Pünktlich zum Wochenende melden sich Husten oder Kopfschmerzen: "Leisure Sickness" nennt sich das Phänomen, bei dem auf den Stressabfall Erkrankungen folgen. Was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Nach stressigen Wochen ist der langersehnte Urlaub endlich da – und du liegst plötzlich mit einer Grippe flach. Oder du willst das wohlverdiente Wochenende voll auskosten, doch gerade dann melden sich die Kopfschmerzen. Dass du ausgerechnet immer dann krank wirst, wenn du eigentlich Erholung, Urlaub oder Freizeit genießen möchtest, ist oft kein Zufall, sondern ein Phänomen, das sich Leasure Sickness (deutsch: Freizeitkrankheit) nennt.
Was ist Leisure Sickness?
Kaum fällt der Druck von Job, Studium, Haushalt oder anderen stressigen Verpflichtungen von den Schultern ab, melden sich Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen. Leisure Sickness verhagelt vielen Erholungsbedürftigen den Urlaub oder das Wochenende.
Für die Studie "Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt" der IU Internationalen Hochschule gaben 19,3 Prozent der mehr als 2000 Befragten an, das Gefühl zumindest immer oder häufig an freien Tagen oder im Urlaub zu erleben. Bekannt ist das Phänomen demnach bei 71,9 Prozent der Arbeitnehmer:innen. Zwar zählt die "Freizeitkrankheit", laut Studienautorin Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der privaten IU mit Hauptsitz in Erfurt, nicht zu den offiziell klassifizierten Krankheiten. Dennoch ist das Phänomen mit Krankheitssymptomen verbunden, wie die Befragung zeigt.
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Bereits 2017 untersuchte das Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn, wie viele Menschen tatsächlich von Leisure Sickness betroffen sind: 22 Prozent der mehr als 2.000 Befragten gaben an, in ihrem Leben bereits an Leisure Sickness erkrankt zu sein – also jede:r Fünfte. Daran hat sich auch laut der 2025 durchgeführten Studie der IU Internationalen Hochschule wenig geändert: Demnach spürt etwa jede:r fünfte Arbeitnehmer:in dieses Muster regelmäßig am eigenen Leib.
Der Begriff "Leisure Sickness" stammt von den niederländischen Psycholog:innen Ad Vingerhoets und Maaike van Huijgevoort. Ihrer Ansicht nach handelt es sich bei dieser Erscheinung um eine psychosomatische Erkrankung, die dadurch entsteht, dass Betroffene, meist "Workaholics" mit hohem Verantwortungsgefühl, nicht vom Arbeits- in den Freizeitmodus wechseln können.
Andere Expert:innen sehen die Ursache für die Leisure Sickness im durch anhaltenden Stress negativ beeinflussten Immunsystem. Laut der Techniker Krankenkasse schüttet der Körper in herausfordernden Situationen Stresshormone aus, die dabei helfen, die Anstrengungen energiegeladen zu meistern. So hemmt Kortisol Netdoktor zufolge die Immunantwort auf mögliche Infekte.
Doch wenn der Stress abfällt, fährt auch der Körper einen Gang zurück und reduziert die Hormonproduktion. Das Immunsystem wird dadurch nicht länger unterdrückt, sondern arbeitet wieder auf Hochtouren und reagiert wie gewohnt auf Erreger. Die Folge: Der Körper muss sich wieder mit Erkältungskrankheiten und anderen Infekten herumschlagen.
Fehlende Erholung im Privaten beschäftigt vor allem Jüngere
Etwa 40,1 Prozent der Befragten in der Studie der IU Internationalen Hochschule stimmten der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass ihr Privatleben nicht ausreichend Erholung biete, um den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Gerade unter jüngeren Arbeitnehmern bis 25 Jahre stößt diese Aussage demnach besonders häufig (50,5 Prozent) auf Zustimmung.
"Es zeigt sich das Bild, dass vor allem jüngere Generationen eine andere Betroffenheit haben als ältere", sagt André. Sie erklärt sich das Ergebnis damit, dass die jungen Befragten ihre Freizeit auch mit passivem Scrollen durch Social Media und Streamen von Serien und Filmen gestalten. Die repräsentative Studie zeige, dass Menschen mit aktiver und sinnvoller Freizeitgestaltung seltener "Leisure Sickness" erlebten.
Überstunden und Erreichbarkeit in Freizeit
Zudem fühle sich die jüngere Gruppe stärker verpflichtet, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein. Bei den unter 25-Jährigen lag der Anteil der Zustimmung zu dieser Aussage bei 42,6 Prozent, bei allen Befragten waren es 33,5 Prozent gewesen. Zudem gaben 80,6 Prozent aller Befragten an, regelmäßig Überstunden zu leisten. "Die Ergebnisse zeigen, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit, hohe Arbeitsbelastung und fehlende Erholung klare Risikofaktoren für Krankheitssymptome an freien Tagen sind", sagt André.
Zwischen 24. Januar und 6. Februar 2025 befragte die Hochschule IU für die Studie 2.004 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, repräsentativ nach Alter und Geschlecht.
So kannst du Leisure Sickness vorbeugen
Freizeitkrank wird man demnach nicht durch die Freizeit an sich, sondern durch den Stress vor der Ruhephase. (Freizeitstress hingegen hat wirklich etwas damit zu tun, wie du deine Freizeit verbringst.) Um Leisure Sickness vorzubeugen, solltest du also bereits in anstrengenden Zeiten etwas dagegen unternehmen.

Stressexpert:innen raten zu folgenden Tipps:
- Versuche nicht, die letzten Tage vor dem Urlaub alles abarbeiten zu wollen.Kurze Pausen sind wichtig, um dein Stresslevel nicht in die Höhe zu treiben.
- Beende den Arbeitstag bewusst und mache dir klar, dass du Aufgaben immer noch am nächsten Tag oder nach dem Wochenende erledigen kannst.
- Lerne deine Grenzen kennen und Nein zu sagen, wenn neue Aufgaben an dich herangetragen werden, für die du keine Kapazitäten mehr hast.
- Lerne, wie du mit Leistungsdruck besser umgehen kannst. Oftmals verursachen wir uns selbst mehr Stress als nötig, weil wir an unsere Leistung immer höhere Eigenerwartungen stellen.
- Laut Netdoktor kann es im Urlaub selbst dann helfen, dir einige Regeln aufzuerlegen, um innerliche Distanz zur Arbeit zu schaffen. Vermeide es daher, das Arbeitshandy mit in den Urlaub zu nehmen, um doch noch die eine oder andere Arbeitsmail zu bearbeiten.
Mit Material der dpa.
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