Sonnige und warme Tage von September bis in den Oktober hinein: Der Altweibersommer verwöhnt uns in manchen Jahren besonders lange. Doch woher kommt der Name? Und gibt es jedes Jahr einen Altweibersommer?
Der Altweibersommer steht für sonnige und warme Tage – aber auch für vom Tau feuchte und kühle Morgenstunden, die den nahenden Herbst ankündigen.
Aus meteorologischer Sicht ist der Altweibersommer eine sogenannte Singularität: Eine Wetterlage, die im September und Oktober mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt und sich deutlich vom glatten Verlauf der Durchschnittstemperatur unterscheidet. Neben dem Altweibersommer sind die sogenannten Hundstage oder die Eisheiligen weitere Beispiele für solche Singularitäten.
Altweibersommer: Woher kommt der Name?
Der Begriff "Altweibersommer" hat bereits ein deutsches Gericht beschäftigt: 1989 reichte eine Klägerin am Landgericht Darmstadt Klage ein, da sie in dem Begriff "Altweibersommer" eine Diskriminierung von Frauen sah. Das Wort "Weib" würde für gewöhnlich abfällig gebraucht. Sie hielt den Begriff für nicht wissenschaftlich fundiert und forderte eine Umbenennung der Schönwetterperiode. Das Landgericht wies die Klage jedoch unter anderem mit der Begründung ab, dass der Begriff nicht auf alte Frauen zurückgehe und dementsprechend auch keine Beleidigung der Gruppe der alten Frauen vorliege.
Laut dem Deutschen Wetterdienst geht der Begriff Altweibersommer auf das altdeutsche Wort "weiben" zurück, das "weben" bedeutet. Das steckt dahinter:
- Im Laufe der warmen Tage erwärmt sich die Luft und steigt auf.
- Jungspinnen der Baldachinspinne und der Zwergspinne nutzen dieses Phänomen, um sich zu verbreiten: Sie steigen an Spinnfäden hängend mit der warmen Luft auf und gelangen am Abend mit der sich abkühlenden Luft wieder auf den Boden.
- Dieser "Ballooning" genannte Flug ist rein passiv, die Spinnen können ihn nicht steuern. Die dabei entstehenden Spinnweben sind besonders bei tief stehender Sonne am Abend gut zu sehen.
- Am Boden weben die Spinnen dann ihre Netze, die besonders hübsch anzusehen sind, wenn sich Tau in den frischen Morgenstunden in den Spinnweben absetzt.
Altweibersommer dank hohem Luftdruck
Der Grund für die beständige Wetterlage im Altweibersommer ist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa im September und Oktober. Unter einem Hochdruckgebiet sinkt die Luft großflächig aus größeren Höhen zum Boden herab und erwärmt sich. Dabei lösen sich die Wolken auf und die Sonne scheint.
Anders als im Sommer kühlt die Luft in den inzwischen recht langen Nächten jedoch kräftig ab. In dieser kühleren Luft kann sich regional Nebel bilden, der sich manchmal bis in den Tag hinein hält. In besonders geschützten Lagen, oft im Mittelgebirge, kann es in diesen Nächten sogar den ersten Frost am Boden oder gar Luftfrost des Herbstes geben.

Klimaforschung: Ziele und Projekte aus der Klimatologie
Gibt es jedes Jahr einen Altweibersommer?
Der Altweibersommer zeigt sich etwa in vier von fünf Jahren, er tritt also nicht jedes Jahr auf. In den letzten Jahren deutet sich ein Rückgang der Regelhaftigkeit an. Möglicherweise verändern sich auch durch den Klimawandel atmosphärische Strömungen bei uns in Mitteleuropa, wodurch bisherige Regelfälle wie der Altweibersommer entweder seltener oder zeitlich versetzt auftreten.
Mehr dazu hier: Phänologischer Kalender: Wie der Klimawandel die Jahreszeiten verschiebt.
Überarbeitet von Philipp Multhaupt © UTOPIA