Bei Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs kommt es zu einem Unfall mit einem Regionalexpress. Darin: rund 100 Menschen. Noch ist vieles unklar, die Rettungskräfte sind im Großeinsatz.
Es sind schlimme Szenen, die sich im sonst beschaulichen Oberschwaben im Südosten Baden-Württembergs abspielen: Einsatzkräfte knien auf einem halb umgestürzten Waggon, versuchen die Fahrgäste aus dem Zug zu retten. Im Hintergrund sind Schreie zu hören.
Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach ist zuvor ein Regionalzug entgleist. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, so ein Polizeisprecher am Unfallort. Zudem sind rund 50 Menschen verletzt worden, darunter 25 Menschen schwer. Das sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach am Unfallort. Unter den Toten befindet sich nach Angaben der Kreisbrandmeisterin mindestens ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Unwetter mit Starkregen als Ursache?
Zuvor hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Ob der Unfall damit im Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt. Ein möglicher Zusammenhang werde geprüft, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm. Auf Fotos sind abgebrochene Äste zu sehen, auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.
Die Ermittler untersuchen auch, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück sein könnte. "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist», sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Unfallort. Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Kanzler kondoliert Angehörigen
Bundeskanzler
Bundesverkehrsminister: "Lage ist erschütternd"
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident
Noch sei das gesamte Ausmaß des Unglücks nicht vollständig absehbar. Man werde aber alles tun, um die Rettungskräfte zu unterstützen und die Ursachen des Unglücks umfassend aufzuklären, versprach der Ministerpräsident. "Ich danke allen Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern, die sich mit unermüdlichem Einsatz um die Versorgung der Betroffenen kümmern."
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), der nicht selbst in Riedlingen war, erklärte: "Die Lage vor Ort ist erschütternd." Aktuell lasse sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks nur erahnen. "Meine Gedanken sind bei den Verletzten, den Angehörigen und Rettungskräften. Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können." Experten seien unterwegs, um mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen.
Dauer der Streckensperrung unklar
Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.
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Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. "Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke." Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es. Es wurde zudem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Wie lange die Sperrung andauert, war zunächst unklar. Nachdem alle Verletzten versorgt worden seien, bereiteten sich die Einsatzkräfte nun darauf vor, die entgleisten Waggons von den Gleisen zu bergen, sagte die Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach, Charlotte Ziller, am Abend an der Unglücksstelle. (dpa/bearbeitet von best)