Landwirte kämpfen nicht nur mit den Folgen des Klimawandels. Immer wieder richten auch Insekten wie die Blattlaus als Krankheitsüberträger große Schäden an.
Verheerend sind diese mitunter bei Körnererbsen und ähnlichen Kulturen: Aufgrund des Befalls der Pflanzen mit von Blattläusen übertragenen Nanoviren kommt es regelmäßig zu gewichtigen Ausfällen. Laut Landwirtschaftskammer (LKÖ) hat sich die Körnererbsen-Anbaufläche aus diesem Grund seit 2000 massiv reduziert.
Bauten die heimischen Bäuerinnen und Bauern Körnererbsen um die Jahrtausendwende noch auf gut 40.000 Hektar an, schrumpfte die Fläche mittlerweile auf 6.000 bis 7.000 Hektar im Jahr zusammen. Wegen Trockenstress, aber hauptsächlich aufgrund der Schädlinge und des durch sie übertragenen "Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV)" und anderer Viren rechne sich der Anbau schlicht für viele Betriebe nicht mehr, erklärt LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher.
Luft nach oben in der Pflanzenzucht
Umgestiegen sind die meisten Bauern, die den Körnererbsenanbau aufgeben mussten, auf Soja. Die Sojabohne dient dem Virus nicht als Wirt, außerdem wurden Sorten entwickelt, die bestens an veränderte Bedingungen - darunter steigende Hitze - angepasst sind. Bei den Erbsen ist die Situation schwieriger: So existieren etwa noch keine resistenten Sorten gegen Nanoviren, deren Entwicklung "aufwendig" sei und Jahre dauere, so Fachexpertin Sabine Grausgruber-Gröger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Aus Sicht der Pflanzenzucht gibt es also noch Potenzial.
Erbsen vielfach einsetzbar
Körnererbsen kommen sowohl in der menschlichen Ernährung, beispielsweise in Fleischalternativen oder in proteinhaltigen Drinks, als auch in Futtermitteln zum Einsatz. Als sogenannte Leguminosen binden die Pflanzen Stickstoff im Boden und müssen so nicht gedüngt werden, was die Entwicklung von qualitativ hochwertigem Eiweiß begünstigt. Gegenüber Soja haben Körnererbsen darüber hinaus den Vorteil, dass sie nicht allergen sind.
Werden die Pflanzen vom PNYDV befallen, verkümmern sie in der Regel und bleiben kleinwüchsig. Sie bilden dann kaum bis gar keine Erbsen mehr aus. Betroffen sind von dem Virus nicht nur Körnererbsen, sondern beispielsweise auch Ackerbohnen, Linsen oder Grünerbsen, die in der österreichischen Küche in Suppen, Salaten oder als Beilage beliebt sind. Bei Grünerbsen kommt es wie bei Körnererbsen wegen des Virus regelmäßig zu Ernteeinbußen.
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Wirtschaftlicher Schaden schwer bezifferbar
Wie hoch der wirtschaftliche Schaden durch die Schädlinge, darunter die Grüne Erbsenblattlaus und die Schwarze Bohnenlaus, jährlich ist, lässt sich nach Angaben der Kammer nur schwer beziffern. Faktum sei, dass Betriebe immer wieder Totalausfälle zu beklagen hätten.
LKÖ: Pflanzenschutz notwendig
Zum Erhalt des heimischen Erbsenanbaus sieht die Landwirtschaftskammer vor allem Pflanzenschutzmöglichkeiten gefragt. "Da das Virus weder mechanisch noch über das Saatgut übertragen wird, sondern nur über Blattläuse, ist die einzige Abhilfemöglichkeit indirekt und besteht in der vorbeugenden Bekämpfung dieser saugenden Insekten. Ist der Schädlingsdruck bereits sehr hoch und wurden Viren nachgewiesen, dann bleibt der punktgenaue Einsatz selektiver Insektizide als einzige Maßnahme, um die Blattläuse in ihrer Entwicklung zu bremsen und die Pflanzen zu schützen", weiß LKÖ-Pflanzenbauexperte Andreas Pfaller. Ohne Schutz und bei einem weiteren Rückgang des Anbaus würde nur Importen aus Ländern, in denen Wirkstoffe verwendet werden, die hier verboten sind, Tür und Tor geöffnet, argumentiert Lembacher. (apa/bearbeitet von phs)