• Russland streut Gerücht über eine angebliche schmutzige Bombe, welche die Ukraine zünden könnte.
  • Die Ukraine und die westlichen Atommächte bewerten die Behauptung als reine Propaganda.
  • Wir erklären, was man unter schmutzigen Bomben versteht und wie gefährlich sie tatsächlich sind.

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Russland wirft der Ukraine vor, Pläne zu schmieden, um eine schmutzige Bombe im eigenen Land zu zünden. Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu habe "seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mithilfe einer 'schmutzigen Bombe' übermittelt", teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit.

Die Ukraine hat diese Behauptung Russlands inzwischen entschieden von sich gewiesen und vermutet stattdessen, dass Moskau selber etwas Schmutziges plane, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte.

Auch die westlichen Atommächte Frankreich, Großbritannien und die USA wiesen die Gerüchte aus Russland zurück. Die Behauptungen Russlands seien eindeutig falsch, hieß es in einem gemeinsamen Statement der Außenminister der Länder vom frühen Montagmorgen. "Die Welt würde jeden Versuch durchschauen, diese Behauptung als Vorwand für Eskalation zu nutzen." Doch was genau sind schmutzige Bomben überhaupt? Und wie hoch ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht? Ein Überblick.

Was genau ist eine schmutzige Bombe?

Sogenannte schmutzige Bomben sind herkömmliche Sprengkörper, die mit radioaktivem Material ummantelt oder anderweitig versehen sind. Bei der Explosion des Sprengkörpers verteilt sich das radioaktive Material in der Umgebung.

Auch wenn bei der Detonation Radioaktivität freigesetzt wird, handelt es sich bei schmutzigen Bomben nicht um Atomwaffen. Ihre Sprengkraft ist deutlich kleiner und weitaus weniger verheerend. Dennoch können sie für eine erhöhte Strahlung in einem Gebiet sorgen. Wie weit die Verstrahlung dabei reicht und wie stark sie ausfällt, ist unterschiedlich und hängt grundsätzlich von zwei Faktoren ab.

Der erste ist die Sprengkraft der Bombe. Je stärker diese ausfällt, umso weiter wird das radioaktive Material bei der Detonation verteilt. Der zweite Faktor ist der Ort der Detonation, denn je nach dessen Lage, kann sich die Strahlung ebenfalls unterschiedlich gut verteilen. Wird der Sprengsatz etwa in einer höheren Lage gezündet, kann sich das radioaktive Material, begünstigt durch Wind, weiter verbreiten.

Aber auch die Beschaffenheit des Materials ist für die Auswirkung einer schmutzigen Bombe relevant. So beeinflussen dessen Aktivität, Halbwertszeit und sein chemisches Verhalten die Wirkung.

Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor übertriebener Angst

Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt aber vor überzogener Panik bezüglich der Auswirkung einer schmutzigen Bombe. Nach Ansicht der Behörde würden "die radiologischen Gefahren einer 'schmutzigen Bombe' […] im Allgemeinen überschätzt."

Selbst bei der Freisetzung größerer Mengen des radioaktiven Cäsium-137 wären "auch in unmittelbarer Nähe des Freisetzungsortes, das heißt außerhalb des unmittelbaren Wirkkreises der Explosion, die Dosiswerte für die Bevölkerung so niedrig, dass spezielle Maßnahmen des Strahlenschutzes, wie etwa das Verweilen im Haus oder gar eine Evakuierung, nicht erforderlich wären."

Diese Einschätzung gilt aber vor allem für solche Bomben, bei deren Konstruktion radioaktive Stoffe verwendet werden, die auch in der Medizin und Industrie eingesetzt werden. Eine größere Gefahr würde hingegen eine mit Plutonium-239 versehene schmutzige Bombe darstellen.

Das wird nur in der Kerntechnik verwendet und nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz weist es eine deutlich höhere gesundheitsschädliche Wirkung bei Menschen auf, "als alle anderen zu berücksichtigenden Nuklide."

Assoziation mit Atomwaffen schürt Panik vor schmutzigen Bomben

Schmutzige Bomben sind aber deshalb gefährlich, weil sie bei der Detonation nicht die typischen Anzeichen einer Atombombe, wie etwa einen Lichtblitz aufweisen. Für die Bevölkerung ist eine schmutzige Bombe also nicht unmittelbar von einem normalen Sprengkörper zu unterscheiden. Nach einer solchen Explosion könnten sich Menschen deshalb in verstrahlten Regionen aufhalten, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.

Dieser Umstand und die innerhalb der Bevölkerung existierende Angst vor radioaktiver Strahlung machen schmutzige Bomben unter anderem für Terroristen potenziell interessant. Denn auch wenn die Verstrahlungsgefahr für Menschen durch solch eine Bombe weitaus geringer ist, als die Gefahr, die von der eigentlichen Explosion ausgeht, könnten sie Angst und Verunsicherung unter der Bevölkerung auslösen – ein wesentliches Ziel, das Terroristen mit ihren Anschlägen verfolgen.

Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz ist Deutschland übrigens auf eine potenzielle Bedrohungslage durch schmutzige Bomben gut vorbereitet. Allein schon deshalb, weil der "Prävention gegen den illegalen Erwerb und den missbräuchlichen Einsatz" radioaktiver Materialien innerhalb der Sicherheitsbehörden ein hoher Stellenwert beigemessen wird.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Bundesamt für Strahlenschutz: Missbrauch radioaktiven Materials in Verbindung mit konventionellem Sprengstoff
  • Website des österreichischen Bundesheers: Die Schmutzige Bombe

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