Russland kündigt die Schaffung einer Pufferzone entlang der Grenze zur Ukraine an. Kiew sieht darin einen weiteren Beleg für die wahren Absichten des Kremls.

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Die Ukraine weist den Plan von Kremlchef Wladimir Putin, eine Pufferzone an der Grenze zu schaffen, entschieden zurück. "Diese neuen aggressiven Forderungen sind eine klare Absage an Friedensbemühungen und zeigen, dass Putin der einzige Grund für das andauernde Töten ist und bleibt", schrieb Außenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X.

Zuvor hatte Putin hat nach seinem Besuch in der monatelang teils von ukrainischen Truppen kontrollierten westrussischen Region Kursk die Schaffung einer Sicherheitszone "entlang der Grenze" angekündigt.

Wo genau die Zone verläuft, wie lang sie sein und wie tief in die Ukraine sie reichen soll, sagte er zunächst nicht. "Unsere Streitkräfte sind dabei, diese Aufgabe zu lösen, feindliche Feuerpunkte werden aktiv unterdrückt, die Arbeit ist im Gange", sagte Putin. Der ukrainische Außenminister Sybiha erklärte daraufhin, Putin müsse mehr Druck bekommen, um diesen Krieg zu beenden. Ministeriumssprecher Heorhij Tychyj meinte, dass Putin die Pufferzone auf eigenem Gebiet errichten könne.

Nachdem im August vergangenen Jahres ukrainische Truppen in die Region Kursk einmarschiert waren, hat Putin die Region inzwischen für befreit erklärt und diese Woche auch selbst besucht. Dagegen warf die Ukraine Putin Lügen vor; Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte mehrfach, dass seine Truppen noch Stellungen im Gebiet Kursk und in der benachbarten Region Belgorod hielten. Im August hatte Selenskyj als konkretes Ziel für den Vorstoß seiner Truppen in der Region Kursk ebenfalls "die Schaffung einer Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors" genannt.

Russland: 16 Verletzte durch Raketenangriff in Region Kursk

Russland meldete derweil einen ukrainischen Raketenangriff auf die Kleinstadt Lgow im Grenzgebiet Kursk. Die Zahl der verletzten Zivilisten sei auf 16 gestiegen, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Behördenangaben. Vier der Verletzten seien in einem ernsten Zustand. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Russland führt seit mehr als drei Jahren großangelegt Krieg gegen die Ukraine. Diese wehrt sich unter anderem mit militärischer und finanzieller Unterstützung aus dem Westen und versucht, den Krieg ins Land des Angreifers zu tragen. Die Schäden durch ukrainische Drohnen und Raketen sind jedoch viel kleiner als die Verheerungen, die russische Drohnen und Raketen in der Ukraine anrichten.

Ukraine-Krieg - Russland
Russland meldet in der Region Kursk einen ukrainischen Raketenangriff. (Archivbild) © dpa / Uncredited/Russian Defense Ministry Official Telegram Channel via AP/dpa

In der Region Lipezk im südlichen Zentralteil Russlands wurden in der Nacht acht Menschen durch eine ukrainische Drohne verletzt. Gouverneur Igor Artamonow berichtete nach Angaben der Staatsagentur Tass, die Menschen seien durch herabfallende Trümmer einer von der Flugabwehr abgeschossenen Drohne getroffen worden.

G7-Finanzminister prüfen Verschärfung von Sanktionen

Die G7-Finanzminister wollen einer gemeinsamen Erklärung zufolge den Druck auf Russland verstärken, wenn Moskau einer Waffenruhe nicht zustimmt. Es würden weiter alle möglichen Optionen geprüft, um Russland zur Rechenschaft zu ziehen, einschließlich einer weiteren Verschärfung der Sanktionen, teilten die sieben wichtigen Industrienationen nach ihrem Gipfel in Kanada mit. In dem Kommuniqué, das der kanadische G7-Vorsitz veröffentlichte, wird außerdem Russlands andauernder brutaler Krieg gegen die Ukraine verurteilt.

Treffen der G7-Finanzminister und Notenbankgouverneure
Die G7-Finanzminister erhöhen den Druck auf Russland. (Archivbild) © dpa / Kay Nietfeld/dpa

Derweil bekräftigte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache, das Interesse der Ukraine bestehe nicht darin, den Krieg zu verlängern. Die Ukraine sei bereit, die schnellstmöglichen Schritte für eine echte Waffenruhe und den Aufbau einer neuen Sicherheitsarchitektur zu unternehmen. "Was wir brauchen, ist die reziproke Bereitschaft von Russland - und die gibt es derzeit nicht, und ohne globalen Druck wird sich das nicht ändern."

Putin will Wiederaufbau in Grenzregionen

Putin ordnete auch an, alsbald ein umfassendes Programm auszuarbeiten, um den Wiederaufbau der durch Kämpfe betroffenen Grenzregionen einzuleiten. Neben den Gebieten Kursk und Belgorod geht es dabei auch um die Region Brjansk. Die grenznahen Regionen stehen fast täglich unter Beschuss der ukrainischen Seite, die vor allem Drohnen einsetzt.

„Sumy sollte uns gehören“: Putin scherzt mit weiterer Besetzung in Ukraine

Putin scherzt mit weiterer Besetzung in Ukraine

Bei einem Besuch in Kursk am Mittwoch hat Putin mit der Besetzung der ukrainischen Region Sumy gescherzt. Diese Äußerungen fallen zusammen mit der angeblichen Bereitschaft des Kremls, über ein Kriegsende zu verhandeln. Laut Berichten hatte die russische Delegation bereits bei den Gesprächen in Istanbul mit weiteren Besetzungen in der Ukraine gedroht.

Selenskyj hatte die Angriffe auf russische Staatsgebiet damit begründet, dass Kiew sich dadurch in eine bessere Position bringen könne bei künftigen Verhandlungen über eine Beilegung des Konflikts. Russland hatte unlängst erklärt, Kiew sei gescheitert mit dem Vorhaben, Moskau auf diese Weise unter Druck zu setzen. (dpa/bearbeitet von nap)

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