Was passiert mit unserer Neugier, wenn wir älter werden? Eine neue Studie zeigt: Mit dem Alter verändert sich nicht nur, wie viel wir wissen wollen – sondern auch, was uns überhaupt interessiert. Wie sich Neugier im Lebensverlauf verändert, welche Altersgruppe am wenigsten neugierig ist und welche Rolle der Wissensdurst für unsere geistige Gesundheit spielt.

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Kinder stellen unzählige Fragen, Jugendliche entdecken die Welt – aber was passiert mit unserer Neugier, wenn wir älter werden? Besonders bei Kindern wird Neugier als wichtig erachtet und als Schlüssel zum Lernen angesehen.

Aber auch im Alter verliert sie nicht an Bedeutung. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis: Es gibt nicht nur zwei unterschiedliche Formen von Neugier, sondern diese entwickeln sich im Alter auf gegensätzliche Weise.

Demnach unterscheidet sich Neugier wie folgt:

  • Generelle Neugier (trait curiosity): Sie beschreibt die allgemeine, dauerhafte Wissbegierde einer Person zu zahlreichen Themenfeldern. Personen finden von Natur aus viele unterschiedliche Dinge spannend.
  • Spezifische Neugier (state curiosity): Sie ist ein situativer Wissensdurst auf konkrete Informationen. Menschen mit einer ausgeprägten spezifischen Neugier werden oft erst dann richtig wissbegierig, wenn sie mit einem Thema konfrontiert sind, zu dem sie schon etwas Vorwissen besitzen.

Über die Studie

  • Mit mehr als 1.200 Teilnehmenden im Alter von 20 bis 84 Jahren ist diese Online-Erhebung die bislang umfangreichste Untersuchung zum Thema Altersunterschiede in der Neugier. Ergänzt wurde sie durch eine Pilotstudie mit knapp 200 Personen. Die Studie wurde im Fachjournal "PLOS One" publiziert.
  • Die generelle Neugier wurde mit einem Online-Fragebogen ermittelt, bei dem die Probanden Fragen dazu beantworteten, wie interessiert sie an für sie neuen Themen sind.
  • Die spezifische Neugier wurde anhand eines Quizformats erfasst, bei dem das Interesse der Personen an der Auflösung gemessen wurde – eine realitätsnahe Methode, die zeigt, wie situativ Neugier ausgelöst wird.

Spezifisches statt allgemeines Wissen

Mit zunehmendem Alter entwickeln sich diese beiden Formen der Neugier auf gegensätzliche Weise. Die generelle Neugier nimmt mit dem Alter ab: Ältere Menschen sind im Schnitt weniger wissbegierig oder explorativ als jüngere. Während der allgemeine Wissensdurst im Alter nachlässt, wächst zugleich das Interesse an konkreten Inhalten – denn die spezifische Neugier nimmt mit steigendem Alter weiter zu. Sie steigt vor allem ab der Lebensmitte deutlich an.

Warum das so ist, lässt sich nicht ganz eindeutig sagen. Die pädagogische Psychologin, Forscherin und Co-Autorin der Studie Michiko Sakaki meint dazu im Gespräch mit dem ORF: "Wir werden nur neugierig, wenn wir denken, dass etwas, das wir sehen oder hören, relevant ist für das, was wir bereits wissen." Das angehäufte Wissen helfe älteren Menschen, den Wissensdrang für Dinge zu bewahren, indem sie mehr darüber erfahren wollen.

Ein Tief in der Lebensmitte: Warum die Neugier zwischen 40 und 60 sinkt

Die Forschenden beobachteten einen U-förmigen Verlauf der spezifischen Neugier: So zeigten Probanden im mittleren Alter (rund 40 bis 60 Jahre) zur Überraschung der Forschenden die niedrigste situative Neugier. Jüngere und vor allem ältere Altersgruppen waren deutlich neugieriger.

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Laut der Forscherin Sakaki könnte die geringe Neugierde der mittleren Altersgruppen mit ihren Lebensumständen und ihrer Stressbelastung – etwa durch Kindererziehung, Beruf oder Pflegetätigkeiten – in der Lebensmitte zusammenhängen. Erwachsene im mittleren Alter hätten bereits ausreichend Erfahrungen gesammelt, um ihr Leben zu meistern, aber hätten zu viele andere Verpflichtungen, um sich neues Wissen anzueignen, das sie nicht unmittelbar benötigen.

Kognitive Gesundheit: Neugier könnte ein Schutzfaktor sein

Wie neugierig jemand im fortgeschrittenen Alter bleibt, könnte ein entscheidender Hinweis für kognitiv gesundes Altern sein, sagt Sakaki. Die pädagogische Psychologin betont: Ältere Menschen, die neugierig bleiben, hätten über einen Zeitraum von fünf Jahren tendenziell eine bessere Überlebensrate. "Und diejenigen, die in der Lebensmitte neugieriger sind, haben im Alter tendenziell ein geringeres Risiko für Demenz."

In der Studie wurden die Probanden allerdings nicht auf altersbedingte oder andere kognitive Einschränkungen hin untersucht. Dieses Themenfeld will Sakaki in Zukunft genauer erforschen.

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Verwendete Quellen