In den USA geraten immer mehr Veteranen durch unbezahlte Krankenhausrechnungen in die Schuldenfalle – teils trotz Versicherung. Besonders betroffen sind ehemalige Soldaten, die auf das staatliche Gesundheitssystem angewiesen sind. Durch Trumps Kürzungen und neue Regeln droht nun zehntausenden Veteranen der finanzielle Ruin und medizinische Unterversorgung. Experten schlagen deshalb Alarm.
Sie haben für ihr Land gekämpft – und fühlen sich nun von der eigenen Regierung im Stich gelassen: Immer mehr US-Veteranen rutschen wegen unbezahlter Arztkosten in die Schuldenfalle. Besonders hart trifft es jene, die auf das Gesundheitssystem der "Department of Veterans Affairs" (VA) angewiesen sind. Unter der Führung von US-Präsident
Einer von ihnen: Matthew Payes. Veteran, alleinerziehender Vater – und verschuldet. Obwohl er bei seinem Krankenhausbesuch im Jahr 2022 versichert war, sitzt er heute auf einem medizinischen Schuldenberg von rund 12.000 Dollar. Seine damalige Diagnose: hoher Cholesterinspiegel. Die Folgen? Unbezahlbare Rechnungen, tägliche Anrufe von Inkassobüros und eine drohende Verschlechterung seiner Kreditwürdigkeit.
"Ich habe das Gefühl, ich werde bestraft, weil ich krank war", so Payes in einem Meinungsstück des Portals "Gander Newsroom". "Ich will ein Haus kaufen, meiner Tochter ein sicheres Zuhause bieten – aber mit dieser Summe im Nacken ist das unmöglich."
Trump dreht Veteranen den Geldhahn zu
Der Fall von Payes ist kein Einzelfall. Seit Donald Trump Anfang des Jahres erneut ins Weiße Haus eingezogen ist, hat seine Regierung tiefgreifende Einschnitte im öffentlichen Dienst vorgenommen – auch beim "Department of Veterans Affairs" (VA). Laut eines Berichts von "PBS NewsHour" sollen rund 80.000 Stellen im Veteranenministerium weggefallen sein – darunter medizinisches Fachpersonal und Sozialarbeiter.
Besonders umstritten ist dabei auch eine neue Regelung, die es VA-Ärzten erlaubt, Patienten aufgrund ihrer politischen oder familiären Situation abzulehnen. Wer unverheiratet ist oder als Demokrat registriert, könne demnach riskieren, keine Behandlung zu erhalten.
"Das ist extrem verstörend und unethisch", heißt es von Seiten der Demokratischen Partei. "Trump macht Veteranen zu Spielbällen seiner politischen Rachefeldzüge."
Krebsbehandlungen gestrichen, Notfallhotlines überlastet
Die Folgen sind schon jetzt gravierend. Laut "ProPublica" wurden bereits lebenswichtige Krebsstudien gestrichen, Veteranen verlieren den Zugang zu Behandlungen bei Kopf-Hals-Tumoren, Nierenerkrankungen oder traumatischen Hirnverletzungen.
Auch die Notfall-Hotline für suizidgefährdete Ex-Soldaten sei von Personalmangel betroffen. "Wir stehen alle unter Schock", sagt Dan Foster, ein früherer VA-Mitarbeiter, im Interview mit PBS. "Niemand weiß, was als Nächstes kommt."
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Auch der US-Gesundheitsexperte Dr. Luke Messac sieht die Entwicklung mit Sorge. "Trump verfolgt einen radikalen Sparkurs auf Kosten der Schwächsten", so Messac im Gespräch mit unserer Redaktion. "Veteranen galten lange als unantastbare Gruppe in der amerikanischen Gesellschaft. Dass gerade sie jetzt unter die Räder kommen, zeigt, wie tiefgreifend sich die politische Kultur verändert hat."
Für viele Veteranen fühlt sich das Leben nach dem Dienst heute wie ein Kampf ums Überleben an – nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Wartezimmer. Ohne politischen Kurswechsel drohen weitere Kürzungen, mehr Schulden, mehr Verzweiflung. "Ich wollte meinem Land dienen", sagt Matthew Payes. "Ich hätte nie gedacht, dass ich dafür mit meiner finanziellen Existenz bezahlen muss."
Über den Gesprächspartner
- Luke Messac ist Notfallmediziner und Medizinhistoriker am Brigham and Women’s Hospital in Boston sowie Dozent an der Harvard Medical School. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der politischen Ökonomie des Gesundheitswesens – insbesondere mit der Geschichte medizinischer Ausgrenzung und finanzieller Ausbeutung. Sein aktuelles Buch "Your Money or Your Life: Debt Collection in American Medicine" beleuchtet, wie medizinische Schulden in den USA systematisch zum Geschäftsmodell wurden – mit drastischen Folgen.