• Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn hat die Bundesregierung erstmals alle Waffenlieferungen an die Ukraine offengelegt.
  • Die Liste enthält alle Waffen und anderen Rüstungsgüter, die bereits geliefert wurden oder deren Lieferung geplant ist.
  • Bisher war sie nur für Abgeordnete in der Geheimschutzstelle des Bundestags einsehbar.

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Kritiker werfen der Bundesregierung seit Monaten vor, der Ukraine nicht genügend Waffen zur Verteidigung gegen Russland zu liefern - nun hat das Kanzleramt erstmals eine exakte Aufstellung der geplanten und bereits vollzogenen Lieferungen veröffentlicht.

Die im Internet einsehbare Liste solle künftig ständig aktualisiert werden, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag mit. Die Bundesregierung setze sich weiter dafür ein, "dass die Ukraine dringend benötigte Waffen bald erhält und schnell einsetzen kann".

Die Liste jener Lieferungen, die "in Vorbereitung/Durchführung" seien, umfasst eine Reihe schwerer Waffensysteme:

  • etwa 30 Flakpanzer des Typs Gepard
  • drei Mehrfachraketenwerfer Mars mit Munition
  • ein Luftverteidigungssystem Iris-T SLM
  • ein Artillerieortungsradar Corbra
  • zehn Antidrohnenkanonen.

Hinzu kommen 4,8 Millionen Schuss Handmunition, 53.000 Schuss Flakpanzermunition und 10.000 Schuss Artilleriemunition, die noch geliefert werden sollen. Des weiteren sind in den geplanten Lieferungen enthalten 54 gepanzerte Truppentransporter inklusive Bewaffnung, 80 Toyota Pick-up-Fahrzeuge, 22 Lkw und 65 Kühlschränke für Sanitätsmaterial. Insgesamt umfasst die Liste der geplanten Lieferungen 25 Punkte.

Diese Waffen wurden bereits an die Ukraine geliefert

Die Auflistung des bereits in die Ukraine gelieferten Materials verzeichnet 38 Punkte, darunter:

  • 16 Millionen Schuss Handwaffenmunition
  • 100.000 Handgranaten
  • 5.300 Sprengladungen
  • 14.900 Panzerabwehrminen
  • 2.700 Fliegerfäuste des Typs Strela
  • 500 Flugabwehrraketen Stinger
  • 30 geschützte Fahrzeuge.

Zudem wurden bereits geliefert 23.000 Schutzhelme, 10.000 Schlafsäcke, 1200 Krankenhausbetten, 360.0000 Ein-Personen-Rationen Lebensmittel und ein Feldlazarett.

Auch die zugesagten Panzerhaubitzen 2000 befinden sich nach ukrainischen Angaben nun im Besitz des dortigen Militärs.

Sie seien "endlich Bestandteil des 155-Millimeter-Haubitzenarsenals der ukrainischen Artillerie", schrieb der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Dienstag auf Twitter.

Kremlsprecher Peskow: "Werden dem Westen nie wieder vertrauen"

Vier Monate nach dem Überfall auf die Ukraine hat Russland die Beziehungen zum Westen als langfristig beschädigt bezeichnet. "Ja, es wird eine lange Krise werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem in der Nacht zum Dienstag ausgestrahlten Interview des US-Fernsehsenders MSNBC. "Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen." Russland erhebt seit Beginn seines Kriegs gegen die Ukraine immer wieder Vorwürfe gegen westliche Staaten - etwa wegen der militärischen Unterstützung für das angegriffene Land.

Er dankte dabei Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) "für alle Bemühungen" zur Unterstützung der Ukraine.

Mit der Veröffentlichung der militärischen Unterstützungsleistungen habe sich die Bundesregierung entschieden, sich "an die Praxis unserer engsten Verbündeten, etwa den USA, anzupassen", erklärte Hebestreit. "Seine Unterstützung wird Deutschland fortsetzen, solange die Ukraine diese Unterstützung benötigt", erklärte der Sprecher.

Weitere militärische Unterstützungsleistungen sollen demnach noch hinzukommen. "So führt die Bundesregierung Gespräche mit mittel- und osteuropäischen Partnerstaaten, die noch über Waffen und Gerät des ehemaligen Warschauer Paktes verfügen", erklärte Hebestreit. "Dieses liefern sie an die Ukraine und erhalten dafür von Deutschland im Ringtausch Waffensysteme aus deutschen Industriebeständen als Ersatz." (afp/dpa/thp)

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