bisher keine Erfahrungen damit gemacht und ist auch eher skeptisch. Es braucht mehr Sichtbarkeit und Information.
- Preislich je nach Anlass interessant: Für Einzelstücke zu besonderen Anlässen kann Mieten günstiger sein als Kaufen – gerade bei teurer Markenmode. Im Alltag (zum Beispiel bei Basics wie Jeans oder T-Shirts) ist der Kauf langfristig oft wirtschaftlicher.
- Hoher Aufwand für Anbieter:innen: Mietplattformen stehen vor Herausforderungen: Sie müssen ständig neue Kund:innen gewinnen, das Sortiment aktuell halten und die Nutzung einfach gestalten. Zudem ist es schwer, treue Nutzer:innen zu binden – viele probieren es einmal aus und kommen nicht wieder.
Der letzte Punkt ist daran ersichtlich, dass viele Mietplattformen mittlerweile ihren Service eingestellt haben – es gibt weniger Angebote für Interessierte. Wenn du kein für dich passendes Kleidermietangebot online findest, ist es zum Beispiel eine Option, auch von Freund:innen oder Familienmitgliedern besondere Kleidungsstücke auszuleihen. © UTOPIA