Was tun, wenn das eigene Wohnviertel ständig von Touristen zugeparkt wird? Anwohner im niederländischen Badeort Zandvoort haben eine ungewöhnliche Lösung gefunden – und sorgen damit für Aufruhr.
Zandvoort an der niederländischen Nordseeküste ist mit seinem langen Sandstrand ein beliebtes Ausflugsziel. Auch viele Deutsche zieht es dorthin, vor allem aus dem Westen der Republik. Anwohner stört das. Nicht, dass die Besucher aus Deutschland kommen, sondern die Touristenmassen generell. Besonders an sonnigen Wochenenden parken Besucher die Wohnviertel nahe dem Strand zu.
Einige Bewohner des Parkbuurt-Viertels haben sich allerdings einen raffinierten Trick ausgedacht, um Besucher fernzuhalten: Sie manipulierten Google Maps, sodass Straßen in ihrem Viertel als gesperrt angezeigt wurden.
Besonders am Wochenende des 12. und 13. Juli sorgte die digitale Sperre für Verwirrung. Laut "SWR3" irrten Touristen orientierungslos durch den Ort, weil ihre Navigationsgeräte plötzlich zahlreiche Straßensperrungen anzeigten – die in Wirklichkeit gar nicht existierten.
Google Maps-Trick: Touristen werden Straßensperrungen angezeigt
Die Manipulation ist überraschend einfach: Die Anwohner nutzten eine Funktion bei Google Maps, mit der Nutzer Verkehrsbehinderungen melden können. "Man geht auf die App, klickt das Warndreieck-Symbol an und wählt Spursperrung aus", berichtet SWR3-Reporterin Caro Knape. "Das haben in Zandvoort mehrere Bewohner gemacht, und die Straßen angegeben, die von den Touristen zugeparkt werden." Wer auf dem Weg dorthin gewesen sei, habe eine Straßensperrung angezeigt bekommen und sei umgeleitet worden.
Die Bewohner machten sich damit eine Schwachstelle des Navigationsdienstes zunutze: Google Maps übernimmt solche Nutzermeldungen ohne weitere Überprüfung, wenn sie gehäuft auftreten.
Geplante Aktion mit Vorgeschichte
Die Aktion war kein spontaner Einfall. Wie die niederländische Zeitung "NL Times" berichtet, hatten Dutzende Bewohner des Parkbuurt-Viertels bereits seit April damit begonnen, ihre Straßen digital zu "sperren".
"Die Gemeinde verspricht allerlei Maßnahmen, aber unserer Ansicht nach passiert zu wenig", zitiert "NL Times" einen Anwohner. Obwohl die Parkgebühren erhöht wurden, habe dies keine spürbare Wirkung gezeigt. Die Bewohner beschreiben ihre Google Maps-Aktion als "die am wenigsten störende Maßnahme", um Druck auf die Gemeinde auszuüben.
Stadt reagiert mit Hinweisschildern
Mit ihrer Aktion haben die Anwohner nicht nur Touristen verärgert, sondern auch andere Zandvoorter – insbesondere diejenigen, die Ferienwohnungen vermieten und deren Gäste plötzlich dachten, nicht mehr anreisen zu können, wie die "Neue Ruhr Zeitung" berichtet.
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Auch offizielle Vertreter der Stadt sähen das Image Zandvoorts als gastfreundliche Urlaubshochburg in Gefahr, so die "NL Times". Stadtrat Gert-Jan Bluijs zeigte demnach sich besonders verärgert über die Sabotage. "Sie verlagern die Verkehrsprobleme in andere Viertel", kritisierte er.

Als Reaktion auf die digitale Manipulation hat die Stadtverwaltung von Zandvoort nun Hinweisschilder aufgestellt. "Navigatie uit, P-route volgen" – zu Deutsch: "Bitte Navi ausschalten und den offiziellen Parkplatz-Schildern folgen" steht darauf zu lesen. (bearbeitet von sbi)