Am 20. November werden in Schildberg bei Böheimkirchen die Leichen von drei Kindern im Alter von sieben, neun und zehn Jahren entdeckt. Tatverdächtig ist die 35 Jahre alte Mutter, die außerdem ihren Bruder, ihre Mutter und anschließend sich selbst getötet haben soll. Immer mehr Fragen tauchen rund um das Familiendrama auf. Antworten gibt es nur wenige.

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2014 zog die Familie in das ehemalige Wirtshaus in die etwa 5.000 Einwohner zählende Ortschaft Schildberg bei Böheimkirchen, die zwischen Wien und St. Pölten liegt. Drei Generationen lebten unter einem Dach. Der Kontakt zu den Nachbarn oder zur Ortsgemeinschaft war spärlich. Nur die Kinder seien gut integriert gewesen.

Sie hätten jeden Freitag einen Karatekurs besucht. Die Nachbarin Michaela F, deren Sohn im selben Verein ist, erzählte am Montag gegenüber dem ORF: "Die Mutter wirkte, als ob sie vor irgendetwas Angst hätte. Sie hatte immer die Sonnenbrille auf und war immer eher vermummt, damit man sie nicht anspricht."

Entdeckt wurde die Tat, weil der 41-Jährige Bruder nicht mehr an seinem Arbeitsplatz erschienen war. Als Polizisten zum versperrten Haus kamen und mittels Leitern zu den Fenster klettern, entdeckten sie die Leichen der Kinder und jene des Onkels.

Opfer vermutlich im Schlaf getötet

"Die Frau hat mehrere Schüsse auf die Opfer abgeben. Es lässt sich aber nicht sagen, ob das alles an einem Tag passiert ist. Wir gehen davon aus, dass die Tat um den 20. November geschehen ist. Es spricht vieles dafür, dass die Opfer im Schlaf getötet wurden", erklärt Markus Haindl, von der Landespolizeidirektion Niederösterreich:

Erschossen hat die Frau ihre Familie mit der Pistole ihrer Mutter. Psychologin Gabriele Wörgötter: "Was man bisher sagen kann, handelt es sich um einen erweiterten Suizid." Die Familie sei scheinbar unter ähnlichen Umständen gestorben, wie sie gelebt habe: einsam.

Krebsdiagnose als möglicher Auslöser

Lediglich die Kinder sollen bereits seit längerer Zeit in psychologischer Betreuung gewesen sein, erfährt man. Sonst sind die Antworten spärlich. Ansonsten ranken sich viele Spekulationen um die Tragödie, es gibt aber wenige Antworten. Ein Auslöser könnte die Krankheit der Großmutter gewesen sein - die 59-Jährige hat die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs offenbar erst wenige Wochen vor der Tat bekommen. Wörgötter bezweifelt das: "Hier müssen noch viele weitere Faktoren eine Rolle gespielt haben."

In der Volksschule in Böheimkirchen herrschen seit der Tat Trauer und Betroffenheit. Am 21. November hatte die Mutter angerufen und die Kinder für mehrere Tage entschuldigt, weil die Großmutter verstorben sei. Eine Lehrerin gibt zu: "Ich denke, bei mir wird der große Zusammenbruch erst kommen." Nun werden die Kinder psychologisch betreut. "Zuerst lässt man die Kinder erzählen und versucht auf die Fragen einzugehen. Bei solchen Ereignissen geben die Kinder das Denken vor. Unsere Aufgabe ist es Spekulationen hintanzuhalten und zu verhindern, dass die Kinder Schuldgefühle bekommen", sagt Andrea Richter, Leiterin der Schulpsychologie.

Ehemalige Nachbarn: "Lebten in einer eigenen Welt"

Bevor die Familie nach Böheimkirchen kam, lebte sie in Kirchberg. Die ehemaligen Nachbarn bestätigen, dass sie schon damals zurückgezogen lebten: "Die waren sehr eingekastelt und haben nicht wirklich Kontakt zu den Nachbarn gehabt. Sie lebten in einer eigenen Welt." Als die Mutter schließlich schwanger wurde, gab es hin und wieder einen jungen Mann, der der Vater der Kinder sein soll. Es soll Streitigkeiten wegen des Besuchsrechts gegeben haben. Laut Polizei hat er mit der Tat aber nichts zu tun.

Was sich schlussendlich wirklich in dem Haus abgespielt hat und die 35-Jährige bewegt hat die gesamte Familie auszulöschen, wird sich wohl nie vollständig klären lassen. Das lasse sich nicht vollständig rekonstruieren, bestätigt Haindl.

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