Wer beim "No Mow May" mitmacht, mäht im Mai den Rasen im Garten nicht. Welche Vorteile es für die Natur hat, wenn du den Rasenmäher jetzt einfach mal im Schuppen lässt, erfährst du hier.
Seinen Ursprung hat der No Mow May in Großbritannien, doch auch in Deutschland wird ein mähfreier Mai erfreulicherweise immer populärer. Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft (DGG) ruft zu einem "Mähfreien Mai” anlässlich des Internationalen Tags der Biodiversität am 22. Mai auf.
Oft ist ein Engagement für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit einem gewissen Aufwand verbunden, doch beim No Mow May ist das Gegenteil der Fall: Hier kannst du einen großen Beitrag leisten, indem du nichts tust. Du darfst dir schließlich mit allerbestem Gewissen das Rasenmähen im Mai sparen.
Die Hintergründe – woher kommt der "mähfreie Mai”?
Wie bereits erwähnt, hat die Aktion ihren Ursprung in England. Der englische Rasen ist besonders kurz, Wildblumen haben keine Chancen zu erblühen. Das mag adrett und ordentlich aussehen. Doch: Für Insekten und andere Tiere ist das misslich – sie finden keine Nahrung.
Beim Nabu Baden-Württemberg heißt es, die Initiative solle Gartenbesitzer:innen dazu motivieren, weniger zu mähen. Wichtig: Das ist nur sinnvoll, wenn man eine klassische Rasenfläche hat. Bei Wildblumenwiesen kann Ende Mai mitunter genau der richtige Zeitpunkt sein, um zu mähen”, betont eine Sprecherin. In Deutschland rufen inzwischen etliche Organisationen dazu auf, die Natur im Mai lieber zu genießen als den Rasen zu trimmen.
No Mow May: Diese Vorteile hat es, wenn du deinen Rasen nicht mähst
Der mähfreie Mai bringt nicht nur für dich persönlich einen Vorteil mit, da du weniger Arbeit hast, sondern auch für die Umwelt.
Kurzgeschnittene englische Rasen sind keine guten Lebensräume für Insekten, weil sie dort weder Nahrung noch Nistmöglichkeiten finden. Wenn du seltener mähst, wird aus dem Rasen eine neue Blühfläche, denn du gibst anderen Pflanzen im Rasen genug Zeit zum Wachsen. Ihre nektarreichen Blüten machen deinen Garten insektenfreundlich, denn sie bieten den Insekten Futter. Besonders schnell werden sich vermutlich Gänseblümchen, Löwenzahn oder Klee zeigen, aber vielleicht findest du auch noch andere Pflanzen. So wird aus einer ehemals nur grünen Rasenfläche ein buntes Paradies für Insekten.
Rasenpflege im Frühjahr: Beachte unbedingt diese Reihenfolge!
Nicht nur die Insekten erfreuen sich an der neuen Blütenpracht. Auch du kannst die Pflanzen nutzen: Zum Beispiel kannst du Gänseblümchen essen, einen Löwenzahntee aufgießen oder du bereitest dir einen leckeren Wildkräutersalat zu.
Zwar sieht ein kurzgeschnittener Rasen gepflegt aus, doch es steckt kaum Leben darin. Ihn wachsen zu lassen sorgt vielleicht für eine wildere Optik, doch schafft auch wichtigen Lebensraum für Insekten. Sollten sich deine Nachbar:innen über den Wildwuchs wundern, kannst du auch ihnen erklären, dass du damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet und sie bestenfalls animieren, deinem Beispiel und dem No Mow May zu folgen.
Der Now Mow May ist als Aktion gedacht, die zum Umdenken bewegt. Sie soll aufzeigen, dass man mit einer kleinen Änderung viel bewirken kann. Laut der DGG macht der Rasen in einem Garten durchschnittlich 50 Prozent der Fläche oder mehr aus. Wenn diese Fläche in allen Gärten weniger gemäht würde, könnte sich ein großes blütenreiches Areal entwickeln und dem Insektensterben könnte etwas entgegengesetzt werden.
Sind Gärten wirklich eine relevante Größe?
Ja, versichern Expert:innen. "Im Siedlungsraum leben erstaunliche viele Arten, die hier einen Ersatz für die freie Landschaft gefunden haben”, sagt Tarja Richter, Biologin und Insektenexpertin beim bayerischen Natur- und Umweltverband LBV. Die Uni Würzburg habe beispielsweise in einem Projekt 247 Wildbienenarten in 40 Dörfern nachgewiesen. "Natürlich müssen die größten Bemühungen auf den Erhalt und Wiederherstellung von Lebensräumen in der Kulturlandschaft abzielen, aber solange es dort mau aussieht, können wir im Siedlungsbereich erstaunlich viel beitragen. Und so klein ist diese Fläche auch nicht: Etwa zwei Prozent der Gesamtfläche Deutschlands sind Privatgärten.”
Auch der Nabu im Südwesten versichert, es bringe etwas, wenn in den geschätzt 17 Millionen privaten Gärten in Deutschland auf die Artenvielfalt geachtet wird: "Auch wenn einzelne Gärten vielleicht nicht groß sind, in Summe können sie einen wichtigen positiven Effekt auf die Biodiversität haben – und als Trittsteinbiotope fungieren.”
Sind auch öffentliche Einrichtungen wie Kommunen dabei?
Ja, einige Kommunen machen mit. Grünstreifen, Böschungen und Flächen rund um öffentlichen Gebäuden werden dann im Mai nicht gemäht. Der Landkreis Wunsiedel im Norden Bayerns beispielsweise war schon im Vorjahr dabei und will sich auch dieses Jahr wieder beteiligen. Die Aktion sei sinnvoll, teilt eine Sprecherin mit. Das öffentliche Bewusstsein werde gestärkt, dass eine bunte Blumenwiese genauso schön sein kann wie ein gemähter Rasen. Die Flächen werden in diesem Jahr mit einem eigenen Schild gekennzeichnet, um die Bevölkerung auf die Aktion aufmerksam zu machen.
Beim Nabu heißt es: "Werden öffentliche Grünflächen, Böschungen, Weg- und Straßenränder weniger gemäht, spart das Zeit und Personal und fördert zugleich die Artenvielfalt – weniger ist mehr.”
Nach dem No Mow May: Wie du deinen Rasen weiter insektenfreundlich gestalten kannst
Wenn du auch nach dem No Mow May deinen Rasen insektenfreundlich gestalten möchtest, kannst du beispielsweise einen Kompromiss eingehen und nur Teile der Rasenfläche wachsen lassen. Schon einzelne Bereiche können für Insekten wertvoll sein. Zum Beispiel könntest du für Kinder eine Ecke mähen, damit sie dort gut spielen können. Im restlichen Garten kannst du dafür auf das Mähen verzichten. Oder du kannst dir Wege mähen, wenn du viel im Garten herumlaufen musst.
Am besten verzichtest du nicht nur im Mai auf das Mähen, sondern mähst grundsätzlich nur noch etwa einmal im Monat. Vielleicht findest du sogar einen Bereich im Garten, der permanent ungenutzt ist. Dort könntest du nur ein einziges Mal im Jahr im September mähen und sonst der Natur ihren Lauf lassen – mit mehr Mut zu wilden Ecken. Ein solcher Bereich bietet zum Beispiel Schmetterlingen den nötigen Rückzugsraum, um sich ungestört zu verpuppen.
Wer dennoch Sorge um die Ordnung im Garten hat, für den hat der LBV auch einen Tipp: Wenn Wege und Ränder freigeschnitten würden, wirke der Garten trotzdem aufgeräumt.
Die richtige Mähtechnik
Auch die richtige Mähtechnik macht einen Unterschied. Am besten nutzt du eine Sichel, eine Sense, einen Freischneider oder einen Balkenmäher. Die verbreiteten Sichelmäher mit einem rotierenden Messer an der Unterseite sind nicht empfehlenswert, weil sie Insekten einsaugen können. Außerdem solltest du Flächen möglichst von der Mitte ausgehend nach außen mähen. Dadurch gibst du Insekten die Möglichkeit, sich in anderen Bereichen in Sicherheit zu bringen. Mähst du von außen nach innen, treibst du sie dagegen in eine Falle. Achte außerdem darauf, das Schnittgut nicht auf der Fläche liegen zu lassen. Weitere Tipps zum Rasenmähen findest du hier: Rasen mähen: Tipps und welche Fehler du vermeiden solltest
Stelle den Rasenmäher auch nicht zu tief ein. Als grobe Orientierung sollte noch eine liegende Bierflasche darunter Platz finden. Wenn du kürzer mähst, kann das die Pflanzen zu sehr schwächen, sodass sie später nicht mehr blühen können. Außerdem vertrocknet ein sehr kurzer Rasen bei Sonne schneller.

Hinweis: Ein Rasenmäher-Roboter ist laut LBV ebenfalls keine geeignete Alternative, da er Igel verletzen und Insekten schädigen kann. Vom höheren Gras profitieren jedoch nicht nur Insekten und Wildblumen, sondern auch der Boden: Er bleibt feuchter und trocknet in heißen Sommern nicht so rasch aus.
English version available: No Mow May: 7 Benefits of Letting the Grass Grow
Mit Material der dpa. © UTOPIA