Sie haben Ihre Flugtickets gerne ausgedruckt in der Hand? Das führt bei Ryanair künftig zu Problemen. Was stattdessen zu tun ist.

Die Ära der Papier-Bordkarte geht bei Ryanair zu Ende. Europas größte Direktfluggesellschaft hat bestätigt, dass ab dem 12. November ausschließlich digitale Boarding-Pässe über die hauseigene "myRyanair"-App akzeptiert werden.

Ursprünglich sollte die Umstellung bereits am 3. November erfolgen. Den späteren Start begründet Ryanair damit, dass man nach den Herbstferien bei weniger Reiseverkehr einen reibungsloseren Übergang ermöglichen könne.

Die neue Regelung bedeutet eine Umstellung für Fluggäste: Passagiere müssen den digitalen Boarding-Pass während des Check-ins über die App generieren und beim Boarding vorzeigen.

Smartphone wird zur Pflicht

Dafür muss mindestens der Hauptbucher einer Reise die Bordkarten in der App anfordern, kann sie dann jedoch über Messenger-Dienste an Mitreisende weiterleiten, wie der ORF meldet. Das bedeutet faktisch, dass alle Reisenden Zugang zu einem Smartphone oder anderen elektronischen Endgerät benötigen.

Laut Ryanair nutzen allerdings bereits jetzt rund 80 Prozent der über 206 Millionen jährlichen Passagiere digitale Bordkarten. Die komplette Umstellung soll ein "schnelleres, intelligenteres und umweltfreundlicheres Reiseerlebnis" ermöglichen, wie Marketing-Chef Dara Brady erklärte.

Reiseanalyst warnt vor Chaos an Flughäfen

Die Ankündigung löste jedoch auch Kritik aus. Der irische Reiseanalyst Eoghan Corry hatte bereits Anfang des Jahres Bedenken geäußert, als Ryanair die Maßnahme angekündigt hatte. "Es wird absolutes Chaos geben, wenn diese Regel in Kraft tritt", sagte er damals dem irischen Medium "Extra.ie".

Insbesondere ältere Menschen ohne Smartphone könnten vor Problemen stehen: Sie müssten auf Mitreisende zurückgreifen, die ihre Boarding-Pässe herunterladen können.

Zusätzliche Schwierigkeiten könnte es an bestimmten Zielflughäfen geben. An einigen Destinationen der Airline, etwa in der Türkei oder Marokko, verlangen die örtlichen Behörden nach Angaben des ORF weiterhin ausgedruckte Bordkarten.

Ryanair-Chef Michael O'Leary sagte dem "Irish Independent" (Bezahlinhalt), es könnte zum Start der Umstellung durchaus zu kleineren Problemen kommen. Er betonte jedoch, Passagiere müssten keine Angst vor einem leeren Akku haben. Notfalls würden Ryanair-Angestellte vor Ort am Flughafen kostenlos Boarding-Pässe ausdrucken, sofern die Passagiere schon eingecheckt seien.

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Teil einer umfassenden Digital-Strategie

Die Maßnahme soll sich in Ryanairs Digitalisierungsstrategie einfügen. Die App bietet aktuell Features wie "Order to Seat" für mobile Essensbestellungen, Echtzeit-Fluginformationen zu Boarding und Gate-Änderungen sowie direkte Benachrichtigungen bei Flugstörungen.

Ryanair verweist darauf, dass andere Branchen – von Festivals über Musik- bis hin zu Sportveranstaltungen – bereits erfolgreich auf rein digitale Tickets umgestellt hätten. Bereits heute erhebt die Airline laut Meldung eine Extragebühr von 55 Euro, wenn Passagiere am Flughafen-Schalter einchecken, statt sich vorab elektronisch zu registrieren. Ob die Umstellung tatsächlich reibungslos verläuft, wird sich ab Mitte November zeigen. (ili)

Verwendete Quellen

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