Tropische Korallenriffe haben ihren Kipppunkt erreicht, der Klimawandel setzt arktischen Robben zu und die Fähigkeit von Gletschern, der Erderwärmung zu trotzen, schwindet. Doch im Grundwasser erweisen sich Mikroben als heimliche Klimaschützer. Das sind die aktuellen Klimanews.

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

Erster Klimakipppunkt erreicht: Tropische Korallenriffe kaum mehr zu retten

Die tropischen Korallenriffe haben laut dem neuen "Global Tipping Points"-Report den ersten globalen Klimakipppunkt erreicht – und könnten in ihrer heutigen Form kaum noch überleben. Das großangelegte Forschungsprojekt von 160 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – koordiniert von der Universität Exeter und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Die derzeitige Erderwärmung von rund 1,4 Grad Celsius liegt bereits über der kritischen Schwelle für Warmwasser-Korallen.

Damit gilt das Sterben dieser empfindlichen Ökosysteme als unumkehrbar. Die Riffe, die Millionen Menschen und Lebewesen als Lebensgrundlage dienen, verlieren zunehmend ihre Widerstandskraft. Hitzestress, Versauerung und Bleiche treiben die Zerstörung voran – ein Prozess, der sich selbst verstärken kann.

Die Forschenden warnen, dass weitere Elemente des Erdsystems bald folgen könnten: Eisschilde, Meeresströmungen oder der Amazonas-Regenwald stünden gefährlich nahe am Kipppunkt. Gleichzeitig verweist der Bericht aber auch auf positive Dynamiken, etwa den raschen Ausbau erneuerbarer Energien.

Klimawandel bringt arktische Robben in Not

Der rapide Verlust des Meereises bedroht das Überleben mehrerer arktischer Robbenarten. Laut der aktualisierten Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) gelten drei Arten inzwischen als stärker gefährdet als bisher: Die Mützenrobbe wurde von "gefährdet" auf "stark gefährdet" hochgestuft, Bartrobbe und Sattelrobbe stehen nun auf der Stufe "potenziell gefährdet".

Der Hauptgrund für den Rückgang ist die Erderwärmung. Die Arktis heizt sich viermal schneller auf als der globale Durchschnitt – mit dramatischen Folgen für das Meereis, das immer dünner und seltener wird. Für die Robben ist dieses Eis lebenswichtig: Sie bringen dort ihre Jungen zur Welt, ruhen sich aus und wechseln ihr Fell. Schwindet das Eis, verlieren sie nicht nur ihren Lebensraum, sondern auch den Zugang zu Nahrung, da sich die Ökosysteme unter der Eisdecke verändern.

Fischerei, Schifffahrt und Ölbohrungen dringen in bisher unberührte Regionen vor und setzen die gefährdeten Tiere zusätzlich unter Druck. Die IUCN warnt, dass der Verlust der Robben weitreichende Folgen für das gesamte arktische Ökosystem hätte – auch Eisbären und Walrosse, die auf sie als Beute angewiesen sind, geraten dadurch noch stärker in Bedrängnis.

Studie: Gletscher trotzen der Klimaerwärmung – aber nicht mehr lange

Noch stemmen sich viele Gletscher gegen die Klimaerwärmung: Durch kalte Fallwinde und Verdunstung kühlen sie ihre Umgebung und schaffen ein eigenes Mikroklima. Doch dieser Effekt steht kurz vor seinem Ende.

Forschende des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) haben in einer neuen Studie im Fachmagazin "Nature Climate Change" erstmals gezeigt, dass diese Selbstkühlung spätestens in den 2030er-Jahren ihren Höhepunkt erreichen wird. Danach werde sich das Schmelzen der Eismassen deutlich beschleunigen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wertete Daten von 350 Wetterstationen auf 62 Gletschern weltweit aus, von den Alpen bis zum Himalaya. Das Ergebnis: Solange Gletscher noch groß genug sind, können sie durch sogenannte katabatische Winde kalte Luftmassen in ihre Täler leiten. Doch je stärker sie schrumpfen, desto mehr verlieren sie diese Fähigkeit.

Noch vor Mitte des Jahrhunderts werde sich der Trend umkehren, warnen die Studienautorinnen und -autoren, dann werde der Rückzug der Gletscher unumkehrbar. Zwar könne das Wissen um die verbleibende Kühlphase helfen, Wassermanagement und Anpassungsstrategien zu verbessern, doch ohne rasche Emissionssenkungen sei das Schicksal vieler Gebirgsgletscher besiegelt.

Forscher entdecken unsichtbare Klimaschützer im Untergrund

Tief unter der Erde arbeiten unsichtbare Helfer am Klimaschutz: Mikroorganismen im Grundwasser bauen dort große Mengen des Treibhausgases Methan ab, bevor es in die Atmosphäre entweichen kann. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der Universität Jena zeigt, dass diese Mikroben mehr als die Hälfte des im Grundwasser entstehenden Methans zersetzen – ein bislang unterschätzter Beitrag zur Eindämmung der Erderwärmung.

Methan gilt nach CO2 als zweitwichtigstes Treibhausgas. Eine Tonne wirkt über hundert Jahre betrachtet etwa 25-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Mithilfe einer neuartigen Radiokohlenstoff-Methode konnten die Forschenden erstmals genau bestimmen, wie effizient die mikroskopisch kleinen Organismen arbeiten.

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Die Ergebnisse haben nicht nur Bedeutung für die Klimaforschung, sondern auch für die Wasserwirtschaft. Die natürlichen "Methanfilter" im Untergrund schützen zugleich die Qualität vieler Trinkwasserquellen. Fachleute warnen jedoch, dass Schadstoffeinträge oder steigende Temperaturen die empfindlichen Mikroben gefährden könnten.

Verwendete Quellen