Weil er am 11. März 2024 am Gelände der Al-Haram-Moschee in Mekka einen Terroranschlag verübt haben soll, befindet sich ein 20-jähriger Niederösterreicher seit über 14 Monaten in Saudi-Arabien in Haft. Weder das Außenministerium noch die Staatsanwaltschaft Wien wissen, wie es dem mutmaßlichen IS-Anhänger geht.

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Am 7. Mai hätte nach letzten Informationen in Riad die Hauptverhandlung gegen Hasan E. stattfinden sollen, nachdem die saudi-arabischen Behörden Anklage in neun Punkten erhoben hatten. Ob der Prozess stattgefunden hat, ist allerdings unklar. Der 20-jährige Niederösterreicher soll am 11. März 2024 am Gelände der Al-Haram-Moschee in Mekka einen Terroranschlag verübt haben.

Weder das Außenministerium noch die Staatsanwaltschaft Wien konnten auf APA-Anfrage Auskunft erteilen, ob der Prozess gegen den mutmaßlichen Anhänger der radikal-islamischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) eröffnet wurde und mit welchem Ergebnis dieser allenfalls zu Ende gegangen ist bzw. in welchem Verfahrensstadium er sich befindet. "Zum Strafverfahren und dem drohenden Strafausmaß liegen uns bis dato keine neuen Informationen vor", teilte das Außenministerium mit. "Der Staatsanwaltschaft liegen auch keine neuen Informationen vor", meinte die Sprecherin der Wiener Anklagebehörde, Nina Bussek, am Donnerstag.

Niederösterreicher in Hochsicherheitsgefängnis Dhahban inhaftiert

Nach APA-Informationen ist Hasan E. im saudi-arabischen Hochsicherheitsgefängnis Dhahban untergebracht, einer Einrichtung für 7.500 Insassen, in der sich politische Gefangene, aber auch Anhänger des IS und anderer Terrororganisationen befinden. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch hatten wiederholt von Übergriffen auf Inhaftierte und Folterungen berichtet, was die saudi-arabischen Behörden bestreiten.

Zumindest bis Ende März durfte Hasan E. ein Mal wöchentlich mit seiner in Istanbul lebenden Mutter telefonieren. Darüber hinaus dürften dem 20-Jährigen keine regelmäßigen Kontakte nach außen ermöglicht worden sein. Interpol-Beamte sollen ihn allerdings Mitte März im Gefängnis besucht und unter anderem zu seinem Wissen über das angeblich in Wien verhinderte Attentat auf das Taylor Swift-Konzert befragt haben.

Zuletzt soll Hasan E. den Wunsch geäußert haben, in eine andere Zelle verlegt zu werden, da es in seinem Haftraum zu Gewalthandlungen komme. Außerdem bat er um Zugang zu einer Bibel.

Wegen Taylor-Swift-Konzert: Wien ermittelt gegen 20-Jährigen

Auch die Staatsanwaltschaft Wien führt gegen Hasan E. ein Verfahren. Ermittelt wird wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation, weil er Teil eines IS-Terrornetzwerks um den verhinderten Swift-Attentäter Beran A. gewesen sein soll. Dieser wird verdächtigt, einen Terroranschlag während eines Auftritts der Pop-Diva Taylor Swift am 9. August 2024 im Wiener Ernst-Happel-Stadion im Sinn gehabt zu haben. Er konnte nach einem Hinweis aus dem Ausland von der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) kur vor dem Konzerttermin festgenommen werden.

Messerangriff am Gelände der größten Moschee der Welt

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hasan E. schon seit fast fünf Monaten in Saudi-Arabien im Gefängnis. Er hatte im Vorjahr zu Beginn des Fastenmonats Ramadan am Gelände der größten Moschee der Welt, in deren Hof sich mit der Kaaba das zentrale Heiligtum des Islam befindet, einem Sicherheitsbeamten zunächst ein Messer in den Hals gestochen und den Mann lebensgefährlich verletzt. Als dessen Kollegen den jungen Niederösterreicher überwältigen wollten, verletzte dieser vier weitere Menschen, darunter eine Moschee-Besucherin, indem er auf diese einstach.

Das Außenministerium steht nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem mutmaßlichen Terroristen und bietet konsularische Unterstützung im Rahmen von Haftbesuchen. Man stehe auch im laufenden Austausch mit der Familie und den saudi-arabischen Behörden. Aus Datenschutzgründen würden grundsätzlich keine Details kommuniziert, hatte es zuletzt gegenüber der APA geheißen.

Zahl der Hinrichtungen in Saudi-Arabien gestiegen

In Saudi-Arabien wird die Todesstrafe angewandt. Laut Amnesty International stieg die Zahl der Hinrichtungen im Vorjahr signifikant an: Während 2023 172 Menschen exekutiert wurden, fand 2024 nahezu eine Verdoppelung auf 345 Hinrichtungen statt. (apa/bearbeitet von nap)