Einigen Menschen fällt mit Maske das Atmen schwer. Ein offenes Visier wäre eine Option - aber schützt es ähnlich effektiv vor der Verbreitung des Coronavirus wie ein Mund-Nasen-Schutz? Zu einer anderen Maßnahme gibt es unterdessen keine Alternative.

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Rheinland-Pfalz gehört zu den wenigen Bundesländern, die bestimmten Berufsgruppen ein Visier, auch Face Shield genannt, als Alternative zum Mund-Nasen-Schutz erlauben. In den meisten anderen gilt: Wer will, kann den Gesichtsschutz tragen - aber nicht statt, sondern nur zusätzlich zur herkömmlichen Maske.

Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen können, sind hier ausgenommen. Allerdings interessieren sich auch viele andere für ein Visier als Alternative. Denn es kann mit einem weichen Tuch und Glasreiniger oder Desinfektionsmittel leicht saubergemacht und wiederverwendet werden, verdeckt die Mimik nicht und ist - was das Atmen erleichtert - an den Seiten und unten offen.

Mund-Nasen-Schutz hält Erreger wahrscheinlich besser zurück

Genau diese Offenheit ist aber auch ein Problem - zumindest was den Fremdschutz vor dem Coronavirus angeht. "Der vermutete Vorteil eines Mund-Nasen-Schutzes ist, dass er enger am Mund anliegt als das Visier und damit das herausgeschleuderte Atemsekret, welches unter Umständen mit infektiösen Viren und Bakterien beladen ist, bereits nach einer kurzen Strecke zurückhalten kann", sagte der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor am Deutschen Beratungszentrum für Hygiene, Ernst Tabori, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Das Wort "vermutet" benutzt der Experte deswegen, weil es noch nicht genügend Daten gibt, die den Vorteil eindeutig belegen. In den USA gab es schon vor einigen Jahren einen Modellversuch mit einem Visier. Dabei kam heraus, dass das Visier einen Großteil der Tröpfchen, mit denen Viren und andere Erreger weitergegeben werden können, abhielt. Einige kamen aber auch unten oder an den Seiten durch. Das würde bedeuten, dass auch der Eigenschutz durch ein Visier nicht unbedingt gewährleistet wäre.

Alltagsmaske richtig auf- und absetzen
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Visier deckt eine größere Fläche ab

Die Datenlage zur Frage "Mund-Nasen-Schutz vs. Visier" ist dünn. Grundsätzlich sagen Experten wie Tabori, dass ein Mund-Nasen-Schutz vor allem für den Fremdschutz geeignet sei, während das Visier "als Barriere auch einen Eigenschutz vor Fremdtröpfchen" biete. Zumal das Visier eine größere Fläche abdeckt - unter anderem die Augen, über die Menschen sich möglicherweise auch mit SARS-CoV-2 anstecken können.

"Demnach sollte eine Kombination aus beiden mehr Schutz bieten können", sagt der Infektiologe. Manches medizinische Personal, das viel Kontakt mit Patienten hat, macht das schon so.

Das Allerwichtigste: Abstand halten

Dass das Visier allein keine gleichwertige Alternative zum Mund-Nasen-Schutz ist, sieht auch das Robert-Koch-Institut so. Allerdings muss die Maske auch richtig getragen werden, nämlich tatsächlich über Mund und Nase. Zudem sollte sie dicht anliegen, damit der Streuradius von Speichel- und Schleimtröpfchen auch wirklich gering ist. Außerdem sollte sie nach jedem Tragen gewaschen werden, und zwar in 60 Grad warmem Wasser.

Am allerwichtigsten, das betonen Virologen und Hygieniker immer wieder, sei aber die Kombination aus Maske und Abstandhalten. "Weder ein Mund-Nasen-Schutz noch ein Visier sollte das Gebot des Abstandhaltens von 1,5 bis 2 Meter ersetzen können oder außer Kraft setzen", sagt Tabori.

"Eine kürzlich in Kanada veröffentlichte Übersichtsarbeit, in der die Effektivität der einzelnen Schutzmaßnahmen in verschiedenen Untersuchungen analysiert wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass mit Abstand, Mund-Nasen- und Augenschutz das Risiko einer Infektion um 80 Prozent verringert werden kann." Die Studie habe auch ergeben, was von den dreien statistisch gesehen am wichtigsten und deshalb alternativlos sei: der Abstand.

Über den Experten: Dr. Ernst Tabori ist Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin und Infektiologe. Außerdem ist er Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor am Deutschen Beratungszentrum für Hygiene.

Verwendete Quellen:

  • Telefoninterview mit Dr. Ernst Tabori
  • Robert-Koch-Instituts (RKI): Infektionsschutzmaßnahmen
  • swr.de: Land rudert zurück: Visiere nun doch teilweise erlaubt
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