Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox: Bienenfreundliche Pflanzen zu kaufen ist wichtig, um das Insekten- und Bienensterben zu stoppen. Doch der BUND hat in einem groß angelegten Test in vermeintlich bienenfreundlichen Pflanzen jede Menge Pestizide gefunden, die für Bienen – aber auch für uns Menschen – gefährlich sind.
Aktuell kaufen viele Hobbygärtner:innen Blühpflanzen zur Begrünung von Balkon und Garten. Immer mehr Menschen achten bei ihrem Einkauf darauf, bienen- und insektenfreundliche Pflanzen zu kaufen, um Bienen, Hummeln und Schmetterlingen zu helfen.
Doch viele der Zierpflanzen, die vom Handel als "bienenfreundlich" vermarktet werden, sind nicht nur wenige hilfreich, sondern massiv mit Pestiziden belastet. Eine aktuelle Untersuchung des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Niedersachsen) zeigt: Nur 3 von 85 getesteten Pflanzen waren frei von Pestiziden – das sind nur rund 4 Prozent.
Giftalarm bei "bienenfreundlichen" Pflanzen
In Gartencenter, Baumärkten und Supermärkten in ganz Niedersachssen kaufte der BUND 85 Pflanzen, die als bienenfreundlich ausgelobt waren. Alle Proben wurden auf rund 600 Einzelsubstanzen untersucht.
Die Ergebnisse sind alarmierend:
- 82 von 85 Pflanzen enthielten Pestizide.
- Über die Hälfte davon enthalten Wirkstoffe, die nachweislich für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten giftig sind.
- In 35 Pflanzen wurden Pestizide gefunden, die in der EU längst verboten sind (z. B. Bifenthrin, Diphenylamin).
- In 33 Pflanzen fanden sich Pestizide, die für Menschen als potenziell krebserregend oder fruchtbarkeitsschädigend gelten, darunter Epoxiconazol und Propiconazol.
Die Ergebnisse des aktuellen Tests sind kein Einzelfall. Der BUND testet seit 2021 jährlich Pflanzen auf Pestizide, jedes Jahr wurde eine hohe Belastung festgestellt. Im Jahr 2024 wurden in 96 Prozent der getesteten Proben Pestizide gefunden.
Das Magazin "Öko-Test" hat aktuell Lavendelpflanzen auf Pestizide testen lassen. Viele der Lavendelpflanzen enthalten Pestizide, einige sogar Pestizidcocktails.
Bis zu 11 Gifte pro Pflanze: Was Öko-Test in Lavendel entdeckt hat
Wenn Bienenrettung zur Giftfalle wird
Der Begriff "bienenfreundliche Pflanze" ist nicht geschützt – und das macht es Verbraucher:innen schwer. Der BUND kritisiert: Die Deklaration im Handel ist oft irreführend. Die Pestizide gelangen über Nektar und Pollen zu den Insekten – und machen die gute Absicht zur tödlichen Falle.
Pestizide kommen auch bei Kräutern vor
Neu im Test 2025: Auch Küchenkräuter wie Rosmarin und Bohnenkraut wurden untersucht – mit bedenklichen Ergebnissen. Diese Pflanzen enthalten ebenfalls Rückstände gesundheitsschädlicher Pestizide.
Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden
Wie kann es sein, dass derart belastete Pflanzen in den Handel kommen? Eine Erklärung: Viele Jungpflanzen stammen aus dem globalen Süden, etwa aus Afrika oder Lateinamerika. Dort sind Pestizide oft erlaubt, die in der EU verboten sind. Der BUND kritisiert mangelnde Transparenz und fehlende Kontrolle bei Lieferketten.
So kannst du beim Einkauf giftige Pflanzen vermeiden
Leider gibt es keine Kennzeichnungspflicht und keine verbindlichen Grenzwerte für Zierpflanzen. Bis dahin hilft nur, bewusst einzukaufen:
- Bevorzuge Pflanzen mit Bio-Siegel – hier ist der Einsatz von Pestiziden verboten.
- Kaufe in regionalen Gärtnereien, bei denen du dich nach Anbauweise und Herkunft erkundigen kannst.
- Ziehe Pflanzen selbst aus Bio-Samen.
- Wähle ungefüllte Blüten – gefüllte Sorten bieten keinen Nektar.
- Setze auf heimische Pflanzen, die auf die Bedürfnisse von Wildbienen abgestimmt sind.
- Gestalte deinen Balkon oder Garten pestizidfrei.
Corinna Hölzel empfiehlt außerdem Ableger zu tauschen: "Stauden kann man, wenn sie groß genug sind, ausgraben und teilen. Es gibt mittlerweile Pflanzentauschbörsen im Internet und auch auf Märkten, wo Gärtner:innen neue Stauden bekommen können. So lernt man auch Gleichgesinnte kennen und kann sich inhaltlich austauschen."
Bienenweide anlegen: 11 Pflanzen für Bienen und wie du sie säst

Wie belastet sind Jungpflanzen von Tomaten, Gurken & Co.?
Nachdem Zierpflanzen unglaublich pestizidbelastet sind, hat uns interessiert: Wie sieht es bei jungen Gemüsepflanzen wie Tomaten, Paprika, Salat, Gurken & Co. aus? Sind hier Spritzgifte ebenfalls eine Gefahr? Corinna Hölzel kann hier beruhigen: "Beim Gemüse kommt weniger Ware aus dem globalen Süden. Viele Gärtnereien ziehen Gemüsepflanzen komplett hier. Da findet man sicherlich auch Pestizidrückstände. Ich gehe aber davon aus, dass die Rückstände geringer sind und keine nicht zugelassenen Pestizide im Einsatz sind." Da Gemüse-Jungpflanzen nicht getestet wurden, handelt es sich hier nur um Vermutungen. © UTOPIA