Mit dem sogenannten "Schlumpf-Spray" können sich Frauen gegen potenzielle Angreifer wehren. Das Spray färbt Täter für mehrere Tage blau und verschafft Opfern wertvolle Zeit zur Flucht. Anders als Pfefferspray ist es in Deutschland legal – und erlebt gerade einen regelrechten Verkaufsboom.
Schlüssel zwischen die Finger klemmen, Standort mit Freunden teilen oder nur in Gruppen unterwegs sein – viele Frauen entwickeln eigene Strategien, um sich im öffentlichen Raum sicherer zu fühlen. Eine vergleichsweise neue Methode zur Selbstverteidigung erfreut sich nun wachsender Beliebtheit: das sogenannte "Smurf-Spray", das Angreifer für mehrere Tage deutlich sichtbar blau einfärbt.
Mordfall in Amsterdam löst Verkaufsboom aus
Besonders in den Niederlanden ist die Nachfrage nach dem Spray sprunghaft angestiegen. Der tragische Auslöser: Eine 17-Jährige wurde auf ihrem Heimweg in Amsterdam ermordet, wie Euronews berichtet. Thalissa Leakat, Inhaberin eines Online-Shops für Sicherheitsprodukte für Frauen, verzeichnete danach einen starken Anstieg der Verkaufszahlen. Gegenüber der niederländischen Zeitung Telegraaf erklärte sie, dass sie an einem einzigen Wochenende so viele Produkte verkauft habe wie normalerweise in einem ganzen Monat.
Wie das "Schlumpf-Spray" funktioniert
Das umgangssprachlich als "Schlumpf-Spray" bekannte Produkt enthält blaue Farbstoffe, die auf der Haut des Angreifers bis zu drei Tage lang sichtbar bleiben. Nach dem Versprühen verwandelt sich die blaue Flüssigkeit bei Kontakt mit dem Körper in eine schaumartige Substanz, vergleichbar mit Rasierschaum, wie in der Produktbeschreibung auf verschiedenen Verkaufsportalen erläutert wird.
Diese schaumige Konsistenz hat einen doppelten Effekt: Sie schränkt einerseits kurzzeitig die Sicht des Angreifers ein und verschafft dem Opfer wertvolle Sekunden zur Flucht. Andererseits bleibt der Täter durch die anhaltende Blaufärbung auch Tage nach dem Vorfall identifizierbar – ein entscheidender Vorteil bei der späteren Identifizierung durch Zeugen oder die Polizei.
Laut RTL.de besteht das Spray hauptsächlich aus unbedenklichen Lebensmittelfarben, was es zu einer vergleichsweise harmlosen, aber dennoch effektiven Alternative zu anderen Selbstverteidigungsmitteln macht.
In Deutschland legal – anders als Pfefferspray in manchen Ländern
Ein wesentlicher Vorteil des "Smurf-Sprays" liegt in seiner rechtlichen Unbedenklichkeit. Da es keine Reizstoffe, sondern lediglich Lebensmittelfarben enthält, fällt es in Deutschland nicht unter das Waffengesetz und darf daher legal mitgeführt und verwendet werden.
Anders verhält es sich mit Pfefferspray, das in Ländern wie den Niederlanden, Dänemark und Belgien komplett verboten ist. In Deutschland ist Pfefferspray zwar erhältlich, jedoch nur, wenn es als Tierabwehrspray gekennzeichnet ist oder eine PTB-Zulassung (Zulassung von Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt) oder eine Zulassung des Bundeskriminalamts hat. Zudem unterliegt sein Einsatz gegen Menschen strengen rechtlichen Einschränkungen und ist nur in klaren Notwehrsituationen erlaubt.
Empfehlungen der Redaktion
"Wer unberechtigt Pfefferspray einsetzt und andere verletzt, macht sich wegen gefährlicher Körperverletzung strafbar", zitiert Euronews den Rechtsanwalt Udo Vetter. "Das ist kein Kavaliersdelikt. Die Mindeststrafe beträgt selbst in minder schweren Fällen drei Monate Gefängnis."
Große Unsicherheit bei Frauen im öffentlichen Raum
Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts fühlen sich zwei Drittel aller Frauen in Deutschland nachts im öffentlichen Raum unsicher.
Noch alarmierender: Eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts vom März dieses Jahres ergab, dass 92 Prozent der 18- bis 35-jährigen Frauen bereits Belästigungen oder Übergriffe erlebt haben. (bearbeitet von phs)