Mitten im Sumpf entdecken Sicherheitskräfte ein zerstörtes Flugzeug – kein Pilot, keine Passagiere, keine Fracht. Doch alles deutet darauf hin: Der Businessjet war für den internationalen Drogenhandel unterwegs.
Mitten in einem Sumpfgebiet im Osten von Honduras haben Sicherheitskräfte ein rätselhaftes Flugzeugwrack entdeckt. Der zerstörte Businessjet wurde ohne Pilot, ohne Passagiere und ohne Fracht aufgefunden. Für die Ermittler ist jedoch klar: Diese Maschine war auf einer Mission für den internationalen Drogenhandel.
Am 3. Juli stießen Ermittler in der Provinz Gracias a Dios auf die Überreste eines Businessjets vom Typ BAe-125-700A. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, lag das zerstörte Flugzeug in den Sümpfen des Warunta-Flusses. Offenbar hatten die Piloten versucht, im seichten Wasser eine Notlandung durchzuführen.
Anonymisiertes Flugzeug und durchwühlte Kabine
Besonders auffällig: Die Kennung des Jets wurde mit schwarzer Farbe übermalt – ein deutliches Zeichen für den Versuch, Spuren zu verwischen. Im Inneren fanden die Ermittler eine durchwühlte Kabine. Zurückgelassen wurden dem Bericht zufolge lediglich ein iPad, ein Handy, mehrere Sauerstoffflaschen und zwei Feuerlöscher.
Von der Besatzung fehlt indes jede Spur. Ob sie den Absturz überlebte und floh – oder möglicherweise von einem Kartell evakuiert wurde –, ist völlig unklar. Auch die Ladung von mutmaßlich rund 400 Kilogramm Kokain ist verschwunden.
Verdächtige Flugroute mit abgeschaltetem Transponder
Eine Rekonstruktion der Flugroute erhärtete den Verdacht auf Drogenschmuggel. Der Flug begann am 29. Juni in Samana in der Dominikanischen Republik. Als offizielles Ziel wurde der karibische Inselstaat Grenada angegeben. Doch kurz nach dem Start änderte die Besatzung den Kurs und schaltete den Transponder ab – ein typisches Verhalten bei illegalen Flügen.
Die Maschine verschwand zunächst völlig vom Radar. Erst einen Tag später, am 30. Juni, wurde sie kurzzeitig im Luftraum von Nicaragua geortet, bevor sie erneut untertauchte. Kurz darauf muss es zum Absturz im honduranischen Dschungel gekommen sein, wie aus dem "Bild"-Bericht hervorgeht.
Honduras als Drehscheibe des Kokainhandels
Der Fund reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Vorfälle in der Region. 2020 stürzte in der honduranischen Provinz Gracias a Dios ein Flugzeug mit über 800 Kilogramm Kokain an Bord ab. Auch hier fehlte nach dem Absturz von der Crew jede Spur. Die Behörden konnten aber zumindest die Ladung beschlagnahmen, wie die nicht-staatliche Organisation Bureau of Aircraft Accidents Archives dokumentierte.
Honduras gilt seit Jahren als wichtiges Transitland für den Drogenhandel. Laut einer Arbeit der Columbia University laufen etwa 79 Prozent des südamerikanischen Kokainhandels in Richtung Norden über Honduras. Besonders beliebt sind demnach geheime Landepisten im Dschungel. Bereits 2012 zerstörten honduranische Behörden zwischen 70 und 80 solcher "narco pistas", wie die Non-Profit-Organisation InSight Crime schreibt.
US-Firma als Eigentümer – internationale Ermittlungen
Laut "Bild"-Zeitung ist die jetzt verunglückte Maschine auf die Firma Pacific Rim Management LLC aus Kalifornien registriert – ein Unternehmen, das erst 2022 gegründet wurde. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA bestätigte die Registrierung. Die Ermittlungen laufen inzwischen länderübergreifend: Behörden aus Honduras, Nicaragua und Venezuela arbeiten gemeinsam an der Aufklärung des Falls.
Vieles ist bisher offen, fest steht aber: Der Jet war auf einer Route, die auch Kartelle gut kennen. Und diesmal ist nichts zurückgeblieben – außer Fragen.
Verwendete Quellen:
- bild.de: "Geister-Jet im Sumpf abgestürzt"
- baaa-arco.com: "Honduras"
- jia.sipa.columbia.edu: "Outgunned: The Honduran Fight Against Transnational Cocaine Traffickers"
- insightcrime.org: "Honduras Destroyed up to 80 ‘Narco’ Airstrips in 2012"