Laut dem aktuellen Jahresbericht zu Terrorismus in der EU von Europol wird in Online-Gruppen versucht, gezielt Jugendliche zu radikalisieren. Das Alter des jüngsten Verdächtigen erschüttert.
Terroristen werden einem Bericht von Europol zufolge immer jünger. Im vergangenen Jahr war fast jeder dritte Tatverdächtige unter 20 Jahre alt – der jüngste Verdächtige sogar erst zwölf. Die europäische Polizeiorganisation hat in Den Haag einen neuen Bericht zu Tendenzen im Terrorismus vorgelegt.
Laut Europol nutzen "Online-Kultgemeinschaften" digitale Plattformen, um Bilder von extremen Grausamkeiten zu verbreiten und zu normalisieren, Opfer zu erpressen und junge Menschen zu Gewalttaten zu bewegen. Viele dieser gewalttätigen Gruppen hätten Verbindungen zu dschihadistischem Terrorismus und rechtsextremen Gruppierungen.
Europol: Terroristen haben sogar Kinder im Visier
Diese Gruppen hätten insbesondere gefährdete Jugendliche im Fokus, im Schnitt in einem Alter zwischen acht und 17 Jahren. "Terroristische Gruppen haben es auf gefährdete Personen abgesehen", sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle. "Insbesondere auf solche, die mit psychischen Problemen, sozialer Isolation oder digitaler Abhängigkeit zu kämpfen haben."
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Auch der EU-Kommissar für Inneres, Magnus Brunner, rief zur Wachsamkeit auf: "Wir müssen besonders wachsam gegenüber der Radikalisierung junger Menschen und der Ausnutzung von Online-Plattformen durch Terroristen und Extremisten sein."
Mithilfe von KI wird Hass erzeugt
Auch geopolitische Spannungen tragen Europol zufolge zur Radikalisierung bei. Die Polizeiorganisation nennt in diesem Zusammenhang den Gaza-Krieg sowie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, aber auch die unsichere Lage in Syrien.
Eine weitere besorgniserregende Entwicklung ist laut Europol der Einsatz neuer Technologien bei der Radikalisierung und Rekrutierung von möglichen Tätern. Künstliche Intelligenz sei in einem noch nie dagewesen Ausmaß eingesetzt worden, um Propaganda zu produzieren und zu verbreiten – und damit Hass zu säen.
2024 wurden Europol zufolge insgesamt 58 terroristische Anschläge von 14 EU-Mitgliedsstaaten gemeldet. 34 davon wurden demnach wie geplant durchgeführt, die übrigen schlugen fehl oder konnten vereitelt werden. 449 Verdächtige wurden festgenommen. (dpa/bearbeitet von ank)