Tierbesitzer schützen ihre Vierbeiner vor Zecken und Co. gerne mit Parasitenmittel. Doch haben diese negative Auswirkungen auf die Umwelt? Forschende warnen.

Gerade in den Sommermonaten präsentieren sich Parasiten wie Zecken, Flöhe, Läuse und Co. aufgrund hoher Temperaturen sehr aktiv. Das lässt sie auch vermehrt in Felle von diversen Haustieren, die gerne viel im Freien unterwegs sind, wie Hund und Katze, kriechen. Mittel gegen diese unliebsamen Haustier-Begleiter sind beliebt - ihre Wirkung auf andere Lebewesen und die Umwelt aber kaum erforscht und fragwürdig, wie Forschende im Fachjournal "Veterinary Parasitology" berichten.

Lästig sind die beißenden und stechenden Blutsauger für Haustier und Besitzer in ähnlicher Weise, entsprechend gerne werde ein bunter Strauß an chemischen Verbindungen eingesetzt, die hier Abhilfe oder Linderung bringen sollen, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien.

Allerdings gebe es in letzter Zeit in Fachpublikationen immer wieder Berichte, die vor unerwünschten Nebenwirkungen solcher Mittel warnen, schreibt das Team um die Erstautorin der Studie, Anja Joachim vom Institut für Parasitologie der Vetmed, in der Publikation.

Mögliche unerwünschte Wirkungen auf Vögel, Fische und Insekten

So enthalten die meisten der eingesetzten Medikamente und Wirkstoffkombinationen Verbindungen, die als Pestizide oder Insektizide in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Viele davon stehen im Verdacht, der Gesundheit von Mensch und Tier zu schaden und bestäubenden Insekten den Garaus zu machen.

So ist in vielen Ländern inklusive der EU der Einsatz von Imidacloprid und Fipronil in der Umwelt mittlerweile verboten. Etwa in Großbritannien darf das oft auch als "Bienenkiller" bezeichnete, aus der Gruppe der Neonicotinoide stammende Imidacloprid aber noch in Parasitenmittel für Haustiere eingesetzt werden. Eine Studie zeigte kürzlich, wie großteils mit Imidacloprid und Fipronil belastete Hundehaare, die Vögel zum Nestbau einsetzten, deren Bruterfolg reduzierten, so die Forschenden in ihrer Arbeit.

Forschung braucht belastbare Daten

Zusammen mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus ganz Europa hat man Informationen zur Bekämpfung von sogenannten Ektoparasiten zusammengetragen. Die diversen chemischen Verbindungen können demnach über Kot und Urin sowie durch badende oder regennasse Haustiere in Böden und Gewässer gelangen. "Mögliche unerwünschte Folgeschäden sind beispielsweise die Unfruchtbarkeit oder der Tod empfindlicher Nichtzielorganismen wie Vögel, Fische und Insekten, insbesondere Bestäuber", wird Joachim zitiert.

Empfehlungen der Redaktion

Nicht zu unterschätzen seien auch Faktoren, wie die mögliche Anreicherung solcher Substanzen in der Umwelt oder in verschiedenen Organismen, so Co-Autor Michael Leschnik von der Vetmed. Letztlich seien viele Fragen zum Abbau, Konzentrationen und der Wirkung - auch von Hilfsstoffen in den in der Tiermedizin standardmäßig eingesetzten Medikamenten - noch offen. Joachim: "Zunächst brauchen wir belastbare Daten zur Freisetzung von Arzneimitteln aus verschiedenen Quellen in die Umwelt und den Anteil daran aus der Anwendung bei Kleintieren."

Nachdenken über Maßnahmen gegen Freisetzung

In der Folge brauche es verlässliche Abschätzungen auf Basis wissenschaftlicher Daten zu Nutzen und Schaden, die diese vielfach aus tiermedizinischer Sicht notwendigen Behandlungen mit sich bringen. Bis dahin sollten jedenfalls Maßnahmen ergriffen werden, um die Freisetzung solcher möglicherweise schädlicher Verbindungen in die Umwelt hintanzuhalten. Hier sollten auch praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte eingebunden werden. Zudem brauche es Vorstöße in Richtung "umweltfreundliche Alternativen zur Bekämpfung" von Parasiten verschiedenster Art. (APA/bearbeitet von mbo)