Kein Baustart 2025: Der Ausbau der Verbindungsbahn in Wien verzögert sich erneut – wegen laufender Einspruchsverfahren. Die ÖBB warnen vor jahrelanger Verzögerung und stellen sogar die Finanzierung des Projekts infrage. Der Streit dreht sich um 900 Meter Strecke.
Der Ausbau der sogenannten Verbindungsbahn in Wien, also der Strecke zwischen Hütteldorf und Meidling, wird verschoben. Wie die ÖBB am Freitag mitteilten, wird es heuer entgegen dem ursprünglichen Plan keinen Baubeginn mehr geben. Grund dafür sind Verzögerungen, die durch Einspruchsverfahren entstanden sind. Die Modernisierung hätte einen 15-Minuten-Takt für die Schnellbahn ermöglichen sollen. Nun steht eine weitere, jahrelange Verzögerung im Raum.
Auf Schiene ist das Projekt ohnehin längst nicht mehr, der Zeitplan musste bereits wiederholt geändert werden. Laut ÖBB ist seit mehr als drei Jahren ein Rechtsmittelverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht anhängig. Entgegen bisheriger Einschätzungen habe das Gericht die aufschiebende Wirkung von Beschwerden nicht aufgehoben, hieß es. Darum müsse die ÖBB-Infrastruktur AG nun alle Vorbereitungen für einen Baustart noch in diesem Jahr zurücknehmen. Das betreffe auch ein Ausschreibungspaket von rund 30 Mio. Euro.
Verzögerung um mehrere Jahre möglich
Der Projektzeitplan müsse jetzt in Abstimmung mit anderen Projekten neu evaluiert werden. "Wann und wie das Projekt umgesetzt wird, kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden", wurde in der Mitteilung betont. Im "ungünstigsten Fall" stünde eine Verschiebung um mehrere Jahre im Raum.
Umgesetzt werden demnächst nur Instandhaltungsmaßnahmen. Bei einer längeren Verzögerung könnte es laut ÖBB auch notwendig werden, die Wienflussbrücken zu sanieren. Das könnte zu Gesamtkosten von 100 Mio. Euro führen, womit auch zu prüfen sei, ob das Projekt Verbindungsbahn bei verspätetem Ablauf überhaupt finanzierbar sein würde, warnte man.
Kern des Streits sind 900 Meter, die die Strecke nach der Querung des Wientals und der Westeinfahrt in Hochlage geführt werden soll. Die Projektgegner wollen mit ihrem Widerstand im Verfahren zur Umweltverträglichkeit (UVP-Verfahren) unter anderem erreichen, dass die Trasse tiefer gelegt wird. Laut ÖBB ist das technisch aber nicht sinnvoll, ein Tunnel unter dem Wienfluss wäre aufgrund der immensen Kosten unverhältnismäßig.
Sima: Folgen sind massiv
Die Wiener Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zeigte sich in einer Reaktion wenig erfreut. Die Folgen für die Wienerinnen und Wiener sowie für die Mobilitätswende seien massiv, beklagte sie in einer Aussendung. "Wir brauchen diese Verbindung um klimafreundliche Mobilität anzubieten in einer attraktiven 15- Minuten-Taktung. Damit würde uns die Verbindung auch helfen, die stark frequentierte U4 zu entlasten. Mir fehlt ehrlicherweise das Verständnis dafür, warum die Entscheidung des Gerichts so lange auf sich warten lässt", hielt sie fest.
Auch der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Walter Ruck, beklagte: "Dass noch immer keine Entscheidung des Gerichts vorliegt, ist mehr als bedauerlich. Eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Wiens liegt damit weiterhin auf Eis." Eine Stärkung der Metropolregion Wien brauche einen zeitgemäßen Ausbau der Infrastruktur. Das mache Wien leistungsfähiger und bringe Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze, gab er zu bedenken.
Bezirk begrüßt Evaluierung
Die Hietzinger Bezirksvorsteherin Johanna Zinkl (ÖVP) erinnerte in einer der APA übermittelten Stellungnahme hingegen daran, dass noch kein rechtsgültiger UPV-Bescheid vorliegt. Das Verfahren sei abzuwarten. "In diesem Verfahren werden die Stimmen und Anliegen der Hietzinger Wohnbevölkerung gehört. Ich begrüße die nunmehrige Entscheidung der ÖBB, das Projekt zu evaluieren." Dadurch könnten Chancen und neue Möglichkeiten für alle entstehen, meinte Zinkl. (APA/bearbeitet von skr)