Zur Siesta machen in Spanien längst nicht alle stundenlang Pause. Trotzdem ist die Mittagsruhe ein sinnvolles Konzept für den Alltag. Wir erklären, warum und wie du es selbst umsetzen kannst.
In Spanien sind die Menschen entspannter, heißt es oft. Jeden Tag lassen sie ihre Arbeit mitten am Tag links liegen, um Siesta zu machen – die traditionelle Mittagsruhe. Die Geschäfte sind dann etwa zwischen 14 Uhr und 17 Uhr geschlossen, die Bauarbeiter:innen von der Straße verschwunden, in den Büros sind die Bildschirme dunkel und die Telefone stehen still.
Zwar konnte eine Studie die Siesta mittlerweile als modernen Mythos entlarven: Nur 18 Prozent der Spanier:innen legen regelmäßig ein Nickerchen nach dem Mittagessen ein, wie das Handelsblatt berichtet. Doch der Grundgedanke hinter einer verlängerten Mittagsruhe ist nachvollziehbar: Denn wird die Hitze zu groß, leidet die Produktivität.
Unser Beitrag erklärt, woher das Konzept der Siesta kommt, weshalb es sich lohnt und wie es sich im Alltag anwenden lässt.
Woher kommt die Siesta?
Aufgrund der hohen Temperaturen verläuft der Tagesrhythmus in vielen südeuropäischen Ländern anders als in Deutschland. Tätigkeiten im Freien finden vor allem in den frühen Morgenstunden oder spätabends statt, wenn es kühler ist. Während der Siesta wird geruht.
Diese traditionelle Tagesaufteilung hat ihren Ursprung im Süden Spaniens, wo es gegen Nachmittag so heiß wird, dass die Bäuer:innen früher während dieser Zeit nicht arbeiten konnten und daher für eine Pause nach Hause gingen. Die Siesta war ursprünglich also kein träges Schlummern, sondern eine dringend benötigte Flucht vor der drückenden Sommerhitze des Nachmittags.
Da es inzwischen weniger Landwirt:innen gibt und viele Gebäude mit Klimaanlagen ausgestattet sind, hat auch in Spanien die Siesta an Bedeutung verloren. Mittlerweile kehrt nur ein Bruchteil der spanischen Arbeitnehmer:innen für eine Mittagsruhe nach Hause zurück.
Übrigens: Das süditalienische Pendant zur Siesta ist die "controra". Das ist die Zeit von mittags bis circa 16 Uhr, in denen manche Geschäfte wegen der Sommerhitze schließen – zum Beispiel in Apulien.
Welche Vorteile bietet eine Siesta?
Ein kurzes Nickerchen am Tag kann sich positiv auf die Lern- und Leistungsfähigkeit auswirken. Forschende fanden einen Zusammenhang zwischen einem regelmäßigen Nickerchen am Tag und einem größeren Gesamthirnvolumen. Das kann darauf hinweisen, dass gewohnheitsmäßiges (Power) Napping vor Neurodegeneration schützt, indem es schlechten Schlaf kompensiert. Neurodegeneration ist von Nachteil, weil sie unter anderem zu Demenz führen kann.
In einer anderen Studie schnitten Proband:innen, die nach dem Mittagessen eine Stunde lang schliefen, bei Lerntests besser ab als diejenigen, die den ganzen Nachmittag wach blieben.
Auch wenn sich nur noch wenige Menschen während einer Siesta tatsächlich zum Schlafen hinlegen, können wir aus dem Konzept Ideen ableiten, wie sich der Tagesablauf angesichts von Hitze und hoher UV-Strahlen- und Ozonbelastung im Sommer gesünder gestalten lässt. Denn diese Extremwetterereignisse haben mitunter negative Folgen für die Gesundheit und Produktivität:
- Laut dem Umweltbundesamt führen hohe Temperaturen zu einer abnehmenden Konzentration bei Hitze, wodurch wir anfälliger für Fehler und Unfälle werden und weniger produktiv sind. Außerdem bergen extrem sommerliche Temperaturen Gesundheitsrisiken wie Dehydrierung, Hitzschlag und Erschöpfung.
- Um die Mittagszeit ist die UV-Strahlung meist am stärksten. Ein hoher UV-Index bedeutet, dass bei ungeschützter Haut schneller ein Sonnenbrand entstehen kann.
- Zwischen 14 Uhr und 17 Uhr ist dem Umweltbundesamt zufolge die Ozonbelastung am stärksten. Ozon ist ein Spurengas und Hauptbestandteil des sogenannten Sommersmogs: einem Schadstoffgemisch, das sich bei intensiver Sonnenstrahlung bildet und schädliche Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Umwelt haben kann.
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Für den Alltag: Halbtägige Siesta gehen Hitze
Oft ist es nicht möglich, während einer anhaltenden Hitzeperiode von mittags, wenn die UV-Strahlung am stärksten ist, bis abends, wenn die größte Hitze herrscht, eine Siesta einzulegen. Doch du kannst versuchen, deine täglichen Aufgaben und Aktivitäten so zu planen, dass du keinen zu hohen Belastungen ausgesetzt bist.
Das heißt: Verrichte Arbeiten und Aktivitäten, die draußen stattfinden, vorzugsweise am frühen Morgen oder spätabends, wenn die Temperaturen, UV-Strahlung und Ozonbelastung geringer sind. Der Mittag und Nachmittag eignen sich dagegen besser für Dinge, die du drinnen erledigen kannst.

Zugegebenermaßen kann es drinnen auch sehr heiß werden, besonders, wenn du in einer Dachwohnung lebst. Damit du trotzdem produktiv sein kannst, findest hier mehrere Tipps, wie du eine Dachwohnung im Sommer herunterkühlst:
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Überarbeitet von Lucas Drebenstedt
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