Beim Spaziergang durch Parks oder Wälder fällt Ihnen ein schwarzer Beutel am Stamm einer Eiche auf? Dann ist Vorsicht geboten. Dieses unscheinbare Objekt ist ein Warnsignal: Hier ist der Eichenprozessionsspinner aktiv.

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Besonders in den Frühlings- und Sommermonaten fällt Spaziergängern immer wieder ein schwarzer Beutel auf, der scheinbar achtlos an Baumstämmen – meist Eichen – befestigt ist. Für Uneingeweihte mag das wie Müll oder ein kurioses Forstprojekt wirken, doch tatsächlich handelt es sich um eine gezielte Maßnahme zur Schädlingsbekämpfung.

Diese Beutel markieren den Einsatz sogenannter EPS-Fallen – ein Kürzel, das für "Eichenprozessionsspinner" steht. Die darin eingesetzten Pheromonfallen sind Teil eines biologischen Kontrollsystems, das helfen soll, die Ausbreitung der gefährlichen Raupen einzudämmen.

Der Eichenprozessionsspinner ist eine wachsende Gefahr

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter, dessen Raupen in langen Reihen – wie in einer Prozession – die Bäume entlangkriechen. Heimisch ist er in Eichenbeständen in Deutschland, Österreich und weiteren Teilen Europas.

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Was ihn so gefährlich macht, sind jedoch nicht nur die Schäden, die er an Bäumen anrichtet, sondern vor allem seine winzigen, fast unsichtbaren Brennhaare. Diese Haare entwickeln die Raupen ab dem dritten Larvenstadium – und ab dann wird es für Mensch und Tier riskant.

Die Härchen enthalten ein Nesselgift namens Thaumetopoein, das bei Hautkontakt oder Einatmung allergische Reaktionen hervorrufen kann. Die Symptome reichen von starkem Juckreiz, Rötungen und Quaddeln über Atembeschwerden bis hin zu Fieber und im Extremfall einem anaphylaktischen Schock.

Was hat es mit den schwarzen Beuteln auf sich?

Die schwarzen Beutel, die man manchmal im Wald sieht, werden am Stamm von befallenen oder gefährdeten Bäumen befestigt, um die Raupen beim Abstieg vom Baumstamm abzufangen. Durch spezielle Pheromone werden die Raupen in den Beutel gelockt, aus dem sie nicht mehr entkommen. Die EPS-Falle ist so konstruiert, dass sie gezielt die Raupen aufnimmt, ohne anderen Insekten zu schaden oder Giftstoffe freizusetzen.

Doch genau aus diesem Grund sollten Spaziergänger und Hundebesitzer besonders wachsam sein: Ein Baum mit solch einer Falle ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich dort bereits ein Nest des Eichenprozessionsspinners befindet – und somit auch die hochgefährlichen Brennhaare in der Umgebung sein könnten.

So verhalten Sie sich richtig

Wer also im Wald, im Park oder an einer Straße einen solchen schwarzen Beutel an einem Baum entdeckt, sollte den Bereich großzügig meiden. Auch wenn kein Nest zu sehen ist, können die Brennhaare bereits in der Luft oder auf dem Boden verteilt sein. Den Beutel oder die angrenzende Baumrinde sollte man auf keinen Fall berühren.

Hunde schnüffeln gerne herum, sie sollten im Bereich um EPS-Fallen daher unbedingt an der Leine geführt werden. Nach einem Aufenthalt in betroffenen Gebieten sollte die Kleidung gewechselt und Haut sowie Haare gründlich gereinigt werden. Bei Juckreiz, Ausschlägen oder Atemproblemen nach einem Aufenthalt in Eichenbeständen sollte man medizinischen Rat einholen. (ncz)

Verwendete Quellen

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