Sonnenbrand an der Kopfhaut ist ein Problem, das viele Menschen jedes Jahr aufs Neue beschäftigt. Wie kann ich mich schützen und was lindert die Schmerzen? Eine Dermatologin hat Antworten.
Jedes Kind weiß: Im Sommer müssen wir uns unbedingt eincremen. Doch selbst wenn wir uns brav einschmieren, gibt es eine Stelle, bei der manche Menschen besonders schnell Sonnenbrand bekommen und die sich schwer eincremen lässt – die Kopfhaut.
Welche Menschen sich besonders gut schützen müssen, wie man Sonnenbrand an der Kopfhaut vorbeugen kann und was hilft, wenn es bereits zu spät ist, weiß die Dermatologin Esther Wißmüller. Wir haben mit ihr gesprochen und nach Tipps gefragt.
Frau Doktor Wißmüller, Personen mit Glatze mal ausgenommen, welche Menschen sind besonders anfällig für Sonnenbrand auf der Kopfhaut?
Esther Wißmüller: Jeder Mensch hat eine andere Haardichte, daher trifft bei Personen mit etwas lichterem Haar mehr UV-Strahlung auf die Kopfhaut, als es bei Personen mit sehr vollem, dichtem oder krausem Haar der Fall ist.
Was ist bei krausen anders als bei glatten Haaren?
Bei krausem Haar hat man, im Gegensatz zu glattem Haar, keinen Scheitel. Personen mit krausem Haar sind also weniger gefährdet. Denn trifft die Sonne genau auf einen Seiten- oder Mittelscheitel, kann dort schnell Sonnenbrand auftreten.
Darum bekommen blonde Menschen eher Sonnenbrand auf der Kopfhaut
Sind blonde oder hellhaarige Menschen eher betroffen als dunkelhaarige?
Ja, allein aus dem Grund, weil der Hauttyp gegenüber UV-Strahlung in der Regel empfindlicher ist. Natürlich gibt es auch blonde Menschen, die einen dunklen Hauttypen haben. Aber die meisten Blonden oder Rothaarigen sind von ihrem Hauttyp her per se schon mal anfälliger für Sonnenbrand, weil sie weniger Eigenschutzzeit haben – und das gilt auch für die Kopfhaut.
Also sind Personen mit hellerem Haar aufgrund der Hautfarbe anfälliger für Sonnenbrand auf der Kopfhaut. Durchdringt die Sonne helles Haar auch besser?
Die Haarfarbe ist indirekt relevant. Blonde Menschen haben oft weniger Melanin – ein Pigment, das nicht nur die Haut, sondern auch die Haare schützt. Melanin wirkt wie ein natürlicher Sonnenschutz, indem es UV-Strahlen absorbiert. Die entscheidendere Rolle beim Sonnenbrand auf der Kopfhaut spielt die tatsächliche Schutzfunktion der Haare – also: Wie dicht sind die Haare und wie dick sind die einzelnen Haare?
Blonde Haare sind oft dünner und feiner, was bedeutet, dass sie weniger Schatten auf die Kopfhaut werfen. Dunklere, dickere Haare bieten besseren mechanischen UV-Schutz. Auch bei gleicher Haaranzahl schützt ein dichter, dunkler Schopf besser vor UV-Strahlen.
Wie macht sich Sonnenbrand auf der Kopfhaut bemerkbar?
Im Grunde wie einen Sonnenbrand, den man auch so vom Körper kennt. Das heißt, es kommt zu Rötungen und, je nach Ausprägung, auch zu Schuppung, Blasenbildung und Schmerzen. Die Kopfhaut kann sich so verhalten, wie man es von einem Sonnenbrand auf dem Körper kennt.
Stimmt es wirklich, dass die Haare stückweise ausfallen, wenn man öfter Sonnenbrand auf der Kopfhaut hatte?
Das ist möglich. Starker Sonnenbrand, der auch in tiefere Schichten geht, schädigt den Haarfollikel, da dieser von der Entzündungsreaktion etwas abbekommt.
Empfehlungen der Redaktion
Bei einem Sonnenbrand – insbesondere zweiten Grades mit Entzündung oder Blasenbildung – wird der Haarfollikel geschädigt. Das führt zu diffusem, temporärem Haarausfall, ähnlich wie bei Stress oder Fieber. Solange der Sonnenbrand nicht zu einer tiefergehenden Narbenbildung führt, was sehr selten ist, wachsen die Haare nach einigen Wochen bis Monaten wieder nach.
Kann ich mir das ähnlich vorstellen, wie bei einer Hautverbrennung am Arm, bei der Narben entstehen und an dieser Stelle keine Haare mehr wachsen?
Ja, genau.
Was kann ich machen, wenn ich Sonnenbrand auf dem Kopf habe? Kann ich einfach die klassische "Aftersun" auftragen?
Man kann bei Sonnenbrand auf dem Kopf grundsätzlich eine After-Sun-Pflege verwenden.
Verwenden Sie am besten flüssige Produkte, wie zum Beispiel Aftersun-Spray, Aloe-Vera-Gel oder Panthenol-Lotion. Diese Produkte beruhigen und spenden Feuchtigkeit. Meiden sollte man fettige, schwere Cremes – sie schließen sozusagen die Überhitzung der Haut ein. Wichtig ist, Produkte ohne Alkohol oder Parfum zu wählen, da diese zusätzlich reizen können.
Das können Sie bei Sonnenbrand auf der Kopfhaut tun
Was kann man noch akut tun, um die Symptome zu lindern?
Den Kopf kühlen und feuchte Tücher auf die betroffenen Stellen legen. Auch Umschläge können helfen, beispielsweise mit Wasser, Kamillentee, Schwarztee oder stark verdünntem Apfel- oder Weißweinessig. Alternativ kann es auch helfen, lauwarm – keinesfalls eiskalt – zu duschen und dabei sanft die Kopfhaut zu spülen. Und natürlich ist der erste Schritt: raus aus der Sonne!
Und was könnte man vorbeugend tun?
Natürlich ist es wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen. Ansonsten gibt es auch Sonnenschutz-Präparate, die für die Kopfhaut gemacht sind – auch für die behaarte Kopfhaut. Dabei handelt es sich auch um Sprays, die nicht fetten und genauso funktionieren wie handelsübliche Sonnencreme.
Können auch bestimmte Frisuren schützen?
Empfehlungen der Redaktion
Definitiv. Zum Beispiel ein Zopf, bei dem die Haare nach hinten gekämmt sind. Wichtig ist, dass der Scheitel von Haaren bedeckt und somit vor der Sonne geschützt ist.
Über die Gesprächspartnerin
- Dr. med. Esther Wißmüller ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in München, wo sie in eigener Praxis, der "Dermatologie am Sendlinger Tor", praktiziert.
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.