Elon Musk war omnipräsent in Washington – nun wirkt der einst gefeierte Tesla-Chef wie vom Erdboden verschluckt. US-Präsident Trump erwähnt ihn nicht mehr, seine Rolle im Weißen Haus schwindet. Was steckt hinter dem plötzlichen Bedeutungsverlust?
Noch vor wenigen Monaten war
Doch jetzt scheint der reichste Mann der Welt aus dem politischen Rampenlicht verschwunden. Wie eine Analyse von "Politico" zeigt, hat sich das öffentliche Verhältnis zwischen Donald Trump und Elon Musk drastisch verändert.
Auf Trumps Plattform Truth Social erwähnte der Präsident Musk im Frühjahr noch regelmäßig – mittlerweile seit über einem Monat kein einziges Mal mehr. Auch in Spendenaufrufen der Trump-Kampagne, in offiziellen Mitteilungen des Weißen Hauses und in Briefings ist der Name Musk kaum noch zu finden.
Musk wird für Trump mutmaßlich zum Risiko
Ein Grund für die abrupte Abkehr könnte in Musks sinkender Beliebtheit in der US-Bevölkerung liegen. Laut einer von der "Washington Post" in Auftrag gegebenen Umfrage ist Musk bei den Wählerinnen und Wählern – insbesondere bei Unabhängigen sowie weniger gebildeten Bevölkerungsschichten – deutlich unbeliebter geworden – und auch unbeliebter als Trump selbst.
"Die Öffentlichkeit unterstützt das Ziel, Verschwendung in Washington zu beenden, aber nicht die Art, wie es umgesetzt wurde", zitiert "Politico" den republikanischen Meinungsforscher Frank Luntz. Musks aggressive Rhetorik in seiner Rolle als Chef der Regierungsstelle DOGE ("Department of Government Efficiency") habe mehr geschadet als genutzt – obwohl seine Sparmaßnahmen inhaltlich Anklang fanden.
Rückzug aus der Öffentlichkeit – mit Kalkül?
Musk selbst scheint sich bewusst aus dem Rampenlicht zurückzuziehen. Noch im März trat er in Wisconsin auf, um dort einen konservativen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof zu unterstützen, doch der Auftritt wurde für die Republikaner zum Desaster.
Die Demokraten nutzten Musk als Zielscheibe und warfen ihm vor, mit Millionen Dollar Einfluss auf das Wahlergebnis nehmen zu wollen. Die liberale Kandidatin Susan Crawford gewann deutlich – selbst in einem Bundesstaat, den Trump im November noch knapp für sich entschieden hatte.
"Er ist erledigt, fertig, weg. Die Leute hassen ihn", zitiert "Politico" einen republikanischen Strategen. Musk habe sich bei einem Auftritt in Wisconsin - auf seinem Kopf ein Käsehut - verhalten "wie ein Neunjähriger". Das sei bei den Menschen nicht gut angekommen.
Auch innerhalb der US-Regierung scheint Musk an Einfluss verloren zu haben. So wurde sein Favorit für den Chefposten der Steuerbehörde IRS nach wenigen Tagen wieder entlassen – offenbar gegen den Willen von Finanzminister Scott Bessent. Laut Axios kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, ein Mitarbeiter habe sogar schlichten müssen. Das Weiße Haus dementierte dies nicht.
Musk selbst hatte zuletzt mehrfach betont, er wolle sich wieder auf Tesla und SpaceX konzentrieren. Gleichzeitig kommentierte er Trumps Zollpolitik mit spürbarer Distanziertheit: Er sei lediglich ein Berater, kein Präsident. Er hoffe, Trump werde genau hinsehen, "ob meine Vorhersagen richtiger waren als die Vorhersagen anderer" – ein Satz, der als Seitenhieb gewertet werden kann.
Als Symbol für die neue Ära bleibt Musk präsent
Ist Musk weg vom Fenster? Obwohl seine öffentliche Präsenz schwindet, bleibt der Tesla-Chef ein politisches Symbol – vor allem eines, an dem sich die Demokraten abarbeiten. In TV-Spots und Social-Media-Kampagnen wird er weiterhin als Repräsentant für die Politik Trumps genutzt.
"Es geht nicht um Musk selbst", sagt Jesse Ferguson, ein demokratischer Stratege, zu "Politico". Vielmehr gehe es um den "Muskismus", um das, wofür der Milliardär steht. "Er hat das Drehbuch der Republikaner geschrieben."
Auch in den laufenden Wahlkämpfen – etwa in Virginia, New Jersey oder Kalifornien – wird Musk in Kampagnenmaterial regelmäßig erwähnt. Zwar nicht mehr als Hauptfigur, doch als Sinnbild für eine Politik, die Demokraten als elitär und wirtschaftsfreundlich kritisieren.
DOGE und Trumps Agenda
Musks Rolle als Leiter von DOGE war zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit einer der zentralen Punkte der Regierungsagenda. Seine Aufgabe war es, Staatsausgaben zu kürzen, Programme zu verschlanken und angebliche "Verschwendung" zu beseitigen. Diese Politik verlor zuletzt jedoch an Bedeutung, verdrängt von Trumps Zollpolitik, harten Migrationsmaßnahmen und Budgetkämpfen im Kongress.
Obwohl Musk sein Amt als "Special Government Employee" planmäßig Ende Mai niederlegen soll, wird erwartet, dass sein Einfluss – insbesondere durch die von ihm eingesetzten DOGE-Mitarbeiter – bestehen bleibt. Zudem bleibt der Unternehmer ein finanziell mächtiger Akteur: Allein im Wahljahr 2024 hatte Musk laut "Politico" 290 Millionen Dollar in politische Kampagnen investiert.
Wie lange Musk dem politischen Rampenlicht fernbleibt, wird sich zeigen. Sicher ist nur: Ganz verschwinden wird er nicht. (bearbeitet von szu)