Im August 2024 sagt Taylor Swift ihr Konzert in Wien ab – ein heute 20-Jähriger soll einen Terroranschlag auf die Veranstaltung geplant haben. Im Zuge der andauernden Ermittlungen wurde nun auch ein 15-Jähriger aus Deutschland angeklagt.
Im Zusammenhang mit einem mutmaßlich verhinderten Anschlag auf ein am 9. August 2024 geplantes Konzert der Pop-Diva Taylor Swift im Wiener Ernst-Happel-Stadion hat die deutsche Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe Anklage gegen einen möglichen Komplizen des Hauptverdächtigen erhoben, der sich in Wien in U-Haft befindet. Das bestätigte Behördensprecherin Ines Peterson der APA. Der Jugendliche soll den 20-jährigen Hauptverdächtigen bei den Anschlagsvorbereitungen unterstützt haben.
Konkret soll der 15-Jährige seit Mitte Juli 2024 in intensivem Austausch mit dem 20-Jährigen gestanden sein. Bis zu dessen Festnahme soll der gebürtige Syrer, der in Brandenburg lebt, für den Niederösterreicher unter anderem eine Bombenbauanleitung aus dem Arabischen übersetzt und über das Internet Kontakt zu einem IS-Mitglied im Ausland hergestellt haben. Der Hauptverdächtige soll von dem Jugendlichen außerdem eine Textvorlage für einen IS-Treueschwur erhalten haben, den der 20-Jährige dann dazu verwendete, um sich sozusagen offiziell der radikalislamischen Terror-Miliz anzuschließen. Er postete ein Video mit dem Treueschwur auf den IS.
Anklage gegen 15-Jährigen in Berlin eingebracht
Die Anklage gegen den 15-Jährigen sei bereits am 17. Juni beim Staatsschutzsenat des Kammergerichts Berlin eingebracht worden, sagte Peterson. Der Bursche wird sich wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland und wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu verantworten haben. Er soll spätestens seit April 2024 der IS-Ideologie verhaftet gewesen sein.
Er befindet sich auf freiem Fuß, was an seinem sehr jungen Alter und den "besonderen Umständen" liegt, wie Peterson der APA erläuterte. Es liege eine "geringe Tatzeit" vor. Der 15-Jährige stehe nicht im Verdacht, "selber Hand angelegt zu haben". Es gebe keinen Hinweis darauf, dass der Jugendliche je eine Mitwirkung an der Umsetzung von Anschlagsplänen angedacht gehabt hätte. Er weise weiters "ein sehr gefestigtes familiäres Umfeld" auf, weshalb eine Inhaftierung in Abwägung aller zu berücksichtigenden Umstände bislang nicht verhältnismäßig erschienen sei.
Ausschließlich virtueller Kontakt
Sowohl Peterson als auch die Staatsanwaltschaft Wien erklärten auf APA-Anfrage übereinstimmend, der 15-Jährige hätte nur virtuellen Kontakt zu dem Hauptverdächtigen gehabt. Persönlich getroffen dürften sich die beiden nie haben.
"Wir haben uns im Rechtshilfeweg von den deutschen Kollegen die Unterlagen zu dem in Deutschland lebenden Verdächtigen beschafft", meinte Judith Ziska, Sprecherin der Wiener Anklagebehörde, Freitagmittag im Gespräch mit der APA. Die Erkenntnisse der deutschen Ermittler und vor allem die Angaben des 15-Jährigen seien "wesentlich für unser Verfahren".
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IS-Netzwerk kristallisiert sich heraus
Mit dem jungen Syrer zeigt sich immer deutlicher, dass der Hauptverdächtige ein mehrköpfiges IS-Netzwerk um sich gebildet hatte. Seit dem späten Frühjahr 2023 hatte er engen Kontakt mit einem gleichaltrigen, im Bezirk Neunkirchen lebenden, jungen Mann und einem in Wien gemeldeten Slowaken. Die drei sollen ab Februar 2024 Anschläge in Mekka, Dubai und Istanbul geplant gehabt haben, die zeitgleich zu Beginn des Fastenmonats Ramadan am 11. März 2024 durchgeführt werden sollten.
Der Slowake hätte den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien zufolge das Attentat in Istanbul übernehmen sollen. Er flog am 4. März 2024 nach Istanbul, setzte das aber nicht in die Tat um.
In Mekka verübte der junge Niederösterreicher aus Neunkirchen tatsächlich ein Attentat, indem er mit einem auf einem Markt gekauften Messer vor der Al-Haram-Moschee fünf Personen niederstach und teilweise lebensgefährlich verletzte. Er wurde festgenommen und von den saudi-arabischen Behörden inzwischen in neun Punkten angeklagt.
Nach APA-Informationen war der 20-Jährige zuletzt im saudi-arabischen Hochsicherheitsgefängnis Dhahban untergebracht, einer Einrichtung für 7.500 Insassen, in der sich politische Gefangene, aber auch Anhänger des IS und anderer Terrororganisationen befinden. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch hatten wiederholt von Übergriffen auf Inhaftierte und Folterungen berichtet, was die saudi-arabischen Behörden bestreiten.
Ermittlungen zu Swift-Konzert laufen
Der Hauptverdächtige, dem innerhalb des Trios der Anschlag in Dubai zugedacht gewesen war, setzte das Vorhaben ebenfalls nicht um. Er kehrte unverrichteter Dinge nach Ternitz zurück und dürfte sich mit Sommerbeginn 2024 seinen Anschlagsplänen gegen die dreitägige Konzertreihe von
"Die Ermittlungen sind noch im Laufen. Beide befinden sich in U-Haft", teilte Staatsanwaltschaft-Sprecherin Ziska mit. Weitere Auswertungen von Cloud-Daten würden das bereits umfangreiche Beweismaterial ergänzen, sagte Ziska. (APA/bearbeitet von ng)