Am 3. November ist Weltmännertag. Einerseits ein Grund zum Feiern. Andererseits auch ein guter Anlass, um daran zu erinnern, dass das vermeintlich starke Geschlecht auch seine gesundheitlichen Schwachstellen hat.

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Männer halten ihren Körper oft für unzerstörbar - eine fatale Fehleinschätzung, zeigen Statistiken. Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bestätigt das:

"Über 80 Prozent aller deutschen Männer glauben, dass sie gesund beziehungsweise sehr gesund sind". Dabei stürben "zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr [...] dreimal so viele Männer an einem plötzlichen Herztod wie Frauen".

Schwachstelle Herz

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind die häufigste Todesursache bei Männern. Professor Theodor Klotz, Chefarzt der Urologie im Klinikum Weiden, sagt: "Männer sind im Schnitt zehn Jahre früher als Frauen von Herzinfarkt und Schlaganfall betroffen, aufgrund der Risikofaktoren, die sie im Laufe der Jahre angehäuft haben: Bluthochdruck, Zigaretten- und Alkoholkonsum, wenig Bewegung, falsche Ernährung, Übergewicht."

Hauptursache für die sogenannten kardiovaskulären Erkrankungen ist Arteriosklerose: Durch Ablagerungen an den Gefäßwänden verengen sich die Blutgefäße. Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung kann jedoch frühzeitig erkannt werden.

Ab dem 35. Lebensjahr wird vor allem Männern, die mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes belastet sind, eine Herz-Kreislauf-Untersuchung empfohlen.

Erektionsstörungen

"Aktuelle Studien haben noch einmal bestätigt, dass Erektionsstörungen erste Anzeichen eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles sein können", sagt Professor Sommer, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Männergesundheit (DGMG) ist.

Da die Gefäße des Penis zu den feinsten Blutgefäßen des Körpers zählen, sind sie am ehesten von der Verengung betroffen. Weltweit sind 150 Millionen Männer von der sogenannten erektilen Dysfunktion betroffen, in Deutschland leidet bereits jeder zweite Mann über 40 an einer leichten Form.

Gegen Potenzprobleme gibt es verschiedene medikamentöse Therapien. Professor Sommer betont: "Auch im sexuellen Bereich gilt, dass sich körperliche Fitness und eine bewusste Ernährung mit zunehmendem Alter auszahlen. Und Risikofaktoren wie Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum sollten reduziert werden."

"Wechseljahre"

Antriebslosigkeit, nachlassende Kraft, depressive Verstimmungen, ein Nachlassen der sexuellen Lust – dies alles können Anzeichen für einen Testosteronmangel sein.

Testosteron ist das wichtigste männliche Hormon, dessen Spiegel bei Männern oft ab dem 40. Lebensjahr jährlich um etwa ein Prozent sinkt. Es handelt sich also um einen langsamen natürlichen Prozess, dem sich nicht vorbeugen lässt.

Starkes Übergewicht sowie Alkohol- und Zigarettenkonsum begünstigen ein Absinken des Testosteronwertes - dem sich wiederum mit einer gesunden Lebensweise entgegenwirken lässt.

Haarausfall

In 95 Prozent der Fälle ist es auch das Testosteron, das Geheimratsecken oder die "Tonsur" am Hinterkopf entstehen lässt. Bei der sogenannten "androgenetischen Alopezie" reagieren die Haarfollikel in der Oberhaut überempfindlich auf ein Abbauprodukt des Testosterons.

Die Haarwurzel schrumpft, das Haar wird immer dünner, schließlich sterben die Wurzeln nach einiger Zeit ab. Bei einer entsprechenden Diagnose gibt es aber verschiedene medikamentöse Therapieansätze.

Prostatavergrößerung

Jenes Testosteron-Abbauprodukt, das die Haarwurzeln schrumpfen lässt, sorgt allerdings einige Etagen tiefer für eine Vergrößerung der Prostata. Schmerzhaft wird dies beim Wasserlassen, da die Harnröhre durch den Gewebeumbau allmählich immer enger wird. Die Prostatavergrößerung wird häufig als "Altherrenkrankheit" bezeichnet.

Aber schon ab 50 Jahren kann eine Veränderung nachweisbar sein. Auch häufiger Harndrang, geringe Urinmengen und ein verminderter Urinstrahl gehören zu den Anzeichen. Tast- und Ultraschalluntersuchungen beim Arzt verschaffen Klarheit. Die Therapiemöglichkeiten reichen von pflanzlichen Präparaten bis hin zu einer Operation.

Krebsrisiken

Die zweithäufigste Todesursache bei Männern ist Krebs, vor allem Tumorerkrankungen wie das Bronchialkarzinom, Prostata- und Darmkrebs.

Professor Klotz, auch Mitglied im Beirat der Stiftung Männergesundheit, rät Männern ab 50 zur Darmvorsorge: "Das ist sehr effizient. Bei einer Darmspiegelung können etwa Polypen erkannt werden, aus denen Krebs entstehen kann."

Ab dem 35. Lebensjahr sollte die Schilddrüse regelmäßig untersucht werden. Mit zunehmendem Alter sollte zum persönlichen "TÜV" noch die Bestimmung des Testosteronwertes, ein Osteoporose-Check, eine Prostatauntersuchung und eben die Darmvorsorge hinzukommen.

"Airbags" für die Gesundheit

"Männergesundheit reduziert sich aber nicht nur auf regelmäßige Vorsorge", betont Professor Klotz. Die Wissenschaft habe sich in puncto Männergesundheit in den vergangenen Jahren von der rein medizinischen Betrachtungsweise gelöst und wende sich – "wie bei den Frauen vor zwanzig Jahren" – einem ganzheitlichen Ansatz zu.

"Sehr wichtig sind die Umweltfaktoren. Eine gesunde und stabile Partnerschaft ist besonders relevant. Sie wirkt ab 40 Jahren stark protektiv und schützt Männer mehr als Frauen."

Das soziale Netz der Männer sei "normalerweise dünn", da sie sich über Aktivität und Beruf definierten. "Als Frau können sie Freunde anrufen, die sie in der Schule oder vor zehn Jahren kennengelernt haben. Als Mann in der Regel nicht."

Für die männliche Gesundheit sei daher besonders ab dem 50. Lebensjahr eine wesentliche Rolle außerhalb der Berufswelt wichtig: "Das kann ein Verein sein, der Garten, ein kommunales Ehrenamt, die Enkel – etwas, das Ihnen wichtig ist." Die körperliche und geistige Aktivität müsse unbedingt über das Rentenalter hinaus gepflegt werden.

Wie positiv sich ein soziales Umfeld, regelmäßige körperliche und geistige Arbeit und ein strukturierter Tagesablauf auf die männliche Gesundheit auswirken, zeigt auch die Deutsch-Österreichische Klosterstudie, die laufend aktualisiert wird.

Nach deren Erkenntnissen leben – im Unterschied zur Allgemeinbevölkerung – Mönche fast genauso lang wie Nonnen. "Sie müssen nicht ins Kloster gehen", lacht Klotz. "Aber Sie sollten als Mann Ihre Lebensbedingungen entsprechend ein wenig überdenken."

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