Forscher konnten in einer Studie berechnen, dass die Wassertemperatur im Rhein noch in diesem Jahrhundert um über 4 Grad Celsius ansteigen könnte. Dabei ist insbesondere ein Gebiet betroffen. Die Ergebnisse der Studie bereiten den Wissenschaftlern große Sorgen, vor allem mit Blick auf die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen.

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Die Wassertemperatur des Rheins könnte durch den Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 4,2 Grad steigen. Das geht aus einer Analyse der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und des niederländischen Forschungsinstituts Deltares bei ihrer Arbeit für die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) hervor.

"Der Rhein erwärmt sich im Zuge des Klimawandels deutlich", heißt es. Bereits jetzt gebe es Auswirkungen auf Ökologie und Wirtschaft, die sich in Zukunft verstärken würden. Der Anstieg der Wassertemperatur stehe in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Lufttemperaturen aufgrund des Klimawandels, hieß es in einer Mitteilung.

Der Wasserstand des Rheins lag bereits im Frühling 2025 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. "Solche Bedingungen sind ein Vorgeschmack auf das, was wir in Frühling und Sommer zukünftig häufiger für den Rhein erwarten dürfen", erklärte die Präsidentin der IKSR, Miriam Haritz. Niedrigwasser gehe oft mit hohen Wassertemperaturen einher.

Über 20 Grad im Rhein: Zahl der Tage wird sich mehr als verdreifachen

Die Forscher haben die Entwicklung der Wassertemperatur simuliert und Modellrechnungen durchgeführt. Bis zur Jahrhundertmitte erwarten sie demnach eine Erwärmung des Rheinwassers zwischen plus 1,1 und plus 1,8 Grad. "Bis zum Jahr 2100 könnte sich die jährliche mittlere Wassertemperatur sogar um 2,9 bis 4,2 Grad erwärmen – im Vergleich zum Zeitraum 1990 bis 2010, der als Referenz für alle Berechnungen herangezogen wurde."

Im Jahresdurchschnitt könnte die Anzahl der Tage, an denen der Rheinhauptstrom weniger als 10 Grad hat, deutlich sinken: von derzeit 170 auf dann 104 Tage. Gleichzeitig würde die Zahl der Tage mit Temperaturen über 21,5 Grad der Modellierung zufolge von derzeit 32 auf 106 Tage im Jahr steigen. An davon 50 Tagen könne die Temperatur im Schnitt sogar zwischen 25 und 28 Grad erreichen. Laut der Studie werden vor allem die südlichen Rheinabschnitte von der Schweiz bis nach Karlsruhe betroffen sein.

Ökologische und wirtschaftliche Folgen

Der Anstieg der Wassertemperaturen liegt der Studie zufolge vor allem an dem Anstieg der Lufttemperaturen. Menschliche Wärmeeinleitungen - etwa durch aufgewärmtes Kühlwasser von Kraftwerken - seien hingegen zurückgegangen.

"Die steigenden Wassertemperaturen beeinflussen die Lebensbedingungen im Rhein erheblich", erklärte die BfG-Wissenschaftlerin Tanja Bergfeld-Wiedemann. "Werden kritische Temperaturschwellen über längere Zeiträume überschritten, kann es zu ökologischen Schäden kommen."

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So könnten Wasser-Organismen unter Hitzestress leiden, was sie schwäche und anfälliger für Krankheiten mache, warnte Bergfeld-Wiedemann. "Bei höheren Temperaturen nimmt außerdem die Löslichkeit von Gasen im Wasser ab, wodurch den Tieren weniger Sauerstoff zur Verfügung steht." Auch Einschränkungen bei der Nutzung des Wassers seien eine mögliche Folge, heißt es in der Mitteilung. "Der Temperaturanstieg wird dazu führen, dass weniger Kapazität für bestehende und neue Kühlwasserverbraucher zur Verfügung steht."

Gegenmaßnahmen sind der Studie zufolge nicht einfach umzusetzen. Der Anstieg der Wassertemperatur könne in kleinen Nebenflüssen durch die Schaffung von schattigen Rückzugsgebieten, die Renaturierung von Auwäldern und die Wiederherstellung funktionierender Auen-Ökosysteme begrenzt werden, heißt es darin. In großen Nebenflüssen und im Rheinhauptstrom seien Maßnahmen schwieriger umzusetzen. (dpa/afp/bearbeitet von mak)

Teaserbild: © dpa / Jens Büttner