Ein 45 Kilo schwerer Wolf ist in Südtirol nach behördlicher Anweisung und neuer EU-Regelung erschossen worden, nachdem er zahlreiche Weidetiere gerissen hatte. Tierschützer protestieren, weitere Abschüsse sind geplant.

In Italien ist nach einer Änderung der EU-Bestimmungen erstmals auf Anweisung der Behörden ein Wolf abgeschossen worden. Das männliche Tier mit einem Gewicht von 45 Kilogramm wurde in Südtirol von Förstern erlegt, wie die dortige Forstdirektion mitteilte. Zuvor hatte die Landesregierung die Tötung ausdrücklich erlaubt. Seit Mai waren in der Nähe der Gemeinde Mals in der Region Obervinschgau auf einer Alm mindestens 31 Weidetiere gerissen worden. Tierschützer sind empört.

Der Wolf wurde nach Angaben von Landesforstdirektor Günther Unterthiner in den Bergen auf einer Höhe von etwa 2.800 Metern ausfindig gemacht. Das Tier war dort nach Angaben der Behörden in einer Gruppe von Kälbern unterwegs. Nach einem weiteren Wolf, der ebenfalls bereits zum Abschuss freigegeben wurde, wird noch gesucht. Mehrere Tierschutzorganisationen hatten noch auf juristischem Weg versucht, die Tötung zu verhindern. Am Montag scheiterten sie damit jedoch auch in zweiter Instanz.

EU-Richtlinie erst im vergangenen Monat geändert

Die Europäische Union hatte den Schutzstatus von Wölfen kürzlich von "streng geschützt" auf "geschützt" herabgestuft. Die Änderung der entsprechenden Richtlinie ist seit Mitte Juli in Kraft. Auch andere EU-Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um Weidetiere zu schützen.

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Nach Angaben der Artenschutzorganisation WWF wurde der Wolf in Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Er überlebte demnach nur im Osten und Süden Europas. Inzwischen hat sich der Bestand wieder erholt. Das Europäische Umweltbüro (EEB) – ein Dachverband von Umweltorganisationen – schätzt, dass es in Europa mehr als 20.000 Wölfe gibt. Davon leben nach Schätzungen etwa 2.500 in Deutschland. (dpa/bearbeitet von fra)