Mit Drohnen, Wärmebildkameras und einem Expertenteam wurde Elch "Emil" vor dem Sprung auf die Westautobahn gestoppt. Dafür war es unausweichlich, das Tier zu betäuben.

Montagfrüh war es so weit: Elch "Emil" musste betäubt werden, weil er bei Sattledt (Bezirk Wels-Land) im Begriff war, über den Zaun Richtung Westautobahn (A1) zu springen. Knapp bevor der Frühverkehr beim Voralpenkreuz einsetzte, war "Emil" nur noch 200 Meter vor der A1 entfernt. Das hieß unmittelbare Gefahr, so die Einschätzung des Landes OÖ und der Wildtier-Fachleute vor Ort, berichtete die zuständige Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) in einer Pressemitteilung.

"Ein Unfall - und das bestätigen Wildtier-Expertinnen und -Experten - hätte Lebensgefahr für alle Beteiligten bedeutet", erklärte Langer-Weninger. Das Tier wurde unter fachkundiger Anleitung eines wildtiermedizinischen Fachteams betäubt und laufend überwacht - mit Drohnen und Wärmebildkameras. Feuerwehrkräfte der FF Sattledt hoben "Emil" vorsichtig in den mit Stroh ausgelegten Transportanhänger, wo er bald wieder zu sich kam und leicht sediert, wie bei Wildtieren üblich stehend, an den Rand des Böhmerwalds (Bezirk Rohrbach) gebracht wurde. Im Nahbereich zum tschechischen Nationalpark Šumava, wo es eine Elch-Population gibt, wurde der Elch schließlich in die Freiheit entlassen.

Mit GPS-Sender in Freiheit

Ganz gekappt ist die Verbindung zu "Emil" jedoch nicht, denn der Elch trägt nun eine Ohrmarke mit GPS-Sender. So lassen sich seine Wege künftig wissenschaftlich dokumentieren, ohne dem Wildtier zu nahe zu kommen. Denn Fachleute waren zuletzt um "Emil" besorgt und hätten deutliche Bedenken geäußert wie: "Der Hype führt leider zu einem Bilderbuch-Fehlverhalten. Muss es wirklich sein, dass die Polizei Elch 'Emil' vor den Menschen schützen muss?", hieß es.

Die Agrar-Landesrätin war "froh, dass die Rettungsaktion für 'Emil' so professionell und erfolgreich abgelaufen ist". Nun könne das Nordlicht im Böhmerwald ein wildtiergerechtes Leben führen - "und vielleicht sorgt er schon bald für Nachwuchs im Nationalpark", zeichnet sie ein echtes, kitschiges Happy End.

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Auf "Emils" Facebook-Fanseite mit mehr als 25.000 Mitgliedern schieden sich die Geister: Von Sorge "hoffentlich überlebt er das" und Empörung "ich bin so sauer" bis zu Verständnis "echt das Sinnvollste" reichten die ersten Reaktionen.

Tierschützer fordern mehr Wildtierkorridore

Die Organisation Tierschutz Austria kritisierte die Informationspolitik der Landesrätin als "uns gegenüber völlig intransparent, zudem wurden Tierschutzorganisationen aus der eingesetzten SOKO ausgeschlossen", sagte Sprecher Martin Aschauer in einer Presseaussendung am Montag. Eine Anzeige behalte man sich vor, diese hänge von der Gesamtsituation ab. Jedenfalls brauche es dringend mehr Wildtierkorridore entlang von Autobahnen und Bahnlinien, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu verhindern. "Ich hoffe, dass wir aus dem Fall Emil für die Wildtiere in Österreich lernen. Der nächste Emil kommt bestimmt", so Aschauer, der auch die neun verschiedenen Jagdgesetze in neun Bundesländern kritisierte und "einheitliche Standards, die Tiere wirksam schützen, forderte. (apa/bearbeitet von phs)